Ich poste, also bin ich
Zu den klammheimlichen bis lautstarken Freuden des Telepolis-Forums
Richard Sennett wünschte sich die Stadt öffentlichen Handelns als ein Forum, "auf dem es sinnvoll wird, anderen Menschen zu begegnen, ohne dass gleich der zwanghafte Wunsch hinzuträte, sie als Personen kennen zu lernen." Sennetts Wunsch zielte darauf, die Tyrannei der Intimität zu beenden, um öffentliche Interessen wieder jenseits von individuellen Persönlichkeitsmaßstäben, jenseits eines eigensüchtigen, idiosynkratischen Selbst zu bestimmen. Sennett müsste also über die Optionen des Telepolis-Forums grundsätzlich glücklich sein, wenn man den Begriff der öffentlichen Interessen nicht allzu eng zieht: Idealtypisch gewährt das Forum jedem die öffentliche Begegnungschance, ohne sich als Privatperson, als Realexistenz, als politisch korrektes Mitglied einer Gesellschaft outen zu müssen.
Aber auch hier wirkt keine einfache Magie, entprivatisierte Meinungen in öffentliche Interessen zu verwandeln, sondern im Herausgeberschutz des "disclaimers" segeln die zahllosen, zumeist unbekannten Meinungsmacher zwischen ungerührtem Solipsismus, kommunikativen Absichten wie Attitüden, Albernheiten und ernster Sorge um die ach so flüchtige Wahrheit. Mit anderen Worten: Das Forum präsentiert sich als eine komplexe Szene, die sich gegenüber dem soziologischen Zugriff als kaum weniger sperrig erweist als die vielen Szenen der Realgesellschaft jenseits der Monitore.
Multiple Helden
Die Befreiung von der lästigen Identität, von der Erdenschwere der Realexistenz wird zum sichtbarsten Zeichen entfesselter Netzkommunikation. Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein, gilt inzwischen weniger für jenes unauffindbare Arkadien als für das neue Online-Digitalien. In der Unverbindlichkeit und Zufälligkeit der Netzbegegnung werden die mühselig sozialisierten Rollenmuster und -spiele zur Disposition gestellt, zur Spielmasse verknetet, ja explodieren zu multiplen Persönlichkeiten, deren Partikeln und Partikelchen. Nicht länger die Einsicht in die Notwendigkeit, ein ganzes, mühselig langes Leben mit einer ehernen Identität führen zu müssen, sondern die pure Möglichkeit, jederzeit ein anderer zu sein, regiert nicht die geringste Lustbarkeit der Netzexistenz. Ab jetzt darf jeder Clark Kent da draußen vor dem Monitor ein Online-Superman sein. Für fünf Minuten, für eine Warhol-Viertelstunde relativer Berühmtheit oder gar als lebenslängliche Zweit- und Mehrfachexistenz.
Im Telepolis-Forum sind Helmut Kohl, Gerhard Schröder, George W. Bush oder Fieslinge wie Al Capone und Saddam Hussein genau so Stammgäste wie ungezählte selbstgeschöpfte oder entliehene Fantasiewesen a la "demon driver", "nihilist" oder "cog". Kürzelwesen mit der Lebensdauer eines Telegramms begegnen selbstironischen Protagonisten wie "Sepp, der Depp". "Nihilist" schreibt zu seinem "nom de guerre": "Der Name wurde mir hier im Forum als Beschimpfung gegeben. Ich bleibe dabei aus Provokation diesen Leuten gegenüber. Soll nicht heißen, ich stünde nicht hinter meinen Statements! Nihilismus war mal meine Geisteshaltung, mittlerweile sehe ich das differenzierter." Die Miniaturidentität des Statements gerät zum Kinderspiel, keine langwierigen Selbstentwürfe gehen dem voran, die in den Windkanälen des Sozialen auf Wahrheit, Wahrhaftigkeit oder Erträglichkeit getrimmt werden müssten.
