Immer schön hübsch bleiben

Schwalbenweibchen gehen seltener fremd, wenn die Männchen stets gepflegt sind

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Männer auf der Pirsch riechen gut, sind stets glatt rasiert und tragen immer ein frisches Hemd. Sobald sie jedoch eine Frau erobert haben, werden sie nachlässig, rasieren und waschen sich seltener und tragen ein und dasselbe Hemd auch mal drei Tage lang. Das könnte ein großer Fehler sein, denn wie amerikanische Forscher in der aktuellen Ausgabe von Science berichten, neigen zumindest Schwalbenweibchen sehr viel häufiger zum Seitensprung, wenn ihr Partner während der Brutsaison an Attraktivität verliert. Bei Schwalben verhindert also ein perfekt gepflegtes Federkleid, dass das Männchen für einen Haufen Kuckuckskinder sorgen muss.

Weil Schwalben von Natur aus weniger Einfluss auf ihr Äußeres haben als Menschen, hat die Forscherin Rebecca Safran etwas nachgeholfen und einen Teil der Test-Schwalbenmännchen von Hand nachkoloriert. Denn nur mit einem satten Rotbraun an den richtigen Stellen (Kehle, Brust, Bauch und Kloake) sind amerikanische Rauchschwalben (Hirundo rustica erythrogaster) so richtig attraktiv. Schließlich ist Melanin die Ursache für die Färbung und – wie bei einigen anderen Tierarten auch – ein sicheres Zeichen für Dominanz.

Was dem Macho die Brusthaare, das sind der amerikanischen Rauchschwalbe die rotbraunen Brustfedern (Bild: Science)

Bei europäischen Rauchschwalben (Hirundo rustica rustica) dagegen, deren Federkleid durch die schwarz-weiß-Färbung und die langen “Rockschöße“ an einen Frack erinnert, entscheidet die Länge der Steuerfedern über den Erfolg beim anderen Geschlecht, wie entsprechende Versuche gezeigt haben.

Bislang wurde immer nur untersucht, wie sich die Manipulation von Attraktivitätsmerkmalen auf die Partnerwahl beziehungsweise auf den ersten Brutversuch auswirkt. Welchen Einfluss solche Manipulationen im weiteren Verlauf der Partnerschaft haben, wurde dagegen nie erforscht.

Um die Treue der Schwalbenweibchen auf die Probe zu stellen, haben die Forscher also erst einmal abgewartet, bis sich Paare gebildet und die Weibchen ihre Eier gelegt haben. Dann wurden alle Männchen rausgefangen und einer von drei Testgruppen zugeordnet. Einige Kandidaten wurden von Hand aufgehübscht – und zwar im Rahmen dessen, was auch in der Natur vorkommt –, die anderen kamen in eine von zwei Kontrollgruppen: in der ersten, so genannten Placebogruppe, wurden die Vögel nur zum Schein behandelt, in der anderen dagegen blieben die Männchen ganz ohne Scheinbehandlung naturbelassen.

Gleichzeitig haben die Forscher das erste Gelege entfernt. Auf diese Weise wurden die Paare gezwungen, sich erneut zu verpaaren. Bevor es also ein Ersatzgelege geben konnte, mussten die Männchen erneut vor den Augen ihrer Weibchen bestehen.

Natürlich hatten die Forscher vorgesorgt und sowohl von den Männchen als auch von allen Eiern der ersten Gelege Proben entnommen, um eindeutige Aussagen zur Vaterschaft machen zu können. Diese Proben wurden dann mit dem zweiten Gelege verglichen. Und siehe da: obwohl alle Paare in alter Form zueinander gefunden hatten, erhöhte sich bei den aufgehübschten Schwalben in der zweiten Runde die Zahl der Nachkommen erheblich.

Rebecca Safran hübscht eine Schwalbe auf (Bild: Science)

Erstens neigte die eigene Partnerin seltener zum Seitensprung. Zweitens kamen die optimierten Schwalbenmännchen auch bei Weibchen zum Zug, die mit einem weniger attraktiven Männchen liiert waren. Den Forschern ist es damit erstmals gelungen nachzuweisen, wie rasch Schwalbenweibchen auf Veränderungen im Äußeren ihres Partners reagieren und dass es durchaus nicht reicht, nur zu Beginn der Partnerschaft Eindruck zu schinden.

Obwohl Schwalbenpaare innerhalb ihrer Großverbände normalerweise in einer Art monogamer Partnerschaft leben, sind Seitensprünge durchaus üblich, wenn sich die Gelegenheit bietet. Für einzelne Tiere mag das von Nachteil sein, besonders wenn sich treusorgende, aber leider unansehnliche Schwalbenmännchen nichtsahnend für eine ganze Schar von Kuckuckskindern abrackern. Insgesamt betrachtet jedoch kommen Seitensprünge der genetischen Vielfalt der Gruppe zugute.

Freilich zählt nicht immer nur das Äußere. Savannahsperlinge (Passerculus sandwichensis) zum Beispiel, die sich vorbildlich um ihre erste Brut kümmern, haben bei nachfolgenden Bruten weniger Kuckuckskinder als nachlässige Väter.