Kein Licht am Ende des Ufers

Bild: Hans Braxmeier

Nach dem dunklen Winter erwartet Bundeskanzlerin Angela Merkel weitere schwere Monate

Deutschland, im März 2021. Der Winter neigt sich seinem Ende zu. Genau dies hatte Angela Merkel Ende Oktober prognostiziert. Damals, während einer harten Debatte im Bundestag zu Beginn neuer coronabedingter Einschränkungen, hatte die Bundeskanzlerin erklärt: "Der Winter wird schwer, vier lange schwere Monate, aber er wird enden."

Der damals verordnete "Teil-Lockdown" sollte zunächst nur einen Monat, bis Ende November gelten. Bekanntlich ging die Sache anders aus. Die Maßnahmen zur Reduktion der Infektionen stellten sich als zu schwach heraus. Deswegen wurden sie Anfang Dezember bis zum 10. Januar verlängert. Im Januar wurden die Maßnahmen nicht nur erneut verlängert, sondern weiter verschärft.

Summa summarum, hat sich die Prognose Angela Merkels somit bestätigt: Der Winter war einsam und hart. Aber nachdem alles, das einen Anfang auch ein Ende hat, geht nun auch der Dunkelwinter 2020/21 zu Ende.

Mit den sich ändernden Lichtverhältnissen ändern sich nun auch die Metaphern der Bundeskanzlerin. Am Mittwochnachmittag berichteten die Medien von ihrer jüngsten Viermonatsprognose. "Das sind jetzt noch drei, vier schwere Monate: März, April, Mai, Juni", soll Frau Merkel in einem öffentlichen Gespräch mit Mitarbeitern von Hilfs- und Krisentelefonen erklärt haben.

Ob diese bei so viel Ehrlichkeit die Krise bekamen, ist nicht bekannt. Doch die Wahrscheinlichkeit liegt sehr hoch, dass sich auch diese Prognose von Frau Merkel bewahrheiten wird. Zum einen werden die wenigsten bestreiten wollen, dass auf den März der April, auf diesen der Mai und danach der Juni folgt. An der Präzision dieser Aussage lässt sich wenig aussetzen.

Eine Besserung erwarte die Bundeskanzlerin im Sommer, da dann die Effekte des Impfens deutlich würden. Nachdem die Corona-Impfungen in Deutschland, anders als in anderen Staaten, nur schleppend vorangehen, ist es gut möglich, dass sich auch dieser Teil der Prognose erhärten wird: Vermutlich werden die kommenden Monate zwar weniger dunkel, aber nicht viel weniger schwer als die letzten vier Monate, da Impfungen noch lange nicht signifikant ins Gewicht fallen.

Die Kanzlerin hat sicher recht, wenn sie erklärt, dass der politische Umgang mit der Krise von Ungewissheit geprägt sei. Das rührt zum einen daher, dass die Dynamik der Pandemie nur schwer prognostizierbar ist. Ungewiss ist jedoch auch, so hat die Kanzlerin dies wahrscheinlich nicht gemeint, aber so könnte man meinen, wie lange sich die Phase der politischen Konzeptionslosigkeit noch hinziehen wird.

Jedenfalls klingt dies danach, wenn man der Kanzlerin zuhört: "Wir versuchen jetzt die Brücken zu bauen, aber wir wissen auch nicht, wohin wir die genau bauen", soll sie am Mittwoch gesagt haben.

"Also, das Ufer sehen wir ja auch nicht."

Das dürfte nicht nur ihr und den Ihren so gehen. Wie ebenfalls am Mittwoch verlautete, wurde die Entscheidung darüber, ab wann Corona-Impfungen auch in Arztpraxen durchgeführt werden können, verschoben. Der Hintergrund seien unterschiedliche Einschätzungen unter den Gesundheitsministern der Länder.

Nun wollen wir es der Kanzlerin gleichtun und ebenfalls eine Prognose wagen: Die Meinung wird sich durchsetzen, dass Impfungen in Arztpraxen eine feine Sache sind, die man schnellstmöglich in die Wege leiten sollte. Alles andere wäre uferlos.