Israels Beziehung zu seinen Nachbarn: Es ist kompliziert
Seite 3: Türkei und Palästina
Die Türkei stand lange an der Seite Israels. Sie war der erste überwiegend moslemische Staat, der Israel bereits 1948 anerkannte. Zuvor, im griechisch-türkischen Krieg (1919-22), genossen gefangen genommene griechische Soldaten jüdischen Glaubensbekenntnisses wie der Offizier Mordechai Frizis eine bessere Behandlung durch die Türken als ihrer christlich orthodoxen Mitstreiter.
Das Osmanische Reich hatte den durch das Alhambra-Edikt 1492 vertriebenen Sepharden von der iberischen Halbinsel Asyl und Religionsfreiheit geboten. Später, während der Nazi-Besatzung Griechenlands flüchteten auch jüdische Bootsflüchtlinge von der Insel Euböa aus in Richtung Türkei. Das sieht alles andere als nach einem tief verwurzelten Antisemitismus aus.
Heute stellt sich die Situation anders dar. Erdogan ruft öffentlich die Moslems aller Länder zum Kampf gegen Israel auf. Hinter der aktuellen lautstarken Unterstützung für Palästina scheinen auch handfeste, geopolitische Interessen zu stehen. Konteradmiral a.D. Cihat Yayci, einer der Architekten des türkisch-libyschen Memorandums für eine gemeinsame ausschließliche Wirtschaftszone der beiden Staaten im Mittelmeer, plant einen weiteren Coup. Er schlägt eine maritime Vereinbarung der Türkei mit Palästina vor.
Das türkisch-libysche Memorandum hatte die Vereinbarungen von Griechenland, Zypern, Ägypten und Israel bereits vor Probleme gestellt. Die Türkei hatte in deren Vereinbarung einen Versuch gesehen, die Türken von der Nutzung der Energiequellen in der Ägäis auszuschließen.
Die Türkei sieht sich mit allen Staaten, mit denen sie Seegrenzen ziehen kann, in Nachbarschaft. Aus ihrer Sicht wäre ein souveräner Staat Palästina mit dem Gaza-Streifen ein Game-Changer im Erdgasstreit im Mittelmeer.
Sofern die Palästinenser sich auf einen Deal einlassen.
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