Ist Cornelia Koppetsch die Sahra Wagenknecht der Soziologie?

Pegida-Demo. Bild: Metropolico.org/CC BY-SA-2.0

Das Problem der Wissenschaftlerin ist nicht, dass sie die Rechten verstehen will, sondern vor lauter Singularitäten keine Gesellschaft erkennen will

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Bücher, die den Anspruch haben, den Rechtspopulismus zu analysieren, sind aktuell sehr gefragt. Doch der Grund, warum der Band "Die Gesellschaft des Zorns" der Darmstädter Soziologin Cornelia Koppetsch zurzeit vergriffen ist, hat andere Ursachen. Das Buch wurde nach Plagiatsvorwürfen zurückgezogen und muss überarbeitet werden. Deswegen wurde das Buch kurzfristig von der Nominierungliste des Bayerischen Buchpreises genommen.

Zur Begründung sagte Knud Cordsen, einer der Juroren des Bayerischen Buchpreises, im Deutschlandfunk:

"Uns als Jury ist die Tatsache, dass Koppetschs Buch im Verdacht steht ein Plagiat zu sein, aus vertrauenswürdiger Quelle vergangenen Donnerstag bekannt gemacht worden und natürlich sind wir diesen Vorwürfen durch eigene Recherchen nachgegangen", sagt er. Er selbst habe herausgefunden, dass Koppetsch ganze Passagen aus dem Sammelband "Arbeiterbewegung von rechts" zeilenlang übernommen habe. "Was noch viel pikanter ist: Sie hat sich offenbar weidlich bedient bei einem vormaligen Träger des Bayerischen Buchpreises, beim Soziologen Andreas Reckwitz und dessen Buch Die Gesellschaft der Singularitäten, das 2017 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet worden ist.

Deutschlandfunk

Welche Konsequenzen die Angelegenheit für die wissenschaftliche Karriere haben wird, ist noch ungeklärt. Einstweilen sind für das nächste Semester noch Vorlesungen von Koppetsch an der Soziologiefakultät der Darmstädter Universität eingeplant. Doch die Angelegenheit wirft auch grundsätzlichere Fragen auf. Bei dem Buch handelt es sich nicht um eine Doktorarbeit, sondern um ein populärwissenschaftliches Werk, das auch von Menschen ohne akademischen Hintergrund verstanden werden soll. Es wäre bedauerlich, wenn es in Zukunft nicht mehr möglich wäre, Bücher mit soziologischen Themen ohne aufwendigen Fußnoten- und Quellenapparat herauszugeben. Es sollte doch einfach reichen, wenn in dem Buch vermerkt wird, welche anderen Bücher die Autorin oder den Autor beeinflusst haben. Sonst bestände die Gefahr, dass es noch mehr Doktorarbeiten in Buchformat geben wird, die aber von wenig Menschen gelesen werden.

So verteidigt die Wochenzeitung Freitag ihre Autorin im Plagiatsstreit zu Recht. Doch auf die grundlegendere politische Kritik ist Michael Angele nicht eingegangen. Damit sind wir auch schon bei der Grundthese von Koppetsch Buch, das den Untertitel "Rechtspopulismus im globalen Zeitalter" trägt. Denn die Autorin richtet ihren Focus nicht auf die Politik, sondern auf die Veränderungen im globalen Kapitalismus, der aber wie bei fast allen postmodernen Autoren nicht benannt wird: So heißt es im Klappentext:

Gängige Erklärungen für die Entstehung des Rechtspopulismus ziehen die Ereignisse der Fluchtmigration von 2015 oder vorgebliche Persönlichkeitsdefizite seiner Anhänger als Ursachen heran. Cornelia Koppetsch dagegen sieht die Gründe in dem bislang unbewältigten Epochenbruch der Globalisierung. Wirtschaftliche, politische oder kulturelle Grenzöffnungen werden als Kontrollverlust erlebt und wecken bisweilen ein unrealistisches Verlangen nach der Wiederherstellung der alten nationalgesellschaftlichen Ordnung. Konservative Wirtschafts- und Kultureliten sowie Gruppen aus Mittel- und Unterschicht, die auf unterschiedliche Weise durch Globalisierung deklassiert werden, bilden dabei eine klassenübergreifende Protestbewegung gegen die globale Öffnung der Gesellschaft.

