Klimawandel und Extremwetter: Werden Prämien von Gebäudeversicherungen teurer?
Häufig wird bestritten, dass Ereignisse mit Extremwetter Folgen des Klimawandels sein könnten. Unbestreitbar ist: Schäden und die Versicherungsprämien steigen.
Aussagen darüber, wie Extremwetter vom Klimawandel beeinflusst: werden, stehen vor einem ganz praktischen Problem: Um verlässliche Ergebnisse zu liefern, betrachtet die Klimaforschung große Datenmengen und lange Zeitreihen. Extremwetterereignisse jedoch sind jedoch definitionsgemäß selten.
Deshalb ist der Einfluss des Klimawandels schwer zu erkennen. Denn ein Blick auf Wetterstatistiken macht einen Trend zu häufigerem oder intensiverem Wetterextremen erst nach längerer Zeit erkennbar.
Helmholtz-Klima-Initiative
Was sich eindeutig feststellen lässt, ist, dass die von Versicherungen festgestellten Schäden durch Extremwetterereignisse von 1980 bis 2010 um rund 60 Prozent zugenommen haben. Diese Schäden gilt es zu reduzieren, unabhängig davon, wo die Ursachen im Einzelnen liegen.
Können bessere Vorhersagen helfen?
Große Hoffnungen werden auf eine Methode gesetzt, die an der Technischen Universität Wien entwickelt wurde, um Mega-Fluten, wie sie Europa und Nordafrika im Jahr 2023 heimgesucht haben, besser vorhersagen zu können.
Die Methode basiert auf internationalen Daten hydrologisch ähnlicher Gebiete. Man hat dafür einen "digitalen Zwilling" der Hydrosphäre entwickelt. Dabei werden der Wasserkreislauf und die relevanten, mit ihm verbundenen Phänomene physikalisch korrekt am Computer nachgebildet.
Das Konzept des digitalen Zwillings ist in Wissenschaft und Industrie Stand der Technik. Damit lassen sich komplexe Systeme exakt nachbilden, unter verschiedenen Bedingungen testen. Vergleichbar mit einem Flugsimulator kann man so mögliche Entwicklungen durchspielen, was die Vorhersagequalität verbessert.
Mit der rechtzeitigen Erkennung riskanter Wetterlagen können im Erstfall Menschenleben und mobile Einrichtungen gerettet werden. Bei Immobilien ist der Nutzen im Ernstfall jedoch nur noch bedingt erzielbar. Hier muss man deutlich früher ansetzen.
Vorsorge bei Planung und Bau
Was im Zusammenhang mit Extremhochwassern meist übersehen wird, ist die fehlende Berücksichtigung von Hochwasserrisiken bei der Flächennutzung und dem kommunalen Startregenmanagement. Hier wachen die Kommunen zum Glück inzwischen auf. Die notwendigen Maßnahmen belasten die Gemeindehaushalte jedoch beachtlich.
Nur ein Umdenken in der Bau- und Flächennutzungsplanung kann die Risiken durch Extremwetterereignisse senken.
Zunehmende Extremwetterereignisse erfordern ein angepasstes Planen und Bauen.
So romantisch ein Baugrundstück in unmittelbarer Flussufernähe auch sein mag, das Hochwasserrisiko darf nicht aus dem Blick verschwinden. Hier sind die für die Flächennutzungspläne und letztlich die Baugenehmigungen zuständigen Gebietskörperschaften in der Verantwortung.
Versicherungen sehen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Extremwetter
"Wir befinden uns auf einem +3 °C-Pfad", stellt der Gesamtverband der Versicherer fest.
Die Rückversicherer, also die Firmen, die die Erstversicherer versichern, haben einen besonders guten Überblick über die Schadensentwicklung. Die schweizerische Swiss Re warnte schon 2020: "Der Klimawandel wird für Deutschland teuer".
Man stellt fest: Der Temperaturanstieg in Deutschland liegt über dem globalen Durchschnitt.
Die deutsche Munich Re fordert in diesem Zusammenhang die Vermeidung weiterer Ausstöße von Treibhausgasen.
Aktuell erhöhen die Rückversicherer ihre Prämien weiter. Das wird vielen Erstversicherern inzwischen zu teuer und daher geben sie die Risiken nicht mehr an die Rückversicherungen weiter, sondern behalten sie im eigenen Haus.
Da wundert es nicht, dass die Erstversicherer unisono vor steigenden Versicherungsprämien für die Gebäudeversicherungen warnen. Um das Risiko besser zu verteilen, wird eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden gefordert.
Wenn die Versicherungswirtschaft die Risiken nicht mehr tragen kann und für deren Kunden die Möglichkeiten, die Prämien zu bezahlen, erschöpft sind, ist der Ruf nach dem Staat kaum zu vermeiden. Damit kommt die Frage auf den Tisch, ob der Staat die Schäden bei Extremwetterereignissen tragen soll, weil er nicht genug gegen den Klimawandel unternommen hat?
Private Vorsorge oder staatliche Fürsorge?
Wenn sich die Bürger nicht im notwendigen Maß versichern wollen oder können, wird die Frage zur Forderung erhoben, wonach der Staat die Last tragen müsse.
Im Falle der Ahrtalflut hat die damalige Bundesregierung ein Sondervermögen zur Finanzierung der Schadensbehebung bereitgestellt. Nachhaltig ist diese Lösung allerdings nicht.
Wer hier den Staat bei der Schadensregulierung dauerhaft in die Pflicht nehmen will, könnte ihn überfordern.