Kids mit viel Knete
Unterhaltungselektronik steht hoch im Kurs
Die Kids-Verbraucher-Analyse hat festgestellt, dass die deutschen Kids im Jahr 2000 so kaufkräftig sind wie noch nie. Mit sieben Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr haben die Kinder im Alter zwischen 6 und 17 Jahren 19,15 Milliarden DM zur Verfügung. Im Mittelpunkt des Kaufinteresses stehen hochwertige Güter aus der Unterhaltungselektronik.
Die Untersuchung wurde im Auftrag der Verlage Lübbke, Bauer und Axel Springer geführt. Dazu wurden 2206 Interviews mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren und Eltern durchgeführt, um ein aktuelles Bild vom Konsumverhalten zu erhalten. Die Kids-Verbraucher-Analyse hat die geläufige Meinung bestätigt, dass Kinder zur begehrten Werbezielgruppe gehören und dass der Beschäftigung mit PCs und dem Internet ein höherer Stellenwert eingeräumt wird.
Die Untersuchung zeigt vor allem, dass Geld bei Kindern und Jugendlichen inzwischen so ziemlich im Mittelpunkt steht. Durchschnittlich erzielen die befragten Kinder monatliche Einnahmen über 52 DM. Diese setzen sich zusammen aus Taschengeld, Geldgeschenken und Vergütungen von kleineren Jobs. Hier zeigt sich im Vergleich zur Vorjahresbefragung keine Steigerung. Geld gibt es bei allen Gelegenheiten. Zum Geburtstag erhalten vier Fünftel der Kids Bargeld, im Durchschnitt sind das immerhin 118 DM. Klar, dass es auch zu Weihnachten Geld gibt, hier ist im Vergleich zum Vorjahr sogar eine Steigerung zu verzeichnen: Acht Prozent erbringen durchschnittlich immerhin noch 127 DM.
Über solche Steigerungsraten würden sich Arbeitnehmer freuen, aber die müssen ja auch immer mehr arbeiten, um ihren Lieblingen die meist nicht zusammen verbrachte Freizeit mit Bargeld zu versüßen. Aus Sicht der Eltern klingt es natürlich viel pädagogischer: "Wie bei den Erwachsenen spielt auch bei den Kindern das Geld eine besondere Rolle", so Thomas Brümmer, Leiter der Anzeigenabteilung der Verlagsgruppe Lübbe. "Außerdem ist das Geld in der Hand der Kinder aus Erwachsenensicht eine erzieherische Komponente, denn die Kids sollen den Umgang damit lernen." Ohne elterliche Regelung dürfen dementsprechend 70 Prozent der Befragten ihr Geld selbständig ausgeben. Lediglich bei Anschaffungen über 100 DM gibt es für die unter 13-jährigen Kinder noch Stress zu Hause. Die Hälfte der 14- bis 17-Jährigen darf dagegen auch über diesen Betrag frei bestimmen.
Die Kaufentscheidungen tendieren klar zum Bereich der Unterhaltungselektronik. Kein Wunder, denn 5,2 Millionen aller 6- bis 17-Jährigen beschäftigen sich mit dem PC. Dabei stehen in der Freizeit die Computerspiele im Vordergrund. So spielen 91 Prozent der Jungen und immerhin 77 Prozent der Mädchen. Bei den weiteren Nutzungsmöglichkeiten wie Schreiben von Texten und Briefen oder Malen führen die Mädchen mit 47 Prozent gegenüber 32 Prozent der Jungen. Wie selbstverständlich wird inzwischen mit dem Internet umgegangen. Immerhin nutzen schon 32 Prozent der Jugendlichen das Netz, wobei die Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen mit 54 Prozent aktiv ist. In erster Linie wird im Internet gesurft, aber das Netz wird auch zur Vorbereitung auf die Schule nach Informationen durchforstet. Mehr als die Hälfte der Internet-User versenden auch Emails.
Einen riesigen Zuwachs können Handy-Hersteller erwarten. Gab es bei der Kids-Verbraucher-Analyse von 1999 nur zwei Prozent jugendliche Handy-Besitzer, sind es im Jahr 2000 schon sieben Prozent. Noch deutlicher ist der Wunsch nach diesem Statusobjekt gestiegen: 1999 waren es 20 Prozent und 2000 sind es schon 32 Prozent. Zu den Lieblingsmobilfunkmarken der Kids gehören in abfallender Reihenfolge Nokia, Siemens, Motorola und Sony. Hauptsächlich besitzen die über 14-Jährigen die Handys.
Ziel einer solchen Untersuchung ist natürlich nicht nur das Konsumverhalten im allgemeinen, die Marktforscher wollen vor allem präzisere Marktinformationen herausfinden. Die Jugendlichen besaßen im Verlauf der letzten fünf Jahre immer hochwertigere elektronische Geräte. Ein positives Zeichen für die Marktforscher, dass die Werbung die Kids erreicht. Besonders beim Besitz von CD-Playern hat zum Beispiel die jüngste Gruppe der Sechs- bis Neunjährigen zugelegt (1995: fünf Prozent, 2000: 15 Prozent). Die Kids-Verbraucher-Analyse hat aber auch die Daten von 539 Marken aus 25 Branchen abgefragt, so dass das Bild vom Konsumkind immer deutlicher wird und die Werbung gezielt darauf abgestimmt werden kann. Die Hälfte der gewonnenen Daten bezieht sich übrigens auf Getränke und Nahrungsmittel.