Transcript-Verlag

Rechtswähler: "Querfront der Verlierer"?

Es wäre zu begrüßen, wenn man von der Plagiatsdebatte weg und zu der Diskussion über die Kernaussagen des Buches "Die Gesellschaft des Zorns" käme. Natürlich sind auch hier verkürzte Thesen gefragt, die dann gerne zum Gegenstand der Kritik genommen werden. In einem Taz-Interview hat sich Koppetsch an dieser Form der Populisierung durch Verkürzung selber beteiligt:

Wer sind die Wähler und Wählerinnen der AfD, nicht nur im Osten?
Sie kommen aus allen Schichten: aus den privilegierten konservativen Milieus, der traditionellen Mittelschicht und aus prekären Milieus, aber es sind eben nicht verstärkt Arbeitslose und Empfänger von Sozialleistungen. Was sie eint, ist das Gefühl, an Einfluss, Bedeutung und Macht verloren zu haben, nicht nur in materieller Sicht. Sie sehen ihre bisherigen Privilegien bedroht. Es ist eine Querfront der Verlierer.

Cornelia Koppetsch

Nun fällt hier auf, dass aus wissenschaftlicher Sicht völlig disparate Gesellschaftsgruppen, die nur die Wahl der AfD eint, unter ein fragwürdiges Label der Verlierer zusammengefasst werden. Man könnte doch auch sagen, dass hier Erwerbslose, Mittelständler und Intellektuelle eine genuin rechte Form der Gesellschaftsbetrachtung eint. In der Endphase der Weimarer Republik unterstützten Erwerbslose, Mittelständler, Generäle, Kapitalvertreter und Mitglieder der abgesetzten Kaiserfamilie die NSDAP. Auch da könnte man eine Gesellschaft der Verlierer zusammenreimen, weil beispielsweise der Kaisernachwuchs in der Republik tatsächlich einiges an Einfluss und Titel verloren hat.

Viel sinnvoller wäre, zu untersuchen, warum die desparaten Gruppen am Ausgang der Weimarer Republik auf einem völkisch-autoritären Führerstaat setzten? Warum zu dem Zeitpunkt, obwohl sie doch Jahre vorher auf ganz andere Gruppierungen setzten? Dann wären wir bei Kapitalinteressen, bei autoritären Staatsverständnissen, bei antisemitischen und nationalen Deutungen der Welt. Bei dem Begriff "Querfront der Verlierer" sind wir aber wieder im Psychologisieren. Das Taz-Interview ist nicht von ungefähr mit der Überschrift "Es geht um Emotionen" überschrieben. Das könnte auch eine gute Beschreibung der Werbestrategie für das Buch sein.

Die Rechten ernstnehmen

Dabei gibt es mittlerweile einige politisch profunde Kritiken an den Ansatz von Koppetsch. In einem längeren Text setzt sich Florian Biskamp mit dem Buch auseinander:

Cornelia Koppetsch zählt zunächst zu den wenigen Autor_innen, die beides tun. Einerseits wendet sie sich gegen die Interpretation, hinter den rechtspopulistischen Wahlentscheidungen stünden eigentlich ganz andere, irgendwie harmlosere und handhabbare, weil primär ökonomische und somit rationale Motive (38-39). Stattdessen solle man die Wähler_innen der Rechten in ihrer antiliberal-antikosmopolitischen Forderung nach einer Veränderung der gegenwärtigen Ordnung ernst nehmen. Gleichzeitig wendet sie sich aber auch gegen eine autoritarismustheoretische Deutung oder eine moralische Abqualifizierung, die die Wähler_innen der Rechten zu ganz anderen, nicht als Gegenüber ernstzunehmenden Subjekte stilisiere (13-14, 32-33, 252-253). Stattdessen solle man die Narrative der Rechten auch dergestalt inhaltlich ernstnehmen, dass man sie "auf ihren Realitätsgehalt" (33) überprüft.

