Katzenmusik mal anders
In den USA gibt es einen Radiosender für Haustiere
Katzen würden Klassik kaufen. Sagt man. Weil Miezen Mozart und Co. ungemein entspannend finden. Überhaupt mögen Katzen angeblich vor allem solche Musik, die vom Tempo her dem eigenen Herzrhythmus ähnelt. Klingt irgendwie logisch. Schließlich sollen Kühe bei Klassik auch mehr Milch geben als bei Gitarrengeschrammel. Andererseits könnte man sich für die Stubentiger auch ein anregendes Vogelkonzert vorstellen. Menschen gucken schließlich auch gerne Kochsendungen.
Doch leider ist das mit dem Klassik kaufen bei Katzen so eine Sache. Nie haben sie Geld bei sich, und selbst wenn das kein Thema wäre, so bliebe immer noch das Problem mit der Handhabung. Schließlich sind ihre Pfoten weder zum Knöpfchendrehen noch zum Bedienen winziger Tasten geeignet. In der Regel müssen sie sich deshalb mit dem zufrieden geben, was man gemeinhin als Geräuschkulisse bezeichnet. Es sei denn, der Besitzer meint es besonders gut und kauft etwas, das laut Cover speziell für Tiere gedacht ist.
Geschäftstüchtige Menschen haben natürlich längst entdeckt, dass sich mit Musik für Haustiere wunderbar Geld machen lässt. Joe Bodeman zum Beispiel produziert schon seit Jahren "Musik für Tiere". Der geneigte Besitzer kann wählen zwischen Musik für Katzen, Hunde, Pferde, Nager, Fische und Vögel. Laut Katzenschutzverein Bad Kreuznach stärkt zumindest die Katzen-Musik "die Bindung zwischen Mensch und Tier und erhöht die Lebensqualität des Tieres".
Eine billige Alternative zu den meist sphärischen Klängen dieser CDs bietet seit kurzem ein amerikanischer Online-Radiosender mit dem programmatischen Namen Dog Cat Radio. Die Macher behaupten, ihre Auswahl käme bei Katz und Hund besonders gut an. Mehrere Hörproben ergaben jedoch: Null Klassik, auch kein erlesenes Vogelgezwitscher, dafür jede Menge 80er Jahre Mainstream-Rockpop-Gemantsche. Wer weiß, ob das artgerecht ist. Fest steht nur: was die Hörerwünsche angeht, so haben die Besitzer das Sagen.
Zum Ausgleich gibt es für die tierischen Zuhörer täglich eine Stunde Spanischunterricht. Damit sie auch in Mexiko immer auf dem Laufenden sind. Wann diese Lektion jedoch stattfindet, wird auf der ungelenken Website nicht verraten. Auch eine Playlist sucht man vergebens. Eine Webrecherche ergibt immerhin, dass Haustiere zwischen 17 und 18 Uhr Westküstenzeit Spanisch lernen können. Das ist bei uns zwischen 2 Uhr und 3 Uhr in der Nacht, also eher was für Eulen, Fledermäuse, Nager, Katzen und schlaflose Hunde.
Dog Cat Radio-Initiator Adrian Martinez hat selbst zwei Hunde und sechs Katzen, und angeblich war es seine Katze Snickers, die ihn dazu brachte, mit Dog Cat Radio auf Sendung zu gehen. Auch an der Musikauswahl ist Snickers beteiligt, jedenfalls ist ihr Lieblingssong "Take Me Home Tonight" in der Version von Eddie Money. Darin heißt es unter anderem: "I feel a hunger /It's a hunger that tries to keep a man awake at night" (Ich spüre einen Hunger / Es ist die Art von Hunger, die versucht, einen Mann am Einschlafen zu hindern). Was wollen uns diese Zeilen sagen? Vielleicht folgendes: Hätte Martinez seiner Katze immer genügend lecker Futter hingestellt, wäre uns dieser vollkommen nutzlose Sender erspart geblieben.
Weil bald Weihnachten ist, hier zum Trost noch ein paar Tipps für interessierte Tierhalter: Gegen die Aufregung unterm Weihnachtsbaum kann man sich mit der Seite "Gestörte Katzen tanzen auf gestörte Musik" bestens vorbereiten. Der Sound stört übrigens besonders gut, wenn man den Track in mehreren Fenstern parallel laufen lässt. Wer mehr auf Katzen steht, die selbst musizieren, sollte sich auf keinen Fall die Punk Kittens entgehen lassen. Und dann gibt es passend zu Weihnachten natürlich noch Klassiker wie die Jingle Cats mit dem Album "Santa Claws" (Sankt Kralle), auf dem populäre Weihnachtslieder miaut werden. Analog dazu gibt es von den Jingle Dogs die gebellte Version. Übrigens haben gebellte Weihnachtslieder schon ein halbes Jahrhundert Tradition: den Anfang machte ein Bell-Medley aus den 50er Jahren, das in den 70er Jahren zu einer eigenständigen Version von "Jingle Bells" neu abgemischt wurde und die "Singing Dogs" berühmt machte.
Wie Tiere auf die Miau- und Bellversionen reagieren, wurde bislang nicht wissenschaftlich erforscht. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Untersuchungen zum Thema Tiere und Musik. Stellvertretend sei auf eine Studie über "Die Wirkung verschiedenartiger Musik bei gemischtfarbigen Gummibärchen (ursus latex multicoloratus)" hingewiesen, die im Jahr 2003 am Institut für Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführt wurde. Zugegeben: Gummibärchen sind nicht unbedingt das, was man sich gemeinhin unter einem Haustier vorstellt. Dennoch sind einige der Ergebnisse bedenkenswert. So reagierten die knubbeligen Gestalten verstimmt bis ängstlich auf Händels "Wassermusik", während Stockhausens "Gesang der Bären im Feuerofen" geradezu panische Reaktionen hervorrief. Animierend wirkten die "Urwald-Revue" aus DDR-Zeiten und traditionelle burmesische Musik, das Technostück "Psychopath" dagegen spaltete die Gemüter. Musik ist also auch bei Gummibärchen reine Geschmackssache.