Künstliche Intelligenz erobert den Mond: Chinas neue Raumfahrt-Ära

Wahrscheinlich nicht aus dem Fernsehstudio: China-Fahne auf dem Mond. Bild: cnsa.gov.cn
China plant 2028 erstmals KI-Rover auf Mond. Kooperation mit privatem Unternehmen. Was die Roboter dort genau erforschen sollen, ist streng geheim.
In einer Premiere für das chinesische Raumfahrtprogramm wird das private Unternehmen Star.Vision im Rahmen der Mission Chang'e-8 im Jahr 2028 zwei KI-gesteuerte Mondfahrzeuge zum Mond schicken. Das berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post unter Berufung auf wissenschaftliche Publikationen und Fachzeitschriften. Dies ist das erste Mal, dass ein chinesischer Technologiezulieferer eine Schlüsselrolle bei einer Weltraummission spielt.
Wie Star.Vision am Freitag in einer Pressemitteilung bekanntgab, entwickelt das in Hangzhou ansässige Unternehmen die Rover gemeinsam mit Halil Ersin Soken, Professor für Robotik an der Middle East Technical University in der Türkei, und Sun Shujian, Luft- und Raumfahrtexperte an der Zhejiang University.
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"Es ist das erste Mal, dass ein privates Unternehmen in China für ein Teilprojekt in der Weltraumforschung verantwortlich ist", sagt Wang Chunhui, Chief Technology Officer von Star.Vision. Traditionell seien chinesische Raumfahrtmissionen vor allem von staatlichen Stellen durchgeführt worden.
Die beiden Rover werden autonom interagieren. Durch Datenaustausch und Aufgabenteilung sollen sie laut Wang Ziele erreichen, die für einzelne Roboter unmöglich wären.
KI spielt Schlüsselrolle
Künstliche Intelligenz werde eine Schlüsselrolle in Chinas künftiger Mondforschung spielen, sagte Sun Shujian. Aufgrund der großen Entfernungen und Kommunikationsverzögerungen sei die Autonomie der Rover entscheidend. Bisherige Rover waren durch programmierte Anweisungen eingeschränkt.
In den nächsten Jahren müsse Star.Vision verschiedene technische Herausforderungen meistern, Tests durchführen und Ausrüstung beschaffen. Die geringe Schwerkraft des Mondes und die extremen Temperaturen von bis zu minus 197 Grad Celsius während der 14,5-tägigen Nacht am Südpol stellen hohe Anforderungen an die Elektronik.
Tests für Kommandozentrtale auf dem Mond
Die Mission Chang'e-8 soll neben der Erkundung durch die Roboter auch Tests für eine Kommando- und Kommunikationszentrale durchführen, die Teil einer geplanten Mondbasis sein wird. Details zu den konkreten Aufgaben der Rover wurden aus Geheimhaltungsgründen nicht bekannt gegeben.
Die Zusammenarbeit mit Star.Vision und internationalen Partnern markiert einen Meilenstein in Chinas ehrgeizigem Mondprogramm. Mit dem Einsatz von KI-gesteuerten Rovern läutet die Chang'e-8 Mission 2028 eine neue Ära der Mondforschung ein und legt einen wichtigen Grundstein für die geplante chinesische Mondbasis.
Vulkanismus auf der dunklen Seite
Bei der Untersuchung von Gesteinsproben, die die chinesische Sonde Chang'e-6 unlängst von der Rückseite des Mondes gesammelt hat, konnten chinesische und US-amerikanische Forscher das Alter von Vulkanausbrüchen auf der Rückseite des Mondes indes bestimmen.
Zwei Forscherteams der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Beijing und Guangzhou analysierten mit Hilfe der radiometrischen Datierung den Isotopenzerfall in Basalten, einer Art vulkanischem Gestein, das die Mission Chang'e-6 im Juni zur Erde gebracht hatte.
Publikation in Fachmedien
Ihre in den Fachzeitschriften Nature und Science veröffentlichten Studien kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass der älteste und tiefste Krater auf der Rückseite des Mondes vor etwa 2,8 Milliarden Jahren vulkanisch aktiv war. Bisher war das Alter nur aus Fernerkundungsbeobachtungen geschätzt worden.
Proben von der erdzugewandten Seite des Mondes, die von den Missionen Apollo, Luna und Chang'e-5 gesammelt worden waren, hatten gezeigt, dass dort Vulkanismus zwischen zwei und vier Milliarden Jahren stattgefunden hatte.
Die Nature-Studie betont, dass das Alter von 2,8 Milliarden Jahren "überraschend jung" ist, da man bisher davon ausging, dass die vulkanische Aktivität auf der Rückseite viel früher endete. Die meisten Vulkanausbrüche wurden mit der Vorderseite in Verbindung gebracht.
Die genaue Altersbestimmung der Vulkanausbrüche auf der Rückseite des Mondes durch die chinesischen Chang'e-6-Proben liefert neue Erkenntnisse über die geologische Entwicklung des Erdtrabanten. Die überraschend "junge" vulkanische Aktivität vor 2,8 Milliarden Jahren wirft ein neues Licht auf die Geschichte des Mondes.