Sherry Turkle erkannte das "übersättigte Selbst" als typische Identität in Zeiten des Internets, ein Selbst, das in den ständigen Referenzen vielfältiger, unzusammenhängender Inhalte, ohne Mitte und Halt auskommen muss (Sherry Turkle, Leben im Netz - Identität in Zeiten des Internet, Hamburg 1998). Aber der "Verlust der Mitte", den Sedlmayr und andere Kulturpessimisten ja bereits lange zuvor als Kondition einer aus den Fugen geratenen Kultur glaubten erkennen zu können, kann erheblich mehr sein als nur die negative Seinsweise einer zerfaserten Identität. "Wie können wir multipel und zugleich kohärent sein?" fragt Sherry Turkle optimistisch.
Darauf gibt es viele Antworten. Eine struktuell zufrieden stellende Soziologie der geeks, nerds, cranks und anderer flüchtiger Interface-Typen steht indes noch aus, wenn sie denn überhaupt in der Beschleunigung virtueller Gesellschaftstypen und ihrer Szenen je geschrieben werden könnte. Jedenfalls ist das Selbst mit seinen neuen wie alten Lüsten und Leiden unterwegs, sich weniger geschlossen und stabil zu organisieren, mehr Welt und Welten zuzulassen, als es je zuvor möglich war.
Auch das Telepolis-Forum avanciert zum Kristallisationspunkt für die Inkonsistenzen, die im Spiel, in der Ironie, in der Selbstdistanz lustvoll empfunden werden können. Foren wie dieses machen immerhin deutlich, wie gering das Interesse an einer geschlossenen Identität sub specie virtualis wird. Viele dieser Identitäten präsentieren sich als situativ oder saisonal bedingte Selbstbezeichnungen. "Instantaneität vor Identität" wird zum Motiv der neuen Helden. Freilich, selbstgewissere Forumsexistenzen posten auch ihre Adresse, notieren vermutlich ihren "wahren" Namen, werden mitunter zu unermüdlichen und gern gesehenen Korrepetitoren der Autoren wie etwa Marcus Hammerschmitt oder Mischa Abendroth.
Exkurs: Telepolis oder die virtuelle Öffentlichkeit
Jede Meinung, erhaben oder banal, clickt sich zwar mühelos ihren Weg auf die "virtuelle Agora" frei. Aber lösen sich hier tatsächlich die Hoffnungen ein, der vernetzte Bürger könne das öffentliche Schicksal der Gesellschaften nunmehr virtuell besser realisieren als in jener vorgängigen Welt, die zwischen "Basis" und "Herrschaft" zahlreiche Ausgrenzungsmechanismen präsentiert?
Habermas hatte den Strukturwandel der bürgerlichen Öffentlichkeit von der Beobachtung ausgehend beschrieben, dass sich der Bereich der öffentlichen Gewalt von der Sphäre des Privaten, d.h. der Gegenöffentlichkeit, trennt. In der Folge werde der Gehalt bürgerlicher Öffentlichkeit zunehmend mit der Intervention des Staates in private Bereiche wie vice versa durch Vergesellschaftung des Staates beschädigt. Es komme einer Refeudalisierung der Öffentlichkeit gleich, wenn große Organisationen Öffentlichkeit zugleich ausschließen wie sich ihrer plebiszitären Zustimmung versichern. Meinungen würden zur Munition ihrer jeweiligen politischen Interessen, in denen sich die Trennung von Staat und Gesellschaft auflöse.
Mit dem Internet sind die Gefahren manipulativer Massenmedien längst nicht liquidiert, aber die Veränderungen der medialen Struktur, die Erosion einseitiger Sender-Empfänger-Verhältnisse lassen die bisherige Sozial- und Kulturkritik an übermächtigen Meinungsmachern und Herrschaftscliquen nicht mehr völlig sakrosankt erscheinen. Manipulation, die ja auch die Frankfurter Schule seit der frühen Kritik an der Kulturindustrie zum immer währenden Anstoß erklärte, verliert ihre paradigmatische Bedeutung, wenn Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit, Wahrheit und Lüge heute nur noch einen Mausclick voneinander entfernt liegen.
