ISIL verübt Massaker in Turkmenendörfern

Vorgehen ähnelt dem von Boko Haram

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Die salafistische Terrororganisation ISIL geht im Irak ähnlich vor wie ihre Gesinnungsgenossen von Boko Haram in Nigeria: Sie überfällt Dörfer von Andersgläubigen und massakriert dort unbewaffnete Bewohner. Das berichtet die Washington-Post-Reporterin Abigail Hauslohner unter Berufung auf Aussagen von Überlebenden aus Brawawchli, Karanaz, Chardaghli und Bashir - vier Dörfern in der Nähe der Ölstadt Kirkuk, die von schiitischen Turkmenen bewohnt wurden.

Die Turkmenen im Irak sprechen eine andere Sprache als die Turkmenistans. Sie ähnelt den türkischen Dialekten in der Provinz Kars und in Aserbaidschan. Auch deshalb versteht sich die Türkei als Schutzmacht dieser Bevölkerungsgruppe, die - je nach Zählung - zwischen 500.000 und drei Millionen stark ist. Die Zählungen sind auch deshalb sehr unterschiedlich, weil umstritten ist, wie viele Turkmenen in die Türkei und in die EU auswanderten und wie viele die kurdische oder die arabische Umgebungssprache annahmen.

In der Stadt Kirkuk, die von kurdischen Peschmerga gehalten wird, registrierte eine Hilfsorganisation im Turkmenenviertel Wasiti 400 aus den vier Dörfern geflüchtete Turkmenenfamilien. Das sind nur etwa zehn Prozent der Familien, die vor den Überfällen in den Dörfern lebten. Wie viele sich in die Stadt Tuz Khurmatu, das Dorf Taza und andere Ortschaften flüchten konnten und wie viele ausgerottet wurden, ist nicht bekannt.

Turkmenenmädchen in traditioneller Tracht (kein Bild eines der Todesopfer).

Turhan Abdel-Rahman, der stellvertretende Polizeichef von Kirkuk, geht davon aus, dass es mehr Tote gibt als die 40, die bislang registriert wurden. Unter diesen befinden sich ein zehn- und ein dreizehnjähriges Mädchen. Sie stammen aus dem Dorf Bashir. An der Straße zu diesem Dorf legten die Salafisten 15 Leichen ab, die von Peschmerga gefunden wurden. Alle wiesen Schüssen in den Kopf auf, die aus nächster Nähe abgefeuert wurden.

Im Dorf Brawawchli sollen die Salafisten am Mittag des 17. Juni mit erbeuteten amerikanischen Humvee-Geländefahrzeugen eingedrungen sein und mit Maschinengewehren auf die flüchtenden Bewohner geschossen haben. Der schiitische Turkmene Askar H. berichtet, dass er sich mit seiner Familie in einen Dattelpalmenhain flüchtete. Dort stellten sich er, seine Frau und seine Kinder bis zum Anbruch der Nacht tot, damit die fortwährend Allahu-Akbar-rufenden Terroristen, die die schwarze Dschihadisten-Fahne mit sich führten, nicht auf die Familie aufmerksam wurden.

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