Kohleausstieg bis 2030

Seite 2: Aus einer anderen Welt

Aber Vorsorge ist nicht jedermanns Sache. Nur wenige Stunden nach den Veröffentlichungen des neuen Klimaberichts mit seinen dramatischen Botschaften und nach dem Appell des Generalsekretärs der Vereinten Nationen der Erde haben auf einem anderen Planeten, in einem seit Jahren von Dürren heimgesuchten Land namens Sachsen-Anhalt CDU, SPD und FDP ihre Koalitionsverhandlungen abgeschlossen.

Dabei kam unter anderem heraus, dass die Autobahnen A14 und A143 weitergebaut werden sollen.

Außerdem ist vom Mitteldeutschen Rundfunk zu erfahren, dass sich die Koalitionäre zum Flughafen Leipzig/Halle "bekennen". Früher hat man sich ja eher zu Christus oder Buddha bekannt. Aber nun gut: andere Planeten, andere Sitten.

Der genannte Airport soll ausgebaut werden und dient vor allem der Luftfracht, die für Anwohner wie auch für das Klima die schädlichste und belastendste Form des Transports ist. Aus diesem Grund wurde der Flughafen Mitte Juli, wie berichtet, zum Ziel von Protesten junger Klimaschützer, die von der Deutschen Post DHL im Anschluss mit Strafanzeigen überzogen und in deren Auftrag reichlich von der Polizei malträtiert wurden.

Schließlich war den Parteien auch noch wichtig festzustellen, dass am Kohleausstiegsdatum 2038 nicht gerüttelt werde. Vermutlich hatte man vom IPCC oder diesem Generalsekretär da noch nicht einmal gehört. Einige Journalisten nennen das neue Parteienbündnis nun Deutschland-Koalition. Vielleicht um deutlich zu machen, dass dieses Land wie in Sachen Seenotrettung auch beim Klimaschutz nicht gedenkt, sich an internationale Verträge zu halten?

Katastrophen ohne Ende

Lichtjahre von Sachsen-Anhalt entfernt waren derweil in der vergangenen Woche und am Wochenende, wie bereits auf Telepolis kurz erwähnt, in diversen Orten der britischen Inseln wie London, Belfast und verschiedenen Orten Schottlands die Straßen und mehr überflutet.

Wesentlich härter dürfte es aber Nordkorea getroffen haben, wo es auch zu Ernteausfällen aufgrund von Überschwemmungen kommt.

Nicht nur die diversen Hochwasser, auch die Waldbrände gehen weiter, wie zum Beispiel in Griechenland oder in Russland.

Die Sibirian Times berichtet von 300 Bränden allein in Jakutien im fernen Osten Sibiriens, das als kälteste Region Russlands zählt. Nur ein Teil der Brände werde bekämpft, sofern er Menschen bedrohe. Das Feuer habe bereits 12.140 Quadratkilometer zerstört.

Kein früher Kohleausstieg

Und dann war da noch die Meldung, dass die tschechische EPH, die verzweigte Holding hinter den ebenso verzweigten Leag GmbHs, bis 2030 aus der Kohle aussteigen will. Der Konzern hat in Tschechien, der Slowakei, Deutschland, Italien, Großbritannien, Irland, Ungarn, Frankreich, Polen und der Schweiz alte, oft schon abgeschriebene Kohlekraftwerke aufgekauft. Man könnte sagen, dass er eine Art Restverwerter einer absterbenden Industrie ist.

Das Geschäft scheint wegen der CO2-Zertifikate nicht mehr so recht zu laufen. In Deutschland winken jedoch, im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen Ländern, Prämien für das Abschalten alter Anlagen. Daher gilt der Beschluss nicht für die Tagebaue und Braunkohlekraftwerke in der Lausitz sowie in den anderen ostdeutschen Braunkohlerevieren, in denen weiter Dörfer verwüstet werden.

Die ostdeutschen Kraftwerke und Kohlegruben will man länger, eventuell bis 2038 laufen lassen. So sieht der Klimaschutz beim vermeintlichen Vorreiter Deutschland aus.