Dem euphorisch eingeleiteten Glauben an die virtuelle Agora, den technologisch aufgerüsteten Marktplatz ungehemmten Redens und Diskutierens, begegnete schon früh die Kritik, auch Cyberspace sei ein durch viele Hindernisse - Medienbündnisse, Teilnehmerexklusivität, Überwachung, Kosten, Herrschaftstechnologie, "protected mode" (Friedrich Kittler), technisches Wissen etc. - versperrter Bezirk, der nicht weniger Hierarchien und Herrschaften begründe, als jene vielfach begrenzten Partizipationschancen des Bürgers in 2real life" den Glauben an die Demokratie längst beschädigt haben. "Diese Limesgrenzen sorgen dafür, dass aus der "Telepolis" keine universale Interaktionsmaschine wird" (Rudolf Maresch).
Sicher ist "Telepolis" kein universales Remedium einer demokratisch idealen Öffentlichkeit, aber der Versuch einer Wiedereroberung des öffentlichen Raums ist zumindest gegenüber einer "psychopathia medialis" vorzugswürdig, die alle Hoffnung vor den vermeintlich allmächtigen Agenturen neuer wie alter Herrschaft fahren lässt. Diese öffentlichen Reflektionen über die verbliebene oder wiedergewonnene Macht des Öffentlichen überziehen als Dauerthema auch das "Telepolis-Forum", aber selbst wenn Diskurse noch keine Machtausübung sein mögen, hält zumindest der Druck auf die vielen Geheimbezirke einer soziostrukturell und technologisch abgesicherten "Internet-Macht" die Geschichte offen. Vielleicht gilt aber nach wie vor, dass über die "List der Geschichte" zuletzt weder Menschen noch Algorithmen entscheiden werden.
Autorlose Hypertexte
Thomas Hobbes erschien Demokratie nichts anderes zu sein "als eine Aristokratie von Rednern, die manchmal durch die zeitweilige Alleinherrschaft eines Redners unterbrochen wird." Michael Walzer konstatiert dagegen für moderne Formen der Demokratie, dass der Einzelredner seine Dominanz längst verloren hat. "Telepolis" ist idealtypisch eine Textdemokratie, die vordem relative starre Funktionsverteilungen zwischen "Meinungselite" und "Unterworfenen" verwischt. Auf dem Forum wird das Statement pur zum Freispiel gegen die behäbige Rollenverteilung von Autoren und Lesern. Die alte, schwerfällige Differenzierung zwischen Kulturproduktion und -rezeption, vormals durch die technologischen Bedingungen klein geratener Speicher und selbstgefälliger Redaktionen weit gehend festgelegt, verliert ihre Trennschärfe. Waren ehedem Leserzuschriften meist rar, wurden in Redaktionen kastriert und zensiert, wenn sie denn überhaupt zugelassen wurden, gilt jetzt das direktdemokratische Prinzip "Ohne Filter". Der erhabene Autor kann sich nicht länger vor einer einsamen und schweigenden Masse im unangefochtenen Monolog ergehen, sondern seine Meinung, sein Stil, seine Informationsbasis geraten ins Fadenkreuz von Lesers Aufmerksamkeitskanonen. "Observer" ante (respektive ad) portas.
Im Netz wird Wissen entpersonalisiert, demokratisiert, aber auch versteckt oder unzugänglich gemacht. Open source und "Linkomanie" beschleunigen das Wissen der Autoren und Leser gleichermaßen. So verwandeln sich kommentierte Texte im Telepolis-Forum mitunter zu multiperspektivischen und polyfonische Beobachtungen, die kein Autor je alleine leisten könnte. Thema und Variation werden zu unendlichen Peripherien und Ausläufern in das beliebteste Niemandsland des Netzes "Off-topic" vertext. Im Stil der mittelalterlichen Kompilatoren werden längliche Anmerkungen gepostet, die es mit dem Ausgangstext lässig aufnehmen. Linkfluten ergießen sich über Seiten, die Lesers Surflüste provozieren oder sich im Nirwana des Netzes unbesehen verflüchtigen.
Cyber-catch-as-catch-can
Auf der Telepolis der virtuellnarzisstischen Eitelkeiten wird der Diskurs zum ungezähmten catch-as-catch-can, mit und neben ernsthaften Reflektionen, tröpfelnden Meinungen, die sich selbst noch suchen und entschiedenen Statements, die furchtlos und ungehindert die eckige Welt rund machen. Da keine Gesichts- oder Ausweiskontrolle am Zutritt aufs Forum hindert, wird aber nicht zuletzt auch die Tarnkappenfröhlichkeit von Textbrandstiftern und Radikalpropheten auf's Vorzüglichste bedient.