Florian Biskamp

Zentral setzt er sich mit einen wichtigen Topus in dem Buch von Koppetsch auseinander, den die Autorin im Taz-Interview so formuliert:

Rechtspopulismus ist eine autoritäre Reaktion auf die Globalisierung, die sich gegen den Neoliberalismus und die globale Öffnung der Wirtschaft wendet und gegen den kosmopolitischen Liberalismus der neubürgerlichen Kultur. Es ist eine Reaktion auf einen unbewältigten epochalen Umbruch - die wachsende Macht transnationaler Unternehmen, der Fall der Mauer, die Hartz-Reformen, Schrumpfungsprozesse im ländlichen Raum und der Aufstieg kosmopolitischer Eliten.

Sie geben denen, die Sie kosmopolitische Eliten oder linksliberales Milieu nennen, eine Mitschuld am Aufstieg des Rechtspopulismus.

Ich würde nicht von Schuld sprechen wollen. Ich beschreibe einen gesellschaftlichen Konflikt, ohne eine Wertung vorzunehmen. Die Kosmopoliten haben das Selbstbild, inklusiv zu sein, gleichzeitig aber ein historisch nahezu unübertroffenes Niveau an Exklusivität erreicht.

Wie meinen Sie das?

Sie umgeben sich mit Leuten, die die Dinge genauso sehen wie sie. Sie ziehen in Gründerzeitbauten und nicht in den Plattenbau. Die Kreise werden über Kompetenzen, Geschmack und kulturelle Codes geschlossen und über Bildung an die nächste Generation weitergereicht. Die Kosmopoliten haben neue Spielregeln durchgesetzt und tatsächlich weniger Diskriminierung erreicht. Doch sie sind in sozialstruktureller Hinsicht nicht egalitär - die Codes haben sich nur verändert. Anstelle der traditionellen Hochkultur und eines fixen Bildungskanons zählt heute die kulturelle Allesfresserei: Neugierde auf fremde Kulturen, Flexibilität und die Beherrschung einer Vielzahl von kulturellen Repertoires.

Cornelia Koppetsch im Taz-Interview

Feindbild Kosmopolitismus

Sie betont, dass sie hier Konflikte mit soziologischen Instrumenten beschreibe, ohne sich auf eine Seite zu stellen. Auch Biskamp bescheinigt Koppetsch, dass ihre Darstellung eine gewisse Plausibilität bei der Beschreibung gesellschaftlicher Zustände hat, um dann fortzufahren:

Zum Problem wird dabei aber Koppetschs allzu polemisch überspitzte Darstellung der kosmopolitischen Gruppen sowie des Verhältnisses der beiden Lager zueinander. Während sie zunächst wiederholt betont, dass beide Seiten des Konflikts sozialstrukturell sehr heterogen sind, setzt sich im Laufe des Buchs (insbesondere in Kapitel 7) sowie in dessen feuilletonistischer Rezeption eine Rhetorik durch, die den Kampf zwischen Kosmopolitismus und Rechtspopulismus zunehmend als Kampf eines arroganten und heuchlerischen Obens gegen ein verängstigt um sich schlagendes Unten erscheinen lässt. Es sind vor allem vier miteinander verknüpfte Faktoren, die dazu beitragen, dass der Kosmopolitismus in Koppetschs Darstellung als ein für die eigene Übermacht und ihre Folgen blinder missionarischer Bösewicht erscheint.

