Jerusalem-Entscheidung: Zerstrittene Dschihadisten
Der IS pocht auf den "wahren Dschihad", der sich gegen arabische Führungen wendet und die Einführung der Scharia als prioritär setzt. Die anderen Dschihadisten seien Heuchler
Dschihadisten, so melden Beobachter der Extremisten-Kommunikation, reagierten erwartungsgemäß mit einem "Aufruf zu Angriffen" und "massiver Propaganda" auf die Jerusalem-Erklärung von US-Präsident Trump.
Die Expertin für Terrorgruppen bei der New York Times, Rukmini Callimachi, schreibt von Verbündeten der al-Qaida "in der ganzen Welt", die "giftig" reagieren hätten, und nennt schließlich etwas präziser die Taliban, die Hamas und schiitische Extremisten-Führer. Der Chef der Hizbollah, Nasrallah, unterstützte den Hamas-Aufruf zur Intifada, blieb aber laut Ha'aretz zurückhaltend in Formulierungen zu militärischen Aktionen.
Die IS-Führung schlägt im Wut-Chor eine andere Richtung ein, so Callimachi. In der jüngsten Ausgabe der IS-Publikation Naba würde sich der Leitartikel gegen die "heuchlerischen und selbstbezogenen Statements anderer dschihadistischer Gruppen" wenden und sich über sie mokieren.
Die Journalistin referiert dabei auf eine Wiedergabe des Inhaltes durch Raphael Gluck, der auf seinem Twitter-Account Kernaussagen aus Naba wiedergibt und interpretiert (es gibt auch eine Übersetzung von Ausschnitten bei Memri). Demnach ist es dem IS wichtig, den konkurrierenden Dschihadisten und arabischen Politikern Legitimität in der Sache abzusprechen und die eigene Agenda als einzig gültiges Vorgehen herauszustellen. Das ist ganz in der Tradition des IS.
Der Fokus sollte darauf liegen, die arabischen Staaten in der Nachbarschaft Israels zu besiegen. Prioritär sei der Dschihad und die Einführung von Scharia-Gesetzen, dann erst könne man sich über Jerusalem Gedanken machen, so die Inhaltsangabe, die Gluck und Callimachi liefern.
Beim IS-Kommando wird in diesem Fall ein anderes Verständnis vom Dschihad vertreten als von al-Qaida. In deren schriftlicher Erklärung als Reaktion auf die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch den US-Präsidenten wird dazu aufgerufen, "an der Seite mit den Palästinensern" zu stehen, selbst "wenn wir auf den Knien dahinkriechen", Geduld zu üben und den Dschihad auszuführen.
Was das Thema Solidarität angeht, so rückt der IS andere Beziehungen ins Blickfeld, nämlich das Verhalten von Ägypten und Saudi-Arabien, denen die Naba-Veröffentlichungen vorwirft, dass sie der Jerusalem-Erklärung Trumps "grünes Licht" gegeben hätten.