Freie Assoziation, Urschrei, Abreaktion und viele andere Äußerungen des "Primärprozesses" richteten sich je gegen die aufgezwungene Selbstkontrolle von Gesellschaften, die ihr Aggressionspotenzial immer wieder in hohen Anforderungen an menschliche Integrationsfähigkeiten reproduzieren. Gesellschaften haben sich je zahlreicher Mittel versichert, um das leidvolle Realitätsprinzip mindestens für ein delirierendes Intermezzo in Saturnalien, Festen oder so bizarren Veranstaltungen wie dem Orgien-Mysterien-Theater auszuhebeln. In der freischwebenden Virtualität wird der Ausbruch aus gesellschaftlichen Regelsystemen in unendlich erleichterter, aber auch folgenloser Weise möglich. Was wäre, wenn "LouCypher", "Ejacu late", "Moralbombe" oder "Pseudo Democracy" sich leibhaft begegneten oder gar - wie ein Telepolis-Leser räsonniert - wenn die virtuellen Gegnerschaften sich im Big-Brother-Container hautnah wieder fänden?
"Haste Dir Bulleneier implantieren lassen?" lautet etwa die fröhliche Frage eines virtuellen Protagonisten an den anderen, der einen nicht weniger präpotenten Stil pflegt. Das politisch unkorrekte Statement wird zum fröhlichen Rülpser wider die Ordnung da draußen, die Freud mit dem Unbehagen an der Kultur beschrieb und der Kultur später mit dem Etikett "Null Bock" auf die hohe Stirn geklebt wurde. Gnadenlos wird gebolzt, geholzt und jede Unsachlichkeit muss damit rechnen, lässig überboten zu werden. So führt etwa der moralinsaure Vorwurf gegen den Autor, antikatholischen Hetzartikel verfasst zu haben, zur beinharten Verweisung auf die kirchliche Inquisitionsgeschichte, einschließlich der verabscheuungswürdigen Segnung von Bomben, mit denen Kinder zerfetzt wurden.
Galt schon Papier als geduldig, so haben bits und bytes eine Elefantenhaut. "Das ist der schwächste Text, der je in Telepolis veröffentlicht wurde". Recht so, das muss ein guter Leser sein, der solchen Überblick besitzt. "Unwürdig", "banal", "schon besser als das letzte Mal". "Wer hat dem Autor das große Handwörterbuch der Adjektive geschenkt?" notiert die ironische Verärgerung des Lesers über einen Stil, der nicht seiner ist. Auch der alte, nicht nur teutonische Groll gegen Fremdwörter erregt Puristen und selbst ernannte Sprachschützer, die "Denglisch" für die babylonische Ausgeburt des Bösen halten. "Fremdwörter sind die Juden der Sprache" hatte Adorno zwar seinen Kritikern als Selbstverteidigungsgestus entgegengeschleudert. Aber vielleicht sind Fremdwörter und Anglizismen doch nur die narzisstischen Krawattennadeln des überheblichen Autors, die großzügig über den wohlfeilen Textkörper verteilt werden. Autors Elfenbeinbehaglichkeit wird im Feedback des Widerspruchs empfindlich gestört, aber auch Schreibers Fehler und Ungenauigkeiten durch Leser unnachsichtig kritisiert, die es allemal besser als der Bescheidwisser wissen.
Solidarisierungswellen mit dem Autor, markiert durch einen Regen von Pluszeichen, werden von Gegenmeinungen durchspült. Das Forum gerät zum Turnierplatz für frisch begründete Privatfehden. Der unermüdliche "HUGO" und die eher rare Erscheinung "Pater Illic" streiten sich über die Bioethik und der vorgängige Text ist nur der nachrangige Anlass, das in aller gebotenen Polemik zu tun. Überhaupt verschwinden die Texte hinter angeklebten Meinungen, wenn sich Lesers (Un)Mut in der moralischen Aufheizung des Themas so richtig Luft macht. Was interessiert mich der Autor, wenn "ich" bzw. mein "alter ego" eine Meinung haben? Aber auch hier gilt "The empire strikes back", mitunter stürzen sich die Autoren - Gruß an "ghack"! - selbst in die wilde Schlacht der Meinungen, die keine echten Sieger und Verlierer, sondern nur schnell heilende virtuelle Wunden kennt.