Florian Biskup

In der Wochenzeitung Jungle World spitzt Tobias Brück die Kritik an Koppetsch zu:

Koppetsch verwendet den Begriff der Kosmopoliten oftmals für Milieus der Ober- und Mittelschicht, so dass der Eindruck entsteht, beim Rechtspopulismus handele es sich um eine Rebellion von unten gegen einen Kosmopolitismus von oben. Weil sie nicht darauf eingeht, dass das Feindbild des Kosmopoliten eine antisemitische Chiffre ist, reproduziert sie diese als eine Art leeren Signifikanten im Sinne des linkspopulistischen Theoretikers Ernesto Laclau. Sie legt nahe, dass Kosmopoliten für den Aufstieg des Rechtspopulismus mitverantwortlich seien. Insbesondere der linken Antidiskriminierungspolitik, die an der Lebensrealität der gesellschaftlichen Mehrheit vorbeigehe, gibt sie eine Mitschuld. Die Gruppe der Kosmopoliten definiert sie allerdings sozialstrukturell nicht genauer. Es bleibt weitgehend unklar, ob sie damit die meint, die sich als bürgerliche Mitte der Gesellschaft verstehen, oder all jene, die nicht rechtspopulistisch wählen.

Tobias Brück

Tatsächlich wurde Kosmopolitismus zu einen Kampfbegriff von Rechten, aber auch vom autoritären Linken. Mit der Stalinisierung der kommunistischen Weltbewegung wurde eine Kampagne gegen Kosmopolitismus in der Kommunistischen Internationale initiiert. Opfer wurden Linke, die dem antinationalen Charakter der Linken und das Credo, dass das Proletariat kein Vaterland hat, nicht aufgeben wollten. Es ist kein Zufall, dass besonders Linke mit jüdischem Hintergrund vom Stalinismus mit dem Kosmopolitismusbegriff stigmatisiert wurden.

Kann man Koppetsch vorwerfen, eine Art Sahra Wagenknecht der Soziologie zu sein? Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken monierte schließlich auch, dass sich ihre Partei zu stark an den Interessen von Identitätslinken ausrichte und plädierte für funktionierende Staatsgrenzen. Doch es wäre falsch, die politische Agenda einer Politikerin der Linkspartei mit der theoretischen Praxis einer Wissenschaftlerin kurzzuschließen. Deswegen schießt Tom Uhlig auch über das Ziel hinaus, wenn er Koppetsch gleich der Kooperation mit der AfD bezichtigt, weil sie sich am Schluss des Buches bei ihren "Bekannten aus der AfD, die mir in vielen Diskussionen ihre gesellschaftlichen Sichtweisen dargelegt haben", bedankt. Das deutet doch eher darauf hin, dass die Autorin mit dem Milieu nicht so besonders viel zu tun hat.

Unverständlich ist auch, wenn Uhlig moniert, Koppetsch schreibe, dass die Rechts-Links-Opposition abgelöst worden sei zugunsten einer Polarisierung zwischen den "bürgerlich-liberalen" Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und den Grünen auf der einen und der AfD auf der anderen Seite. Der Vorwurf, damit übernehme die Soziologin das Weltbild der völkischen Rechten, ist bei der Aufzählung der Parteien nicht überzeugend. Denn dass CDU/CSU und FDP Teil einer Einheitsfront gegen die AfD sind, ist tatsächlich ein Mythos, den die AfD bedient.

Dass aber eine Linksrechts-Polarisierung einer linksliberalen Kampagne gegen die AfD gewichen ist, kann als sicher zugespitzte Beschreibung der Situation vor den letzten Landtagswahlen gesehen werden. Dort war doch der Kampf gegen die AfD der entscheidende Faktor. Das Unteilbarbündnis und andere Veranstaltungsreihen sahen ihr zentrales Ziel darin, den weiteren Aufstieg der AfD zu verhindern. Explizit linke sozialpolitische Interventionen wurden im Wahlkampf kaum vertreten, was auch ein Grund für das schlechte Abschneiden der Linken in Sachsen und Brandenburg und das gute Abschneiden der Grünen war.

