Klon eines vom Aussterben bedrohten Wildrinds nach zwei Tagen gestorben
Die Wissenschaftler von Advanced Cell Technologies verkaufen das Ereignis dennoch als Erfolg
Gerade ging noch die Meldung um, dass demnächst ein geklontes asiatisches Wildrind geboren werden würde, das ein Pionier für das Klonen von ausgestorbenen Arten werden sollte (Erster Schritt auf dem Weg, ausgestorbene Arten zu klonen). Doch das Gaur-Kalb hat nur zwei Tage nach der Geburt gelebt, bis es an einer angeblich gewöhnlichen Infektion gestorben ist.
Ein Rückschlag? Nein, auch in der (kommerzialisierten) Wissenschaft geht es mittlerweile zu wie in der New Economy oder in der Politik. Eigentlich, so die Wissenschaftler des biotechnischen Unternehmens Advanced Cell Technology ( ACT), hat Noah, das Gaurkalb, demonstriert, dass die eingesetzte Technik funktioniere. Der Tod war nur ein Zufall, habe nichts mit dem Klonen zu tun. Also ist es ein Erfolg. Als Wissenschaftler sei er, sagte Philip Damiani von ACT, "zufrieden", und wird dann richtig menschlich: "Als Mensch jedoch bin ich traurig, dass ein Tier gestorben ist. In der kurzen Zeit, die Noah mit uns gelebt hat, zeigte er sich als kräftiges und freundliches Kalb." Kräftig ist wohl ein wenig übertrieben, wenn er innerhalb von zwei Tagen gestorben ist ...
Ein Novum war Noah insofern, weil die Wissenschaftler bei seiner Entstehung erstmals den Zellkern einer Tierart in eine entkernte Eizelle einer anderen Tierart eingebracht haben. Sie hatten Hautzellen eines bereits 1993 verstorbenen Gaurstiers mit entkernten Rindereizellen verschmolzen. Ein solches Verfahren nämlich könnte auch dazu dienen, bereits verstorbene Tierarten, von denen es aber noch verwendbares Gewebe gibt, wieder auferstehen zu lassen. Klonen also als Rettung der durch den Menschen bedrohten Artenvielfalt, als Arche Noah im Hightech-Zeitalter. Zumindest ließen sich dann bequem Zellen vieler Organismen, die verschwinden, in Kryonikbanken kostengünstig und in kleinstem Raum aufbewahren, um bei Bedarf wieder belebt zu werden.
Gleichwohl war auch die Schaffung nur eines einzelnen geklonten Gaurkalbs ein aufwendiges Verfahren. Aber, des Erfolgs gewiss, plante man schon eine Wiederauferstehung. Dran glauben sollte eine ausgestorbene spanische Bergziegenart. Das letzte Exemplar dieser Art, ein Weibchen, starb im Januar des letzten Jahres im spanischen Nationalpark Ordesa, weil ein Baum auf sie gefallen ist. Doch Gewebe von ihr wurde eingefroren, so dass das Erbmaterial nun in Eizellen von gewöhnlichen Ziegen eingebaut werden könnte. Bei der geplanten Wiederauferstehung einer bereits ausgestorbenen Art gibt es nur ein kleines Problem: Mit dem Klonen erhält man nur weibliche Ziegen, zur Fortpflanzung wären aber auch Böcke notwendig, von denen es jedoch keine Gewebeproben gibt. Doch die Wissenschaftler waren sich sicher, auch dieses kleine Problem umgehen zu können, indem die ins Genom einfach ein Y-Chromosom einer noch lebenden Ziegenart anstatt des vorhandenen X-Chromosoms einführen.