In Israel beginnt die Auseinandersetzung mit den "Terrordrohnen"

Weiter ist unklar, warum die von der Hisbollah gelenkte iranische Drohne so weit in den israelischen Luftraum eindringen konnte

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Die Drohne, die die Hisbollah am 6. Oktober aus dem Libanon nach Israel fliegen ließ und die dort erst weit im Inneren des Landes in der Nähe des Atomreaktors Dimona abgeschossen wurde, beunruhigt weiter die Menschen in Israel. Das dürfte ein Vorschein dessen sein, was auch in anderen Ländern zu erwarten ist, wenn feindliche Länder oder Gruppen, Terroristen oder Extremisten Drohnen verwenden, um heimlich Gegebenheiten auszukundschaften.

Und die Unruhe wird entsprechend größer werden, wenn einmal auch bewaffnete Drohnen für Anschläge eingesetzt werden, wie dies in Pakistan, Jemen, Somalia und vielleicht demnächst auch in Mali geschieht. Dort sind nicht nur, wie eine große Demonstration kürzlich in Pakistan bewies, die Militanten in Angst, sondern auch viele friedliche Bürger.

In Israel jedenfalls wird gerade überlegt, ob das Militär eine Drohne unbekannter Herkunft, die in den israelischen Luftraum eingedrungen ist, sofort abschießen, sie erst einmal nur beobachten soll, um herauszufinden, wohin sie fliegt und welchen Zweck die Unbekannten damit verfolgen könnten, und/oder sie hacken sollte.

Nuklearanlage Dimona. Bild: Google Maps

Ob die israelische Luftwaffe wirklich erst das Flugziel vor dem Abschuss herausbekommen oder diesen über unbewohntem Gebiet ausführen wollte oder ob die Abwehr nur solange brauchte - eine Rakete, so viel ist bekannt, traf nicht -, ist nicht klar. Möglicherweise, so wird aus der Zielrichtung vermutet, sollte die Drohne den Reaktor Dimona ausspähen, in dem das Nuklearmaterial für Israels Atomwaffen hergestellt wird. Plant die Hisbollah also einen Anschlag? Gefragt wurde freilich auch, was die Kameras der Drohne anders aufnehmen konnten als das, was über Google Earth sowieso schon bekannt ist. Allerdings ist die Auflösung der Satellitenaufnahmen in Google Maps nicht sonderlich groß, so dass eine Kamera auf einer Drohne sicherlich genauere Bildern könnte.

Interessant ist natürlich auch die Frage, die in der Times of Israel gestellt wird, nämlich ob das israelische Militär in der Lage wäre, die Drohne zu hacken, um die Steuerung übernehmen, die GPS-Daten zu verändern oder sehen zu können, welche Informationen gespeichert wurden. Man könnte dann auch falsche Informationen einspielen, um den Gegner zu täuschen. Nach einem Computersicherheitsexperten wären Drohnen vermutlich leichter als Computer zu hacken, weil die Hersteller oft Kompromisse machen würden, um an Gewicht zu sparen. So würden nur für manche Module Sicherheitssysteme eingebaut, meint er. Und es müsse ganz einfach sein, Drohnen mit Viren lahmzulegen, die Kommunikation DDoS-Angriffen zu stören oder mit einem Trojaner die Steuerung zu übernehmen.

Offenbar war jedenfalls das israelische Militär nicht in der Lage oder nichts willens, die Drohne zu hacken, sondern schoss sie ganz konventionell mit einer Rakete ab, wodurch sie freilich auch weitgehend zerstört wurde und wenig Aufschluss bietet - im Gegensatz zum Iran, dem im Dezember 2011 eine Sentinel-Superdrohne in die Hände fiel. Die Iraner behaupten, sie hätten diese hacken und zur Landung bringen können, das Pentagon streitet dies und führt es auf einen Navigationsfehler zurück (Iran will die Technik der US-Drohne entschlüsselt haben).

Es kommen aber auch schon Warnungen auf, dass Terroristen bewaffnete Drohnen nach Israel schicken könnten. Ausgerüstet mit einer GPS-Steuerung könnten palästinensische Terroristen gezielt Drohnen mit Sprengstoff zu Straßen und Plätzen mit großen Menschenmengen in Tel Aviv oder Jerusalem schicken, wird in den Israel National News spekuliert. Damit könnten alle israelischen Maginot-Linien, also die Sicherheitszäune und Sperranlagen, mit denen sich Israel vor dem Eindringen von Attentätern aus dem Westjordanland oder dem Gazastreifen schützen will, zur Makulatur werden. Was bislang Katjuscha-Raketen waren, könnten die "Terrordrohnen" werden.

Die iranische Shahed 129-Drohne soll auch bewaffnet werden können. Bild: PressTV.ir

Die technische und propagandistische Aufrüstung geht weiter

Israel stellte eine neue Drohne vor, die von Israel Aerospace Industries (IAI) hergestellt wurde. Sie soll für die Überwachung des Meeres eingesetzt werden. Die abgeschossene Drohne war fast die gesamte israelische Küste entlang geflogen, bis sie schließlich landeinwärts flog. Die neue Shoval-Drohne ist besser ausgestattet als die Vorgängerversion. Sie hat vier Kameras und soll mit Radarsystem Gegner in einem Umkreis von 300 km ausmachen können.

Auch der Iran, von dem die Hisbollah ihre Drohnen erhält, rüstet weiter auf und feiert den Flug der Drohne über Israel. Und man droht mit besseren Drohnen. Zumindest erklärte Brigadegeneral Farzad Esmayeeli, dass die iranische Haazem-Drohne in drei Typen für Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge auch bewaffnet werden könnten. Schon vor einiger Zeit wurde die Shahed 129-Drohne getestet, die angeblich 24 Stunden mit einer Reichweite bis zu 2000 km fliegen und ebenfalls mit Waffen ausgestattet werden kann.

Und ein iranischer Offizier versuchte nach Darstellung israelischer Medien, gar eine iranische Überlegenheit ins Spiel zu bringen. Dutzende iranischer Drohnen seien seit 2006 bereits vom Libanon aus in den israelischen Luftraum eingedrungen, hätten die israelische Luftverteidigung getestet und seien nicht entdeckt worden. Israels Militär [http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4293117,00.html bestreitet] dies. Der iranische Verteidigungsminister Ahmad Vahidi sagte überdies, die Hisbollah habe auch ein Recht, Drohnen nach Israel zu schicken, nachdem die die Israelis so oft in den libanesischen Luftraum eindringen. Und er erklärte auch, dass die Drohne lange nicht von den israelischen und US-amerikanischen Radarsystem erkannt worden sei. Auch Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome habe sich als wirkungslos gezeigt.