KI-generierte Bilder: Schöne neue Welt der lächelnden Mittelschichtsjugend

KI-generierte Bilder von lächelnden Jugendlichen auf einer Wiese unter einem Baum

KI-generierte Bilder zeigen oft idealisierte Darstellungen von Jugendlichen, wie hier eine Gruppe glücklicher Jugendlicher in idyllischer Umgebung. Die Studie zeigt die Homogenität hinter der scheinbaren Vielfalt.

(Bild: KI-generiert)

Eine neue Studie zeigt: KI-generierte Bilder von Jugendlichen sind vielfältig und doch erstaunlich gleichförmig. Was das für unsere visuelle Kultur bedeutet.

KI-generierte Bilder sind heute allgegenwärtig. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf: Die von KI dargestellten Menschen, insbesondere Jugendliche, wirken etwas künstlich und seelenlos. Woher kommt dieser seltsame Eindruck?

Eine neue Studie von Forschern der Universitäten Agder und Örebro gibt Antworten. Sie untersuchten, wie die KI DALL-E3, eine Bilderzeugungssoftware von OpenAI, Teenager darstellt. Dabei stießen sie auf vier auffällige Merkmale, die Anlass zur Sorge geben.

Scheinbare Vielfalt, reale Homogenität

Auf den ersten Blick scheinen die KI-Bilder von ethnischer und geschlechtlicher Vielfalt geprägt zu sein. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass sich die Jugendlichen auffallend ähneln. "Sie tragen alle Jeans und Converse-Schuhe, sehen gut aus, haben schöne Gesichter und volles Haar, und keiner hat Pickel", erklärt Studienautorin Gunhild Kvåle. Es handelt sich um eine spezifische soziale Kategorie junger, erfolgreicher, schöner Teenager.

Die KI-generierten Bilder sind durchweg positiv. Die Jugendlichen lernen zusammen, gehen auf Konzerte, grillen Marshmallows oder arbeiten absurderweise in einem Gemeinschaftsgarten. "Alle sind glücklich, niemand ist traurig", sagt Kvåle. Arbeit oder Schlaf sind nicht zu sehen. Es ist die Freizeit von Jugendlichen der oberen Mittelschicht.

Die Bilder wirken durch Beleuchtung und Komposition authentisch. Die Szenerien positionieren die Jugendlichen aber auch sozial: "Sie werden nie bei der Arbeit oder in städtischen Umgebungen gezeigt, die mit sozialen Problemen verbunden sind", erklärt Kvåle.

Die Grenzen der Fantasie

Die Forscher fanden heraus, dass DALL-E auch fantasievolle Situationen darstellen kann, etwa Jugendliche, die in einer Schneekugel am Nordpol Schlittschuh laufen. Solche surrealen Bilder sind aber nicht die Norm, sondern müssen gezielt angefordert werden.

"Fotorealistische Bilder werden von DALL-E offensichtlich bevorzugt. Manchmal werden sie zu grafischen Illustrationen, aber Fotorealismus ist eindeutig der Standard", sagt Kvåle.

Kritisches Bewusstsein gefordert

Bildgeneratoren wie DALL-E3 sind heute sehr leistungsfähig und für jedermann zugänglich. Dennoch werden wir bisher nicht mit KI-generierten Bildern überschwemmt. "Man sagt, dass künstliche Intelligenz alles verändern wird, aber das ist offensichtlich nicht der Fall", sagt Kvåle. Nur weil es möglich sei, ändere sich nicht alles über Nacht.

Gleichzeitig waren die Forscher von der Ähnlichkeit der Bilder überrascht. "Dienste wie DALL-E können einen großen Einfluss auf unsere visuelle Kultur haben. Wir sind es einander schuldig, ein kritisches Bewusstsein für diese Bilder zu entwickeln, denn sie repräsentieren nicht die Art und Weise, wie wir uns unsere Gesellschaft vorstellen", mahnt Kvåle.

Ihr Fazit: "Und es macht die Welt ein wenig langweiliger".