Kernkraft und Klimapolitik

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Kommentar: Selbst wenn es gelänge, Reaktoren herzustellen, die gegen eine Kernschmelze wirklich gesichert sind, ist die Nutzung der Kernenergie abzulehnen

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Wenn ich in meinen Artikeln zur Energiewende schreibe, dass wir außer den fossilen Brennstoffen auch den Atomstrom ersetzen müssen, weil 2022 die letzten AKW in Deutschland abgeschaltet werden, kommt regelmäßig der Einwand, dass die AKW ja kein CO2 erzeugen und es deshalb klimapolitischer Unsinn sei, sie abzuschalten.

Diese Diskussion, die von der Atomlobby ausgeht, ist sehr gefährlich, weil hier versucht wird, Klimaschutz und Atomausstieg gegeneinander auszuspielen und so die Umweltbewegung als inkompetent zu diskreditieren.

Fakt ist, dass AKW natürlich kein CO2 erzeugen. Die Forderung nach dem Atomausstieg wurde auch niemals klimapolitisch begründet, sondern mit den Gefahren, die von dieser Technologie ausgehen. Wenn in Folge eines Atomunfalls größere Mengen radioaktive Spaltprodukte freigesetzt werden, sind die damit kontaminierten Gebiete für sehr lange Zeit verstrahlt und damit für Menschen unbewohnbar.

Dabei ist es letztendlich egal, warum und auf Grund welches technischen Fehlers das radioaktive Material freigesetzt wurde, entscheidend ist, dass die radioaktive Kontamination nicht rückgängig gemacht werden kann und die Gebiete, wenn sie mit Isotopen mit langen Halbwertszeiten belastet sind, für die nächsten Generationen unbewohnbar werden.

Eine gefährlich reduzierte Diskussion

Bei den beiden bisher schwersten Kernunfällen in Tschernobyl und Fukushima kam es zu Kernschmelzen in Reaktoren mit dadurch bedingter Freisetzung großer Mengen radioaktiven Materials in die Umwelt. Deshalb wird die Diskussion über die Sicherheit von AKW oft auf die Vermeidung von Reaktorunfällen und die Verhinderung von Kernschmelzen reduziert. Das ist aber sehr gefährlich und falsch.

Der Kyschtym-Unfall (Majak 1957) war keine Kernschmelze oder Nuklearexplosion, aber durch eine "ganz normale" chemische Explosion wurden riesige Mengen radioaktive Abfälle in die Luft geschleudert und große Teile des südlichen Urals bis heute radioaktiv verseucht.

Das Ausmaß der Katastrophe entsprach vermutlich der von Tschernobyl, allerdings waren sehr viel weniger Menschen betroffen, da das Gebiet nur sehr dünn besiedelt war. Dadurch fiel die Evakuierung der dortigen Bevölkerung auch nicht groß auf und die Öffentlichkeit erfuhr erst 1976 durch einen Dissidenten von dem Vorfall, offiziell zugegeben wurde er erst 1989.

Das Problem ist, dass man technische Pannen und Zwischenfälle aller Art nie 100%ig ausschließen kann. Wenn etwas passieren kann, wird es auch passieren, wenn man nur lange genug wartet. Und mit radioaktivem Material kann sehr viel passieren. Deshalb sollten wir auf die künstliche Herstellung und Nutzung großer Mengen radioaktiven Materials verzichten. Das heißt aber, konsequent auf die Nutzung der Kernenergie zu verzichten, egal in welcher Form.