Im Gusev-Krater war es trocken

Mit dem "Spirit" unterwegs durch Sand und Wind

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Die Entdeckungen des Rover "Spirit" haben im Gegensatz zu seinem Zwilling "Opportunity“ nicht die hohen Erwartungen der Mars-Mission erfüllt. Weder die Oberflächenbeschaffenheit noch die analysierten Steine lassen darauf schließen, dass – wie ursprünglich angenommen – im Gusev-Krater einst Wasser verborgen war (Ausflug zum staubtrockenen Gusev-Krater). Doch wie steht es mit dem allgegenwärtigen Wind auf dem Mars?

R. Greeley und Mitarbeiter haben sich dieser Frage in ihrem Artikel in der Zeitschrift Science zugewandt. Die Forscher beschreiben in der Nähe des Landeplatzes, an der Columbia Memorial Station, die typischen Veränderungen wie wir sie von der Erde kennen: flache oder rasch aufeinander folgende Bodenwellen, Verwehungen und windseitige Erosionen an den Steinen. Die Schuttdecke ist nicht staubfrei, sondern wird von Dunst und fein granuliertem Geröll überzogen. Roter Schutt erreicht dabei 0,5 Meter bis zu 15 Metern.

Nach der Fahrt mit dem Rover verbleiben die Spuren durch seine Räder auf der Marsoberfläche (Bild: Science)

In der Nähe des Bonneville-Kraters und an vielen Stellen der Vertiefungen, die wiederum durch eine glatte Körnung von der Umgebung abgesetzt sind, hat sich der Schutt abgelagert. Selbst im Bonneville Krater, dessen Inhalt nicht unmittelbar analysiert wird, verrät die Asymmetrie die Richtung des Windes - von Nord-Nordwest nach Süd-Südwest. So wie der Wind bläst, ist das in Windrichtung am weitesten gelegene Stück aufgewölbt. Darüber hinaus zeigen die Gesteinsabschürfungen am "Adirondack" sowie am "Humphrey" die Abwanderung des Gesteinsstaubes in der Windrichtung. Ein beachtlicher Effekt, wenn man bedenkt, dass die Gesteinsbohrungen gerade 4 bis 5 Stunden in Anspruch nahmen.

J.A. Grant und seine Mitarbeiter betrachten ebenfalls in Science vor allem zwei Phänomene, mit denen sie die sichtbaren Formationen deuten. Da ist einmal der Bonneville-Krater. Der Kraterrand überragt die Oberfläche bis zu 6,40 Meter. Die Tiefe reicht bis zu 10 Metern und ist reichlich durch Schutt verdeckt. Die Beschaffenheit des Kraters spricht nach Ausdehnung und Form für eine vulkanische Quelle.

Die "Vertiefung" entsteht aus dem Material des extra-martialen Flugkörpers und dem lokalen Anpassungsprozess (Bild: Science)

In der Nachbarschaft finden sich allerdings Reste von "Vertiefungen". Ihre Ausmaße reichen von 20 Metern bis zu 1 Meter. Ferner sind die Vertiefungen zufällig angeordnet. Die Kombination ist nach Meinung der Forscher Ausdruck einer extra-martialen Ursache: Es handelt sich um Meteoriten oder Asteroide, die auf den Mars gefallen sind. Wie auch auf der Erde wird die Oberfläche in kurzer Zeit den Verhältnissen angepasst. Auf dem Mars erzeugt der Einschlag zunächst ein relativ großes Durcheinander von allen möglichen Steingrößen. Da der Windeinfluss ständig aktiv ist, zerkleinert er die Steine. Dadurch bildet sich eine zunehmend einheitliche Bodenstruktur aus. Sie ist es, die die ehemaligen "Vertiefungen" anfüllt. Da diese Struktur zum Teil anderer Natur ist als die Bodenbeschaffenheit, die durch den vulkanischen Einfluss entstanden ist, tritt ihr Unterschied bei der Betrachtung der Oberfläche und beim Befahren mit dem Rover zu Tage. An der "Laguna hollow" etwa, wo von den Rädern des Rovers der Staub wegradiert wird, bleibt unter den Rädern eine wenig dicht gepackte Formation übrig.

Wo ist das Wasser?

Vor einem Jahr lieferte die Sonde "Mars Odyssey" Beweise für Wasservorkommen am Südpol des roten Planeten. Inzwischen zeigen neue Analysen russischer und amerikanischer Forscher, dass sich im Permafrostboden der nordpolaren Region des Mars möglicherweise sogar noch mehr gefrorenes Wasser befindet als am Südpol. Die Wissenschaftler um Igor Mitrofanov vom Institut für Weltraumforschung in Moskau und Maria Zuber vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge veröffentlichen ihre Analysen und Berechnungen bereits im Frühjahr in Science.

Die in einem Durchmesser von 45 mm abgeschliffenen Areale auf Adirondack und Humphrey. Der Sand wird entsprechend der Windgeschwindigkeit vorwärts getrieben (Bild: Science)

Ferner bohrte der zweite Rover "Opportunity" erfolgreich einen Stein an, dessen Oberfläche mit einem Wellenmuster versehen ist und hohe Salzkonzentrationen nachweist. Danach schließt die Raumfahrtbehörde NASA auf die Beschaffenheit von Wasser. "Wir denken, dass "Opportunity" sich an einem Ort befindet, der einst das Ufer eines Sees mit salzhaltigem Wasser bildete", erklärt der wissenschaftliche Leiter der Mission, Steve Squyres.

Das alles sind Hinweise dafür, dass der Mars einst ein wärmeres und feuchteres Klima besaß als heute. Hat der Planet damit die Grundvoraussetzungen für die Entstehung von Leben erfüllt?

Für "Spirit" sind solche Ergebnisse wenig wahrscheinlich. Die Grundlage auf dem Gusev-Krater ist überwiegend Basalt, und die Entstehung ist vulkanischer Ursache. Sollten die Ablagerungen im Gusev vom Ma`adim Vallis kommen, wären sie in der Form und in der Zusammensetzung nicht so eintönig. Außerdem wären Steine von mehr als 1 Meter Durchmesser weder von Wasser noch von anderen Quellen transportiert worden. Ferner entpuppen sich die "Vertiefungen" als Einschlagstellen von fremden Himmelskörpern, die in ihrer Zusammensetzung von den Windeinflüssen in typischer Weise verändert werden.

Die in einem Durchmesser von 45 mm abgeschliffenen Areale auf Adirondack und Humphrey. Der Sand wird entsprechend der Windgeschwindigkeit vorwärts getrieben (Bild: Science)

Noch sind es erst zwei Roboter, die uns erste Eindrücke vermitteln. Das Für und Wider besteht wegen der Größe des Planeten aus mehr. "Dieses Ergebnis gibt uns Schwung, unser ehrgeiziges Programm auszudehnen, um herauszufinden, ob einmal Mikroorganismen auf dem Mars gelebt haben - und ob auch wir es könnten", sagt Ed Weiler, einer der Leiter der NASA-Forschungsabteilung.