Jimmy Wales im Olymp der Superreichen

Seite 2: "Weltweiter Kampf gegen Zensur und Repression"

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Die Wikipedia-Community was not amused über die Eskapaden des Wahl-Briten Wales. Noch mehr Ärger entlud sich, als Wales Ende des Jahres 2014 erneut zwei despotischen Regimen mit seinem Auftritt zu unverdientem Ansehen verhalf.

Im Dezember hielt Wales die Eröffnungsrede bei einer Preisverleihung für besondere Leistungen im "eGovernment" an der Sultan Quabus-Universität in Mascat. Mascat liegt im Sultanat Oman, wo die Menschenrechtssituation nach einhelliger Meinung aller Experten erbärmlich ist.

Nach diesem sicher nicht unentgeltlichen Auftritt flog Wales weiter nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort nahm er zusammen mit dem Erfinder des Internets, Tim Berners-Lee, den "Knowledge Award" der Mohammed bin Rashed Al Maktoum Foundation entgegen.

Jeder der beiden Preisträger konnte 500.000 Dollar mit nach Hause nehmen. Auch die Vereinigten Emirate haben eine erbärmliche Menschenrechtspolitik vorzuweisen, und hier ist Tony Blair noch mehr zu Hause als in Kasachstan.

Die Seele der Wikipedianer kochte, und Wales musste sich diesmal gegen einen für ihn ungewohnten Sturm der Entrüstung zur Wehr setzen. Genervt blaffte er auf Twitter zurück:

Ich bin extrem stark in meinem weltweiten Kampf gegen Zensur und Repression. Ich bin froh, einiges von ihrem Geld ergattert zu haben, um sie zu vernichten.

Es bleibt der Phantasie der Leser überlassen, wie Wales die spendablen Scheichs vernichten will.

Dafür wird ihm wohl auch nicht viel Zeit verbleiben. Denn schon warten neue Herausforderungen auf den Alleskönner Wales. Denn er leitet seit 2015 eine Telefongesellschaft mit Namen The People’s Operator. Die Firma wurde 2012 gegründet und hat, was zu Wales Image passt, trotz Profitorientierung einen sozialen Touch.

Die Telefonkunden führen nämlich 10% ihres Rechnungsbetrags an einen guten Zweck ab, den sie selber auswählen. Zudem führt die Telefongesellschaft ein Viertel ihrer Gewinne wohltätigen Stiftungen zu. Hier kommt also wieder ein Element des Sozialunternehmertums zum Tragen.

Die Gesellschaft wurde von Andrew Rosenfeld gegründet, der ein großzügiger Spender für die Labor Party und deren Spitzenkandidat Tony Blair war. Nach dessen frühem Tod im Februar dieses Jahres wurde die Stelle des Direktors nunmehr Jimmy Wales übertragen.

Man darf gespannt sein, wie die Wikipedia-Gemeinde auf die erstaunlichen Wandlungen ihres Inspirators reagieren wird.