Impfempfehlung für gesunde Kinder und Jugendliche bleibt fragwürdig
Seite 2: Begründung der Impfung zielt auch auf soziale Teilhabe
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Bei ihrer generellen Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren hat die Stiko auch deren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben mit im Blick. Neben der Verhinderung von Erkrankungen und Klinikeinweisungen gehe es auch darum, Einschränkungen der sozialen und kulturellen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen abzumildern, heißt es in der wissenschaftlichen Begründung.
Die Stiko spricht sich jedoch explizit dagegen aus, dass der Zugang von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens vom Vorliegen einer Impfung abhängig gemacht wird.
Schlussfolgerungen:
1. "Primum non nocere" ("erstens nicht schaden") gilt seit Hippokrates als ein zentraler Grundsatz, von dem sich ärztliches und medizinisches Handeln leiten lassen sollte.
2. Wenn es um präventive Maßnahmen gegen Covid-19 bei Gesunden, hier gesunden Kindern und Jugendlichen, geht, bedeutet dieser Grundsatz konkret, dass die Nutzen-Risiko-Abwägung einer Corona-Impfung bei dieser Zielgruppe nach den bisherigen Erkenntnissen eindeutig positiv ausfallen muss.
3. Da schwere Verläufe von Covid-19 vor allem bei Menschen im mittleren und höheren Alter (z. B. ab dem 50. Lebensjahr) und solchen mit Vorerkrankungen (z. B. Adipositas, Diabetes, chronischen Herz- und Lungenerkrankungen) auftreten, fällt bei diesen Bevölkerungsgruppen aufgrund der derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse die individuelle Nutzen- und Risiko-Abwägung einer Corona-Impfung eindeutig positiv aus.
4. Die oben angeführte Tabelle 15 aus der wissenschaftlichen Begründung der Stiko-Empfehlung vom 16. August zeigt, dass in der Altersgruppe der zwölf- bis 17-Jährigen die Anzahl der gravierenden Erkrankungen durch Covid-19, der PIMS-Fälle, die durch eine Impfung vermieden werden sollen, in etwa der gleichen Größenordnung zu erwarten ist wie die Anzahl der Myokarditiden nach der Impfung. Deshalb fällt aus meiner Sicht die Nutzen-Risiko-Abwägung bei dieser Altersgruppe nicht eindeutig positiv, sondern möglicherweise sogar negativ aus.
5. Natürlich muss dabei berücksichtigt werden, dass es sich bei den angeführten Zahlenwerten nicht um harte Daten handelt, wie sie z. B. durch hochwertige prospektive und vergleichende Studien generiert werden können, sondern um relativ weiche Zahlenwerte, denen vor allem retrospektive Meldedaten zugrunde liegen.
6. Weiterhin sollte berücksichtigt werden, dass mittel- und langfristigen Folgen der Impfung aktuell nicht bewertet werden können.
7. Beispielsweise kann bei geimpften Kindern und Jugendlichen nach einer akuten Myokarditis und/oder Perikarditis als Impfnebenwirkung das Auftreten einer durch die Impfung möglicherweise verursachte chronische Herzmuskelschädigung (dilatative Kardiomyopathie) in späterer Zeit beim derzeitigen Wissensstand nicht ausgeschlossen werden kann.5
8. Und schließlich sei noch angemerkt, dass "Long-Covid"- eine nicht geklärte mögliche Folgeerkrankung von Covid-19 -, die gelegentlich als medizinische Begründung für die Notwendigkeit einer Corona-Impfung angeführt wird, laut Stiko-Chef Thomas Mertens kein Krankheitsbild der Kinder ist.6
9. Aus all diesen Gründen ist der Druck aus der Politik, der in den letzten Wochen auf die Experten der Stiko ausgeübt worden ist, inakzeptabel und kritikwürdig und scheint noch dazu kontraproduktiv für die laufende Impfkampagne zu sein, da die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Stiko beschädigt worden ist.
Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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