Im Saal war es ganz ruhig

Tipps zum Anlegen von Schwarzgeld

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Worauf muss man achten, wenn man Geld im Ausland anlegen will, ohne dass das Finanzamt davon Wind bekommt? Auf einem Gesprächsabend einer Düsseldorfer Unternehmensgruppe gab der prominente Anlageberater Hans-Peter Holbach dazu seine Erfahrung zum Besten. Telepolis-Autor Haiko Lietz war zufällig dabei.

Am Montag, dem 10. Mai 2004, war ich auf einer Vortragsveranstaltung der Investor u. Treuhand-Unternehmensgruppe in einem Kölner Edelhotel. Ich war dort, weil Peter Scholl-Latour über die "Weltmacht im Treibsand" referierte und auch die anderen beiden Referenten interessant klangen: Mario Ohoven, geschäftsführender Gesellschafter der I&T und Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, sprach über die Chancen der Globalisierung, und Hans-Peter Holbach sprach über seine Erlebnisse in der Schweiz, Liechtenstein, Andorra, Campione und Luxemburg hinsichtlich der "Vorteile, Nutzen, Gefahren sowie Theorie und Praxis von 'Steueroasen'".

Holbach wurde in der Broschüre angekündigt als "legendärer Herausgeber des seit 32 Jahren erscheinenden renommierten Börsen- und Wirtschaftsdienstes Geldbrief. Es ist als Zeichen von Respekt zu werten, wenn Bänker [sic!] und Börsianer ihn den 'Schweizer Kostolany' nennen. Hans-Peter Holbach gilt als einer der angesehensten und aufmerksamsten Beobachter der europäischen Finanzwelt. Wenn er sich zu Wort meldet, dann heißt es wirklich aufgepasst, denn es geht wirklich ums Eingemachte." Also hin und aufpassen.

Es würde also zum Beispiel darum gehen, dass Boris Becker und die Gottschalk-Brüder ihre Wohnsitze in die Schweiz verlegt haben, um Steuern zu sparen und dergleichen. Dachte ich. Stutzig wurde ich allmählich, als Holbach anfing, über Schwarzgeld zu reden. Er sagte zu den sicherlich 500 Zuhörern, er nehme an, dass keiner dabei sei, der selber Schwarzgeld habe, aber sicherlich viele, die jemanden kennen würden, der solches hätte.

Verlegenes Gelächter einiger Gäste. Dann ging es ans "Eingemachte": Holbach gab Tipps, was es zu beachten gäbe, wenn man Geld - welches auch immer - auf Schweizer oder anderen geheimen Konten anlegen wolle: Bloß nicht mit dem eigenen Auto ins Ausland fahren - was wäre, wenn ein unterbezahlter Wächter im Parkhaus der Bank das Nummernschild notiert? Schon könne das deutsche Finanzamt Bescheid wissen. Im Saal ist es nun ganz ruhig. Wichtig sei auch, ans Handy zu denken: Bloß das eigene nicht im Ausland aktivieren, denn auf der Rechnung stehen am Monatsende auch die Auslandsverbindungen. Und Schwups klingelt das Finanzamt. Lieber eine anonyme Prepaid-Karte für Auslandseinsätze kaufen, riet Holbach. Am Ende ließ er erkennen, dass er das Publikum in diesen Dingen auch gerne berät - nicht alle auf einmal, lieber einer nach dem anderen.

Wie gesagt: Holbach erzählte aus der üblichen Praxis. Steuern im Ausland zu sparen, ist für Manche ganz normal. Und legal. Banken machen sich auch nicht strafbar, Schwarzgeld anzunehmen, denn sie interessieren sich nicht für die Herkunft des Geldes. Strafbar ist, Schwarzgeld zu besitzen. Dieser Straftatbestand wird derzeit von Finanzminister Hans Eichel aufgeweicht, um an die Pinke ranzukommen. Was wohl im Geldbrief dazu steht?