Kein Generalverdacht gegen die Bundeswehr

Seite 3: Wo bleibt die linke Kritik an der Traditionspflege des 20. Juli?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Was aber seit Jahren auffällt, ist das fast völlige Fehlen einer linken Kritik am 20. Juli. Lange Zeit gab es parallel zu den Feierlichkeiten im Bendlerblock antimilitaristische Demonstrationen, klein waren, aber die Traditionspflege rund um das Gedenken zum 20.Juli 1944 in den Fokus rückten.

Zentraler Anknüpfungspunkt der Proteste war das öffentliche Gelöbnis außerhalb des Bendlerblocks. Nachdem die Zeremonie in das Gebäude verlegt wurde, ließ das Interesse an den Protesten nach. Seit einigen Jahren gibt es keine Demonstrationen mehr und auch kritische Veranstaltungen zur Tradition rund um den 20. Juli 1944 sind selten geworden.

Selbst die weiter vorne zitierten Texte von Karl-Heinz Roth sind ein Nachdruck aus einem 2004 erschienenen Buch. Nun könnte man sagen, es ist alles über die Traditionslinien des 20. Juli 1944 gesagt worden. Das stimmt aber nicht, wie die Stauffenberg-Biographie von Karlauf zeigt.

Es gibt kaum noch kritische Veranstaltungen, die eben zeigen, wie sich diese kritisierte Traditionslinie durchgesetzt hat und die Gedächtnispolitik des heutigen Deutschlands bestimmt. Das liegt auch daran, dass das in den 1990er Jahren noch umkämpfte Projekt "Deutschland-EU" heute durchgesetzt ist. Daher scheint jede Kritik daran als vergeblich und wird daher unterlassen.

Ein Teil der linken Kritiker verteidigt mittlerweile die Bundeswehr und unterstützt angebliche Kriege für die Durchsetzung der Menschenrechte. Daher stößt Kramp-Karrenbauers Erklärung, sie wolle die Bundeswehr nicht unter Generalverdacht stellen, kaum mehr auf Kritik. Wer die Generäle des 20.Juli 1944 nicht kritisieren will, stellt natürlich auch die Bundeswehr nicht unter Generalverdacht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Inhalt geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Dann bleibt nur noch die linke Kritik an der angekündigten Erhöhung des Militärbudgets, für dann die USA verantwortlich gemacht wird. Da wird nicht mal mehr der Versuch gemacht, eine Bundeswehr zu kritisieren, die sich den 20. Juli 1944 bruchlos zum Vorbild nimmt. Kein Generalverdacht - nirgends.