Wer vor lauter Singularitäten keine Klassenanalyse mehr kennen will

Das zentrale Problem von Koppetsch wird auch bei ihren Kritikern nicht weiter erwähnt. Sie gehört zu jenen postmodernen Soziologen, die der Sozialwissenschaftler Christoph Butterwegge in seinem Buch "Die zerrissene Politik" prägnant kritisiert:

Die Geschichte der bundesrepublikanischen Nachkriegssoziologie war nicht zuletzt die Geschichte zahlloser Versuche, die als marxistische Signalbegriffe verpönten Termini "Klasse" bzw. "Klassengesellschaft" durch weniger brisante Kategorien zu ersetzen, ihren Wortsinn zu entschärfen oder sie auf andere Weise ideologisch zu entsorgen.

Christoph Butterwege

Explizit kritisiert Butterwegge mit Reckwitz und seinem Bestseller "Die Gesellschaft der Singularität" einen Stichwortgeber von Claudia Koppetsch. Die Plagiatsvorwürfe gegen die Autorin stützen sich auch auf dieses Buch. Doch Butterwegge geht es um die Kritik an den Ansatz von Reckwitz, der stillschweigend von Koppetsch und ihren Kritikern übernommen wurde. Reckwitz treibe "die Inflationierung des Kapitalbegriffs weiter voran, die mit seiner fortschreitenden Sinnentleerung und einer Verschleierung bestehender Herrschaftsverhältnisse einhergeht", so Butterwegges Kritik, die sich auch auf Koppetsch übertragen lässt. Vor lauter Singularitäten kommen die realen Klassenverhältnisse gar nicht mehr in den Blick.

Deshalb ist auch die in Teilen durchaus gelungene Beschreibung der Veränderung in der Gesellschaftsstruktur so problematisch. Sie ist eben nicht in eine materialistische Gesellschaftsanalyse eingebunden und kann deshalb auch von rechts vereinnahmt werden.

Das soll an einem Beispiel deutlich gemacht werden. Die Beschreibung der Angestellten und Manager, die für ihren Job mehrmals jährlich in eine andere Metropole ziehen, ist ja eine Realität. Es gibt mittlerweile am Immobilienmarkt möblierte hochpreisige Lofts, die extra auf diese Personengruppe zugeschnitten sind. Es ist also grundsätzlich nichts falsch daran, diese Gruppe von besonders mobilen Teilen des Managements zu benennen. Problematisch wird es, wenn die "Kosmopoliten" dann gegen den Teil der Bevölkerung gesetzt wird, die nicht so flexibel sind und auch nicht sein wollen. Viel sinnvoller wäre es, diesen Kosmopolitismus der Bourgeoisie den der Lohnabhängigen entgegenzusetzen.

Der Kapitalismus sorgt seit Langem dafür, dass Beschäftigte für einen Job durch die Welt ziehen. In den letzten Jahren sehen wir auch neue, sehr flexible Gruppen von Lohnabhängigen beispielsweise bei den Fahrradkurieren. Doch auch in diesen Gruppen gibt es Ansätze gewerkschaftlicher Organisierung. Die Hauptsprache ist dort Englisch oder Spanisch.

Ein Beispiel für die von Koppetsch diagnostizierte Hegemonie linksliberaler Inhalte kann man bei Ausstellungen in den Berliner Galerien beobachten. Man kann sagen, dass dort drei Themenfelder die Hegemonie haben: Migration, Queerness und neuerdings Umwelt. Sehr selten kommen Themen der Arbeitswelt in den Ausstellungen vor. So ist es nicht falsch zu sagen, dass es hier eine linksliberale Hegemonie gibt, dafür sind aber nicht Kosmopoliten oder Identitätspolitiker verantwortlich. Der Grund liegt vielmehr darin, dass es im Kulturbereich schon lange eine große Distanz zur Arbeitswelt gibt, die sich noch verschärft hat.

Es wäre ein großer Fortschritt, wenn es sowohl im Kunstbereich als auch in der Wissenschaft gelingen würde, die Trennung zwischen Arbeitswelt und Identitätsfragen zu überwinden, wenn thematisiert wird, dass Lohnabhängige auch selbstbewusste Frauen, queer migrantisch sein können. Es wäre schon ein Erfolg, wenn sich diese Erkenntnis zumindest in der Theorieproduktion ausdrücken könnte.

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