Klimaziele: Können wir das schaffen?
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Verbrauch von Erdgas und Erdöl: In 17 Jahren muss Schluss sein. Was die Wissenschaft dazu sagt und wie das ohne soziale Härten geht.
Mal wieder ist eine UN-Klimakonferenz mit dürftigem Ergebnis zu Ende gegangen. Das Glas ist halbvoll, konnte man vor ein paar Jahren vielleicht noch bei derartiger Gelegenheit sagen, doch jetzt ist es nicht einmal mehr zu einem Viertel gefüllt.
Auch wenn zumindest erstmalig in unverbindlichen Worten klargemacht wurde, dass es mit Kohle, Öl und Erdgas nicht so weitergehen kann. Viel mehr wäre nötig gewesen.
Klimakonferenz COP28: Analyse der unzureichenden Ergebnisse
Die in Dubai abgegebenen Versprechen reichen, wenn sie denn überhaupt umgesetzt werden, bei Weitem nicht aus, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
So war es 2015 mit der Pariser Klimaübereinkunft verabredet worden. 2018 hatte der IPCC, der sogenannte Weltklimarat, das umfangreiche Wissen über die Risiken eines überschreiten dieser Schwelle in einem Sonderbericht zusammengetragen.
Je weiter die Erwärmung über dieses Niveau hinausgeht, so hatte er seinerzeit deutlich gemacht, desto wahrscheinlicher wird es, dass einzelne Subsysteme wie etwa Eisschilde oder der Amazonaswald umkippen und eine Kaskade weiterer Veränderungen und Kipppunkte anstoßen.
Erst vergangene Woche war das von Dutzenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in einer Metastudie bestätigt worden. Telepolis hatte an dieser Stelle berichtet.
Verzicht auf Erdgas und Erdöl: Schlüssel zur Begrenzung der Erderwärmung
Doch wie kann dieses Ziel überhaupt noch erreicht werden? Was müsste geschehen, damit die Erwärmung tatsächlich nicht diesen Zielwert, dem wir bereits gefährlich nahe kommen, nicht dauerhaft überschreitet.
An einzelnen Tagen ist dies in diesem und in den vergangenen Jahren bereits mehrfach geschehen, aber die Zielmarke bezieht sich nicht auf einzelne Tageswerte, sondern einen Durchschnitt über drei Jahrzehnte.
Die Zeit ist inzwischen äußerst knapp. Die reichen Länder müssen bis 2030 aus der Kohle aussteigen, der Rest der Welt bis spätestens 2040, so Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Potsdams Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität von Exeter in Großbritannien letzte Woche in einer Mitteilung an UN-Generalsekretär António Guterres, über die die Nachrichtenagentur AFP berichtet.
Der Verbrauch von Erdgas und Erdölprodukten müsste in den Industrieländern bis 2040 und im Rest der Welt bis 2050 eingestellt werden. Doch selbst dieser Zeitrahmen könnte noch zu optimistisch sein.
Jüngere Studien gehen davon aus, dass die Emissionen in den reichen Ländern bereits bis 2030 und im Rest der Welt bis 2040 vollständig eingestellt sein müssen.
Aufrufe zum Aufgeben
Das ist natürlich eine enorme Herausforderung, angesichts derer man leicht den Mut verlieren kann. Da wundert es nicht, dass einige Publizisten, wie etwa Jakob Augstein im Freitag meinen, zur Aufgabe aufrufen zu müssen:
"Wir können die Erwärmung der Erde nicht stoppen. Wir sollten es auch nicht länger versuchen – sondern müssen lernen, unsere Welt von morgen gut einzurichten",
ließ er kürzlich seine Leserschaft wissen.
Nun hatte Augstein weder neue klimawissenschaftlichen Erkenntnisse zu bieten, noch konnte er erklären, wie man sich denn in einer Welt "gut einrichten" soll, in der zum Beispiel der Meeresspiegel um einen Meter oder mehr pro Jahrhundert steigt und Hunderte Millionen Menschen von den Küsten ins Hinterland oder aufs Festland umgesiedelt werden müssen.
Der zunehmend brutalere Umgang der Westeuropäer mit Menschen, die hierzulande Zuflucht suchen, lässt da wenig Gutes erwarten.
Doch man muss nicht nur schwarz sehen.