Jan Böhmermann: Glaubenskrieg gegen die "ein bisschen Doofen"
Seite 2: Totalitäre Herrschaft der Besserwisser
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Was die Böhmermannschen Ideendörfer anbelangt, so stellt sich einmal mehr die Frage, wer das Recht hat, Teile der Bevölkerung zu bevormunden und sich intellektuell über sie und deren Entscheidungshoheit zu erheben.
Eine solche "Revolution von oben" ist bisher nicht geglückt, auch wenn entsprechende Ideen seit geraumer Zeit herumgeistern. Ideen übrigens – von gestern.
Die Zeichen der Zeit – und der Zeit, namentlich in Bezug auf die Klima-Entbehrungen – scheinen aber dem Böhmermann-Glaubensbekenntnis Recht zu geben. Wenn die Bürger nach Verboten durch den Staat betteln, muss deren Entmündigung wohl ihr Schicksal sein. Nicht zuletzt deshalb, weil der Bürger notgedrungen umso unmündiger wird, je mehr man ihm explizit verbietet.
Ob jene "offene Gesellschaft", die eine Reihe der betreffenden Glaubenskämpfer anzustreben vorgibt – oder im Falle der berüchtigten George-Soros-NGO sogar im Namen trägt –, durch eine neo-platonische Philosophenherrschaft der Besserwisser über die "ein bisschen Doofen" erreicht werden kann, ist indes mehr als fraglich.
Wer Karl Poppers Gleichführung des kollektivistischen Idealstaats von Platon mit den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts kennt, wird anderer Meinung sein. Und vielleicht die ein oder andere Parallele zu den "Menschen von morgen" erkennen:
Nur allzu oft hört man die Behauptung, dass die eine oder andere Form des Totalitarismus unvermeidlich ist. Viele, die aufgrund ihrer Intelligenz und Ausbildung für das, was sie sagen, verantwortlich gemacht werden sollten, verkünden, dass es kein Entrinnen gibt.
Sie fragen uns, ob wir wirklich so naiv sind zu glauben, dass die Demokratie von Dauer sein kann; ob wir nicht sehen, dass sie nur eine der vielen Regierungsformen ist, die im Laufe der Geschichte kommen und gehen. Sie argumentieren, dass die Demokratie, um den Totalitarismus zu bekämpfen, gezwungen ist, dessen Methoden zu kopieren und somit selbst totalitär zu werden.
Oder sie behaupten, dass unser industrielles System nicht weiter funktionieren kann, ohne die Methoden der kollektivistischen Planung zu übernehmen, und sie schließen aus der Unvermeidlichkeit eines kollektivistischen Wirtschaftssystems, dass die Übernahme totalitärer Formen des gesellschaftlichen Lebens ebenfalls unvermeidlich ist.
Karl Popper – Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Freund-Feind-Denken? Auch Popper musste zu den "ein bisschen Doofen" gehören.