Großfeuer: Ursache Klimawandel auch in Russland Konsens

Großflächige Waldbrände in Sibirien auf einer Satellitenaufnahme vom 29. Juli. Quelle: European Space Agency / CC BY-SA 3.0 IGO

Schwere Waldbrände von der Wolga bis Sibirien: Kein Spitzenpolitiker oder Experte leugnet mehr den Zusammenhang zur menschengemachten Erderwärmung

In Russland sind gleichzeitig eine ganze Reihe von weit auseinander liegenden Regionen von schweren Waldbränden betroffen, sowohl im dünn besiedelten Sibirien als auch im europäischen Teil des Landes. Von 180 Waldbränden auf einer Gesamtfläche von 1,2 Millionen Hektar schreibt das russische Medienportal RBK – und für ein zufällige Häufung hält das keiner der russischen Fachleute und Spitzenpolitiker, die sich in den letzten Tagen öffentlich dazu äußerten.

Großstadt in Rauchwolke gehüllt

Schwer in Mitleidenschaft gezogen ist die Region Irkuzk am Baikalsee, wo laut russischen Medien etwa 400 Siedlungen von Rauch in Feuer betroffen sind, sowie die Region um Krasnojarsk, wo die sibirische Großstadt in eine Rauchwolke gehüllt ist und mehr als 4.000 Hektar Wald in Flammen stehen.

Auch in Jakutien werden Großfeuer gemeldet, deren Rauchwolke laut der Onlinezeitung gazeta.ru bis zum Nordpol ziehen soll. Evakuiert werden musste in Jakutien das Dorf Bjas-Kjuel mit etwa 600 Einwohnern, bevor es den Flammen zum Opfer fiel. Diskussionen dort gab es um eine vorgebliche Anweisung des Gouverneurs, Wälder rund um bedrohte Dörfer abzuholzen – diese Meldung wurde von der Regionalregierung dementiert.

Nuklearzentrum im Notfallmodus

Feuer gibt es nicht nur in Sibirien. Im Ural gibt es über zweitausend Kilometer westlich der dortigen Brandherde vergleichbare Meldungen aus der zu Russland gehörenden Republik Baschkortostan und der benachbarten Region Tscheljabinsk, die Putin am Freitag besuchte, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Dort waren zuvor 14.000 Hektar Uralwälder den Flammen zum Opfer gefallen.

Schlagzeilen macht auch ein Brand über 500 Kilometer weiter westlich bei Nischni Nowgorod an der Wolga, wo in Sarow ein russisches Nuklearzentrum betrieben wird. Es wurde laut örtlicher Presse in den Notfallmodus versetzt, in der nahen Stadt der Ausnahmezustand verkündet. 500 Soldaten wurden dort zur Bekämpfung des Feuers zusätzlich herangezogen. Auch im Wolgaraum ist Nischni Nowgorod kein Einzelfall - als dem Umland der Wolgametropole Saratov werden ebenfalls Waldbrände gemeldet.

Ursache Klimawandel unter russischen offiziellen Konsens

Die russische Führung ist überzeugt, dass die massive Katastrophenlage kein Zufall, sondern direkte Folge des Klimawandels ist. Katastrophenschutzminister Sinitschew warnte Russlands Präsidenten Wladimir Putin laut einem Bericht der Tageszeitung Kommersant sogar, dass die aktuell außergewöhnliche Häufung von Naturkatastrophen zu einem Regelfall werden könnte. Putin betonte daraufhin die Notwendigkeit entsprechender Katastrophenschutzplanungen. Nicht nur mit mehr Feuersbrünsten, auch mit mehr Überschwemmungen rechnet die russische Regierung. Putin nannte gemäß der Nachrichtenagentur RIA Nowosti selbst die globale Erwärmung als Ursache der Verstärkung der Naturgewalten.

Erste Brände hatten laut RBK bereits im Juli aufgrund eines in vielen russischen Gegenden ungewöhnlich heißen Wetters eingesetzt. Hierzu muss man wissen, dass die verschiedenen Brandherde sich über ein sehr weites Gebiet von mehreren Tausend Kilometern verteilen, die ansonsten mitnichten stets ein ähnliches Wettergeschehen haben.

Auch in der russischen Presse gibt es angesichts der menschengemachten Ursachen der Naturkatastrophe sehr kritische Stimmen. Millionen von Menschen nähmen die globale Erwärmung immer noch nicht ernst genug, schreibt die Onlinezeitung lenta.ru und weist auf die parallelen Großfeuer in der Türkei oder anderen Staaten hin. Die Hitze, die im aktuellen Sommer in Russland herrsche, sei abnorm. Russland stellt sich im Zuge des Klimawandels auf härtere Zeiten im Katastrophenmanagement ein.