Kennedy-Attentat: Ewiges Staatsgeheimnis
Aufschlussreiche Akten zum Kennedy-Attentat bleiben geschwärzt oder gesperrt. Kommentar.
Für den 17.12.2022 hatte US-Präsident Joe Biden die Entscheidung über die eigentlich für 2017 fällige Freigabe sämtlicher Akten zum Attentat auf John F. Kennedy angekündigt. Bekannte Historiker hatten vor dem Termin eine Pressekonferenz gegeben und insbesondere die Freigabe bestimmter Dokumente der CIA gefordert, die Aufschluss über die Beziehung des Geheimdienstes zu Lee Harvey Oswald versprechen.
Aufgrund des bereits bekannten Materials ist davon auszugehen, dass Oswald in irgendwelchen Diensten der CIA gestanden haben muss.
Statt die Freigabe plump zu verschieben, wie Biden es vor genau einem Jahr tat, gab er nun Tausende weiterer Akten frei – allerdings nur solche, die den Forschungsstand nicht ernsthaft bereichern und eigentlich nie hätten gesperrt werden dürfen.
Tatsächlich interessante Dokumente sind mit Schwärzungen versehen, zwei Prozent des Materials bleiben total gesperrt. Weitere Fristen zur Veröffentlichung sind offenbar nicht angekündigt. Auch etwa der Inhalt des historischen Memos von Arthur Schlesinger an Kennedy von 1961 über die geplante Zerschlagung der CIA bleibt ein Staatsgeheimnis.
Historiker wie Jefferson Morley und Michael Beschloss sehen sich vor den Kopf gestoßen. Seit langem fordern sie vergeblich etwa die Akten über den CIA-Desinformationsspezialisten George Joannides, der verdeckte Aktionen mit Exilkubanern geleitet hatte.
Der Verdacht liegt nahe, dass Oswald für False-Flag-Operationen als vermeintlicher Castro-Unterstützer legendiert wurde, wie sie das Pentagon in der Operation Northwoods skizzierte. Ohne Akten jedoch bleibt solches Spekulation.
Nicht alle US-Medien ließen sich einseifen. MSNBC gab den Historikern breiten Raum für ihre Kritik. Selbst der erzkonservative FoxNews-Kommentator Tucker Carlson bezeichnete die Situation als inakzeptabel. Niemand müsse geschützt werden, sämtliche involvierten Personen seien tot. Carlsons Freund, Ex-CIA-Direktor Mike Pompeo, verweigerte ihm ein Interview zum Thema.
Soweit ersichtlich hielten sich die deutschen Medien an das Narrativ von Oswald als "Kennedy-Attentäter" und berichteten nur knapp. Ausgerechnet die Bild-Zeitung bot einen substantiierten Artikel.
Der neulich auf Telepolis dargestellte Forschungsstand bleibt also vorläufig aktuell: