Kali-Bergbau in Thüringen lebt wieder auf

Der Kali-Bergbau soll in Thüringen wieder aufgenommen werden. Diesmal aber ohne die Halden mit Salzabfällen. Foto: Jaqueline Macou auf Pixabay (Public Domain)

30 Jahre nach dem Hungerstreik von Bischofferode wird Kali aus Ostdeutschland wieder attraktiv. Das liegt nicht nur an den Sanktionen gegen Weißrussland

Im Ohmgebirge in Thüringen gibt es eine lange Tradition mit dem Bergbau. Viele Jahrzehnte wurde hier Kali abgebaut – bis in die frühen 1990er Jahre hinein, bis die Treuhand-Anstalt die ehemaligen DDR-Betriebe privatisierte. Der Hungerstreik der Kali- Kumpel in Bischofferode von 1993 ist vielen Ostdeutschen noch in Erinnerung.

Knapp 30 Jahre später deutet vieles darauf hin, dass der Kali-Bergbau in der Region eine Renaissance erfahren könnte. Steigende Kali-Preise und die Sanktionen gegen Weißrussland und Russland machen den Bergbau in Thüringen wieder interessant.

Das australische Unternehmen Davenport Resources hatte sich in den letzten Jahren verschiedene Bergbau- und Explorationslizenzen für Kalivorkommen im Südharz gesichert. Schätzungen zufolge liegen dort mehr als fünf Milliarden Tonnen Rohsalz, die sich über eine Fläche von mehr als 500 Quadratkilometern erstrecken.

"Wir wollen dem Kalibergbau in Thüringen zu einer neuen Blütezeit verhelfen", sagte Jason Wilkinson im Februar dem Handelsblatt. Wilkinson ist Geschäftsführer der Südharz Kali GmbH, die ihrerseits eine Tochtergesellschaft von Davenport Resources ist. Und der Vorstandssprecher von Davenport Resources, Chris Gilchrist, sagte demnach, das langfristige Ziel sei, ein Bergwerk zu errichten, "das die Region wirtschaftlich stärkt und zugleich eine umweltschonende und sichere Nutzung der vorhandenen Kalivorkommen ermöglicht".

Dabei kann sich das Unternehmen auf die Forschung aus DDR-Zeiten verlassen. Damals wurden die Kalivorkommen in Thüringen recht gut erforscht. Und viele dieser Informationen erwarb das Unternehmen gemeinsam mit den Lizenzen. So führt es gerade eine Tiefenbohrung in der Nähe von Worbis, knapp 15 Minuten mit dem Auto von Bischofferode entfernt, durch, die Ende April abgeschlossen sein soll.

Gehen die Pläne der Australier auf, dürften sie damit einen ordentlichen Gewinn einfahren. Bis Ende des Jahrzehnts rechnen sie mit einem Preisniveau von 300 US-Dollar je Tonne und sie gehen von niedrigen Kosten aus. Laut Investorenpräsentation, so hieß es im Handelsblatt, wollen sie ähnlich günstig produzieren wie ihre osteuropäischen Konkurrenten Urakali und Belaruskali. Deren Kosten liegen bei etwa 100 US-Dollar je Tonne und damit mehr als die Hälfte günstiger als der deutsche Konkurrent K+S.

Das Embargo für Mineraldünger aus Weißrussland eröffnet weitere Absatzmöglichkeiten. Immerhin kamen rund ein Drittel der Kali-Importe der Europäischen Union von dort. Anfang März wurden aber gegen Minsk Sanktionen verhangen, die unter anderem auch Belaruskali treffen. Begründet wurden sie mit der Unterstützung Russlands beim Angriff auf die Ukraine.

Die Australier haben nach eigenen Angaben vor, die Salzabfälle umweltschonend zu entsorgen. Gilchrist hatte gegenüber dem Handelsblatt gesagt, dank neuer Technologien wolle man nicht nur abfallärmer produzieren, sondern die anfallenden Abfälle auch wieder unter Tage in das Bergwerk bringen. "Meterhohe Salzhalden und salzhaltige Abwässer, die in Flüsse geleitet werden müssen, wird es bei uns nicht geben", sagte demnach Süd-Kali-Chef Wilkinson. Er versprach außerdem, dann man CO2-neutral produzieren wolle.

Umweltschützer sind allerdings skeptisch. "Aufgrund der bisherigen Erfahrungen bezweifeln wir jedoch, dass diese Versprechen in der Praxis wirklich eingehalten werden können", erklärte eine Sprecherin der Umweltschutzorganisation BUND laut Internetmagazin euractiv.

Das Ziel müsse sein, den Einsatz von Mineraldünger in der Landwirtschaft grundsätzlich einzustellen, sagte sie weiter. Anstatt die heimische Kaliproduktion hochzufahren, sei "die aktuelle Krise ein Anlass, die industrielle Landwirtschaft in Deutschland infrage zu stellen", so die BUND-Sprecherin.