Klimaanlagen fressen die Energiewende – Stromverbrauch explodiert

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CO2-arme Energiequellen machten 2024 erstmal mehr als 40 Prozent der globalen Stromproduktion aus. Welche Rollen spielen die USA und China dabei?
Die Welt produzierte im letzten Jahr erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 40 Prozent ihres Stroms aus CO2-armen Energiequellen, so ein neuer Bericht des globalen Energieforschungsinstituts Ember. Vor allem das rasante Wachstum bei der Solarenergie hat diesen Trend stabilisiert. Die Stromerzeugung aus Solarzellen hat sich seit 2012 alle drei Jahre verdoppelt.
Zusammen mit Kernkraft, Wasserkraft und Windenergie hat die Stromerzeugung mit niedrigen CO2-Emissionen weltweit nun 40,9 Prozent erreicht. "Solarenergie ist zum Motor der globalen Energiewende geworden", sagte Phil MacDonald, Geschäftsführer von Ember mit Sitz in London. "Als die am schnellsten wachsende und größte Quelle für neue Elektrizität ist sie entscheidend, um die ständig steigende Nachfrage der Welt nach Strom zu decken."
Wettlauf zwischen Angebot und Nachfrage
Gleichzeitig verzeichnete die Stromnachfrage im Jahr 2024 einen deutlichen Anstieg, der das Wachstum von sauberem Strom übertrifft. Rasch wachsende Industrien wie KI, Rechenzentren, aber auch langlebige Konsumgüter wie Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen trugen wesentlich zum Anstieg der globalen Nachfrage bei.
Der Hauptgrund für die explodierende Stromnachfrage war 2024 laut Ember jedoch die zunehmende Nutzung von Klimaanlagen während der Rekordtemperaturen und diverser Hitzewellen weltweit. Das führte dazu, dass der Strombedarf 2024 um vier Prozent wuchs. 2023 hatte die Zunahme noch 2,6 Prozent betragen.
Die heißeren Temperaturen bildeten laut Ember auch die Hauptursache für den Anstieg der fossilen Erzeugung. Fossile Energiequellen lieferten 2024 weltweit 245 Terawattstunden (TWh) zusätzlich, wuchsen aber nicht annähernd so stark wie erneuerbare Energien, die um rekordverdächtige 927 TWh zunahmen.
Klimaanlagen mit größtem Anteil am Wachstum des Stromverbrauchs 2024
Den größten Anteil an CO2-armer Technologien an der globalen Stromerzeugung hatte 2024 mit 14 Prozent immer noch die Wasserkraft. Es folgen die Atomenergie mit neun, die Windenergie mit acht und die Solarenergie mit sieben Prozent Anteil. Alle anderen Technologien kommen zusammen auf weitere drei Prozent.
Zusammengenommen liefern CO2-arme Technologien nun mehr als 12.000 TWh. Dabei erzeugten schon 80 Länder letztes Jahr mehr als die Hälfte ihres Stroms aus diesen Quellen, darunter 47 Länder mit einem Anteil von mehr als 75 Prozent.
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Dennoch schaffen die CO2-armen Technologien es trotz der Zuwächse kaum, mit der aktuell rasant steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Nichtsdestotrotz zeigt man sich bei Ember zuversichtlich, dass erneuerbare Energien und andere CO2-arme Energiequellen die steigende Nachfrage schließlich übertreffen werden.
Anteil der CO2-armen Stromerzeugung wächst stetig
"Auch wenn das Nachfragewachstum zweifellos höher sein wird als in den Vorjahren, zeigt unsere Analyse, dass das saubere Wachstum es übertreffen wird, was langfristige Investitionen in den Ausbau der fossilen [Energie-]Erzeugung zu einem riskanten Unterfangen macht", heißt es in dem Bericht.
Das macht Mut, doch der Weg zur Einhegung des CO2-Ausstoßes ist noch weit. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzte in ihrem 2023 erschienenen Bericht "Pathway to Net Zero", dass die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien in den frühen 2030er Jahre auf etwa 4,5 Billionen Dollar jährlich steigen müssten, um die CO2-Emissionen bis 2050 auf ein nachhaltiges Niveau abzusenken.
Sämtliche neue Investitionen in die Förderung, den Transport und die Raffinierung fossiler Brennstoffe müssten ebenfalls eingestellt werden, forderte die IEA überdies. Doch nichts davon ist bisher passiert. Die Tatsache, dass CO2-arme Technologien und erneuerbare Energien derzeit rasch wachsen, bedeutet nicht zwingend, dass sie fossile Brennstoffe ersetzen werden.
Leistungsfähige Energienetze immer wichtiger
Denn dafür reicht es nicht aus, in CO2-arme Produktion Energie zu investieren. Ferner müssen auch die Energienetze in ganz erheblichem Umfang um- und ausgebaut werden. Man kann die Wirtschaft nicht mit erneuerbaren Energien elektrifizieren, wenn die Netze die neuen Formen der Versorgung nicht bewältigen können.
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Der Bericht von Ember weist zudem auf eine klare Divergenz zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den Vereinigten Staaten und China, hin. China leistete 2024 mehr als die Hälfte des globalen Zuwachses sowohl bei der Solar- als auch bei der Windenergie. Laut dem Bericht ist das Reich der Mitte weltweit führend sowohl in der Herstellung als auch in der Implementierung sauberer Energien.
Die USA setzen auf Erdgas
Die USA waren 2024 dagegen der weltgrößte Produzent von Strom aus Erdgas und stand für die Hälfte des gesamten globalen Wachstums bei der Stromproduktion aus diesem Energieträger. Mit 1.865 TWh lag die Stromerzeugung aus Gas in den USA mehr als dreimal so hoch wie die Russlands, das mit 538 TWh an zweiter Stelle blieb.
Zum Vergleich: In der Europäischen Union lag die Stromerzeugung aus diesem früher einmal als Brückentechnologie beworbenen Energieträger 2023 bei 437,27 TWh. Der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung in der EU sinkt seit Jahren.