Indien ist von Corona durchseucht - Na und!
Seite 2: Eine glorreiche Zukunft
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Der neueste Coup von "Narendra Modi" ist Atmanirbhar Bharat Abhiyaan: Ein eigenständiges Indien. In einer seiner üblichen Reden in Märchenerzählform verwies er viel auf "Indiens" ruhmreiche Vergangenheit und was sein neuer Slogan für eine glorreiche Zukunft für Indien bedeuten wird. Wie immer hielt er sich bedeckt, wenn es darum ging, wie der Weg konkret beschritten werden soll.
Wahrscheinlich wusste er es gar nicht, denn, wie die Kollegen von The Wire nachwiesen, steht hinter dem Coup nicht Modi, sondern Mohan Bhagwat, der Chef (Sarsanghchalak) der hindunationalistischen Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS). Die RSS ist eine paramilitärische Organisation, die 1925 nach dem Vorbild von Mussolinis "Braunhemden" entstand. Sie steht hinter der Agenda eines "Hindustaates nur für Hindus". Modi ist nur einer ihrer Spielbälle, der größer geworden ist als erwartet.
Auch in Sachen RSS war der deutsche Botschafter Walter J. Lindner wieder weitsichtig, als er im Jahr 2017 das Hauptquartier der Organisation besuchte, wofür er heftig kritisiert wurde. Doch seine Kritiker vergessen, dass Lindner Diplomat ist und kein Aktivist. Als jemand, der viel durch Indien gereist ist, weiß er wohl, dass die RSS aktuell die wichtigste Organisation Indiens ist, und so nimmt er natürlich Kontakt mit ihr auf.
Während des Lockdowns war es dann die deutsche Botschaft, die mit als erste deutsche und europäische Reisende aus dem Land fliegen konnte (Nein, der Autor hat die Hilfe nicht angenommen). Wie schon gesagt: Lindner ist Diplomat, kein Aktivist.
Wie schlechte Diplomatie aussieht, führt Indien gerade selbst vor: In Bangladesch verweigert Premierministerin Hasina dem indischen Botschafter seit vier Monaten eine Audienz. Indische Wirtschafts-Projekte in Bangladesch werden eingefroren, China bekommt den Vorzug. Auch das kleine Nepal hat sich Indien jetzt zum Feind gemacht, weil es ungefragt eine Straße durch ein Gebiet baut, das auch von Nepal beansprucht wird.
In Sachen Pakistan hat die Modi-Regierung mehrmals die ausgestreckte Hand von Imran Khan ausgeschlagen. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass das pakistanische Militär und deren Geheimdienst ISI die Gewalt im indischen Teil von Kaschmir über Jahrzehnte angefeuert haben und auch Terroranschläge in Indien unterstützen. Aber seit Khan und Chinas Investitionen in Pakistan hat sich da einiges geändert.
Allein ein Blick auf die Zahlen der chinesischen Exporte nach Indien hätte der indischen Regierung zeigen müssen, dass Peking nicht alles auf die pakistanische Karte setzt, sondern an einem guten Verhältnis mit Delhi interessiert ist. Nach dem Schlagabtausch zwischen den Militärs von Indien und China Mitte Juli in der Grenzregionen Aksai Chin und den aufkommenden Anti-China Rufen in Indien, ist das Klima zwischen den beiden Riesen an einem neuen Tiefpunkt.
Das nutzen die USA und springen an die Seite Indiens. Scheinbar hat Delhi das Jahr 2001 vergessen: Damals hatten die USA erklärt, sich gegen Pakistan auf die Seite von Indien zu stellen. Dann fielen die Türme des World Trade Centers und Pakistan war urplötzlich wieder ein guter Freund der USA im "Kampf gegen den Terror".
Wer glaubt, das gehöre nicht zum Thema Corona: In Pakistan hatte Premierminister Imran Khan von Anfang an erklärt, sein Land könne sich einen totalen lockdown wie in westlichen Ländern wegen der vielen Armen nicht leisten - Bangladesch ging einen ähnlichen Weg.
In beiden Ländern sind ebenfalls keine Hundertausenden von Toten zu beobachten.
Es war Narendra Modi, der glaubte, Indien könne es wie der Westen machen, doch die aktuellen Studien zeigen, dass dies nicht der Fall war. Nun hat Indien neben Corona einen riesigen wirtschaftlichen Schaden unter denen die Armen doppelt und dreifach leiden und noch lange leiden werden. Konzerne wie Reliance stört das natürlich nicht ebenso wenig die indische Börse, auch sie setzte mitten in der Krise wieder zum Höhenflug an.