Jemen: Saudische Blockade sperrt auch humanitäre Hilfe aus
Hilfsorganisationen warnen vor katastrophalen Konsequenzen. 7 Millionen Bewohner des Landes sind von den Hilfslieferungen vollkommen abhängig
Die Hilfslieferungen in den Jemen sind vorläufig eingestellt. Was viele befürchtet hatten, nachdem Saudi-Arabien infolge des Raketenangriffs auf den Flughafen in Riad die Zugänge in das Land noch stärker abriegeln ließ, ist nun bittere Wahrheit.
Humanitäre Operationen sind blockiert, meldet OCHA (Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, der UN zugehörig), nachdem die von Saudi-Arabien angeführte Koalition die Schließung der See- und Flughäfen angeordnet hatte. Alle Schiffe mit Handelsgütern sollten die Häfen in al-Hudaida und Saleef verlassen. Auch Flüge im humanitären Dienst seien ausgesetzt.
Zwei Flüge mit humanitären Gütern hätten am Montag keine Flugerlaubnis bekommen, so die UN. Am selben Tag hieß es aber aus Saudi-Arabien noch, dass humanitäre Hilfe von der Blockade ausgenommen sei.
Es gebe derzeit aber keine Möglichkeiten für humanitäre Hilfe, beklagen die Hilfsorganisationen, darunter auch das Rote Kreuz; sie fordern von Saudi-Arabien, dass Versorgungswege für humanitäre Hilfe wieder geöffnet werden. Bislang offensichtlich ohne Erfolg.
Hungersnot, Cholera und Luftangriffe
Etwa 7 Millionen an Mangelernährung und Hunger leidende Menschen seien im Jemen völlig abhängig von den Hilfslieferungen - vornehmlich Nahrung, Medikamente und Treibstoff. Schon jetzt würden sich dramatische Entwicklungen abzeichnen: Der Preis für Treibstoff sei "über Nacht" um 60 Prozent gestiegen, Gas zum Kochen sei jetzt doppelt so teuer.
80- bis 90-Prozent der Nahrungsmittel für den Jemen müssen laut OCHA importiert werden, das betrifft die gesamte Bevölkerung (27 Millionen). Zur Hungersnot hinzu kommt die Cholera. Krankheitsfälle würden aus allen 22 Gouvernements gemeldet. Insgesamt zähle man über 900.000 Verdachtsfälle. Laut Reuters wurde am Montag eine Rot-Kreuz-Lieferung von Chlor-Tabletten zur vorbeugenden Desinfizierung nicht über die nördliche Grenze in den Jemen gelassen. Man sorgt sich auch über notwendige Insulin-Lieferungen.
Indessen werden vom OCHR seit Anfang November mehrere Angriffe der von Saudi-Arabien geführten Koalition auf Ziele gelistet, bei denen Zivilisten ums Leben kamen. Der Sender Al-Arabiya, der vom saudischen Königshaus finanziert wird, bringt demgegenüber Erfolgsmeldungen über Angriffe, die 50 Houthis und Kommandeure töteten. Bilder und Kurznachrichten in den sozialen Netzwerken vervollständigen die Erfolgsmeldungen mit zur saudischen Position gegenläufigen Darstellungen der Brutalität des Krieges.