Tausendundeins Plateaus
Der Geltungsanspruch diverser virtueller Rhetoren erfüllt sich in Duftmarkenexistenzen. Das allgegenwärtige "Killroy was here" flieht das Toilettendasein, um sich als Dauergast in Muds, Chat-Rooms oder eben Foren einzurichten. Einschreibungen oder "Zirkumfession" (Derrida) hätte man das vordem schönfärbend in dekonstruktivistischen Texten genannt. Das Aneinandervorbeireden wird zu einer Diskurslust, wie es sich Herr Habermas im Frankfurter Oberseminar nicht hätte träumen lassen. Deleuze, Guattari, Lyotard, Baudrillard haben auf den tausendundeins Plateaus der frechfröhlichen Hyperdiskurse unendlich Recht, wenn jede "message" den Konsens in weiteste Ferne rücken lässt. Rhizomatisch wuchern die Meinungen das Forum zu, ohne noch einen arbiter elegantiarum zu bemühen, im Gestrüpp der kleinen Erzählungen, der Ab- und Ausschweifungen, wie sie Lawrence Sterne nicht quälender hätte ersinnen können, zu vermitteln. Unzweifelhaft hat die Diskurstheorie des manierlich-methodischen Aufeinanderzuredens im "Telepolis-Forum" ihre universalpragmatische Widerlegung gefunden.
In der zentrumslosen Topografie des Netzes empfiehlt sich Off-Topic geradezu als die selbstverständlichste Form kommunikativer Selbstbestätigung. Im Forum kann jeder auf eigenen Kredit leben. Fast möchte man glauben, dass auch Dieter Kunzelmanns diskurstheoretisch folgenschweres Wort von den eigenen Orgasmusschwierigkeiten, die ihn die Weltkatastrophenlage vergessen lassen, jetzt erst seine wahre mediale Erektion erfährt. Auch digitale Monologe, die sich nicht mehr von projizierten Verhaltenserwartungen einer ums Gemeinwohl gescharten Öffentlichkeit stören lassen, werden gesellschaftsfähig, so wenig sie es auch sein wollen. Ob also der eingangs zitierte Richard Sennett letztlich mit diesem Forum, das mit den vormaligen Differenzierungen von Öffentlichkeit und Privatheit spielt, glücklich würde, mag das Forum selbst entscheiden - so wie es ohnehin eine Allzuständigkeit für alle wichtigen Menschheitsfragen per Selbstermächtigung besitzt.
Epilog
Roland Barthes hatte auf die Frage, was er vom Schreiben erwarte, im Sinne vieler Schriftsteller geantwortet, dass ihn der Leser liebe. Flaubert hatte mit noch mehr Pathos und Sinn für's Paradoxe formuliert, dass ihm der Ruhm gar nichts bedeute, er aber sein Leben daran setze. In Zeiten knapper Aufmerksamkeitsressourcen muss man seine Leser lieben, so "ungezogen", besser- bis allwisserisch sie sind. Daran erkennt sich der lernfähige bis masochistische Autor zuletzt ja selbst wieder. "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Autor im Land?" Die Antwort kennen nur die Helden des Forums, auch wenn sie in den Wind geschrieben sein könnte.
"Blahblah" meint der Forumsbesucher "free" pars pro toto und vermutlich steckt dahinter ein ganzes Programm, das einer virtuellen Lebenszeit palavernd bis räsonnierend standhält - eingedenk eines selbstkritischen Nietzsches, der trotz seines größenwahndurchtränkten "Ecce homo" auf einen seiner vielen Zettel kritzelte: "Ich bin nur ein Wortemacher: was liegt an Worten! Was liegt an mir!" Und jetzt liegt es wieder an Euch...