Industrie spart Millionen mit Umstieg auf Solarthermie
Industrie entdeckt Sonnenenergie als kostengünstige Alternative zu Gas. Neue Studie zeigt: Solarthermische Anlagen rechnen sich oft schon nach wenigen Jahren.
Die Solarenergie ist in Deutschland weiter auf Wachstumskurs – und das nicht nur bei der Stromerzeugung. Immer mehr Unternehmen und Kommunen entdecken das Potenzial der Solarthermie, um Wärme zu erzeugen und damit fossile Brennstoffe wie Erdgas zu ersetzen.
Solare Prozesswärme rechnet sich
Solare Prozesswärme ist besonders für die Industrie attraktiv, wie eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zeigt. Demnach amortisieren sich Investitionen in solarthermische Anlagen zur Erzeugung von Prozesswärme oft schon nach drei bis acht Jahren – und sind damit deutlich wirtschaftlicher als Erdgasanlagen.
„In der Studie konnten wir zeigen, dass Solarthermie für Prozesswärme auch in Deutschland wirtschaftlich interessant ist“, erklärt Studienleiter Gregor Bern vom Fraunhofer ISE. Ein hoher solarer Deckungsanteil von bis zu 50 Prozent erhöhe die Wirtschaftlichkeit über die gesamte Lebensdauer zusätzlich.
CO2-Bepreisung und Fördermittel als Anreize
Die Forscher ermittelten die Wärmegestehungskosten für verschiedene Technologien und Standorte. Zum Einsatz kamen Flachkollektoren, Vakuumröhrenkollektoren und Parabolrinnenkollektoren.
Die Untersuchungen wurden an drei Standorten in Bremen, Würzburg und Lindenberg im Allgäu durchgeführt. Ermittelt wurden die Wärmegestehungskosten von Erdgas- und Hybridanlagen in den Temperaturbereichen 80 °C, 120 °C und 300 °C.
Das Ergebnis: Solarthermie verringert in allen untersuchten Szenarien die Systemkosten signifikant.
In Würzburg beispielsweise ließe sich Prozesswärme von 120 °C mit einem Solaranteil von 50 Prozent für durchschnittlich 9,2 Cent pro Kilowattstunde erzeugen – deutlich günstiger als mit einer reinen Erdgasanlage.
Für eine reine Erdgasanlage wurden dagegen durchschnittliche Kosten von 14,10 Cent pro kWh errechnet. Diese Berechnung geht allerdings von zukünftig weiter steigenden CO2-Preisen und einer Laufzeit von 25 Jahren aus.
Selbst bei einem Solaranteil von nur 20 Prozent wäre eine Hybridanlage noch günstiger als eine reine Erdgasanlage. Nach den Berechnungen könnte die Wärme hier im Durchschnitt für 11,9 Cent pro kWh erzeugt werden.
Um Investitionen weiter anzukurbeln, fordert der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) einen verlässlichen CO2-Preispfad und eine Fortsetzung der Förderprogramme. Damit Unternehmen langfristig planen können, fordert der BSW klare Preissignale und Fördermittel für die hohen Anfangsinvestitionen.
Solarthermie erobert Wärmenetze
Auch in der Fernwärme gewinnt die Solarthermie an Bedeutung. Laut einer Studie des Steinbeis-Forschungsinstituts Solites, die bereits im Mai 2024 veröffentlicht wurde, speisen derzeit 58 große Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 114 Megawatt in deutsche Wärmenetze ein. Bis Ende 2025 könnte sich die Kollektorfläche angesichts der im Bau und in Planung befindlichen Projekte verdoppeln.
Die Zunahme der Solarthermie in Fernwärmenetzen sei erfreulich, sagte Solites-Geschäftsführer Dirk Mangold. Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müsse der Ausbau aber noch deutlich an Fahrt gewinnen.
Wärmeplanung als Treiber
Einen weiteren Schub erhoffen sich die Experten vom neuen Wärmegesetz, das Anfang 2024 in Kraft trat. Es verpflichtet die Kommunen, den Ausbau klimafreundlicher Wärmequellen voranzutreiben.
„Trotz der bundesweiten Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung ist die Realisierung großer Solarthermie kein Selbstläufer“, warnt jedoch Anna Laura Ulrichs von Solites. Dafür brauche es Flächen, die identifiziert und gesichert werden müssten.
Dass sich die Solarthermie in Zukunft noch stärker durchsetzen wird, steht für viele Experten außer Frage. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Einmal installiert, bieten solarthermische Anlagen Versorgungssicherheit und produzieren CO2-freie Wärme zu sensationell niedrigen, schwankungsfreien Preisen“, schwärmt BSW-Hauptgeschäftsführer Körnig.