Längste Seebrücke der Welt verbindet Hongkong mit Macao und dem chinesischen Festland
Am Wochenende wurden die Steuerungs- und Sicherheitseinrichtungen des High-Tech-Bauwerks letzten Tests unterzogen
Am Wochenende fanden auf der Brücke zwischen Hongkong, Zhuhai und Macao, an der seit neun Jahren gebaut wurde, die letzten Tests der aufwendigen Verkehrssteuerungs- und Sicherheitssysteme statt. Dabei wurden unter anderem auch Unfälle und Rettungseinsätze geprobt. Eine besondere Herausforderung ist, dass in Hongkong und Macao auf der linken Straßenseite gefahren wird, während man sich in Festlandschina an die Rechtsverkehr-Regel hält. Dieser Herausforderung wollen die Behörden unter anderen mit zusätzlich erforderlichen Fahrprüfungen begegnen.
Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern, Erdbeben bis zur Stärke acht und die Zusammenstöße mit bis zu 300.000 Tonnen schweren Schiffen, denen die Brücke widerstehen soll, konnten nicht praktisch getestet werden und blieben der Simulationen in Computermodellen vorbehalten.
Fahrzeit von drei Stunden auf 30 Minuten verkürzt
Nun rechnen chinesische Medien mit einer offiziellen Eröffnung der Verbindung im Oktober. Rechnet man einen 6,7 Kilometer langen Unterwassertunnel und die Teile über künstliche Inseln und an Land dazu, ist das gesamte Bauwerk 55 Kilometern lang und damit die neue längste Seebrücke der Welt.
Eine sechs Spuren breite Straße soll darauf täglich 60.000 Fahrzeuge und 250.000 Menschen befördern helfen und die Fahrzeit von drei Stunden auf eine halbe Stunde verkürzen. Zudem werden die Busse, die darauf fahren, nur etwa halb so viel kosten wie die Fähren, die man bislang nutzen musste. Und während die Fähren nachts pausieren, haben die Buslinienbetreiber einen 24-Stunden-Service bis in die Stadtzentren angekündigt.
Dafür hat alleine die Provinz Kanton sieben Milliarden Yuan ausgegeben. Aus anderen Quellen flossen noch einmal neun Milliarden, weshalb die Brücke offiziell umgerechnet zwei Milliarden Euro kostete. Die geplante Bauzeit der 2009 begonnenen Verbindung wurde um zwei Jahre überschritten, was sich beispielsweise im Vergleich zum Berliner Willy-Brandt-Flughafen oder zur Elbphilharmonie durchaus sehen lassen kann (vgl. Berlin: BER-Betreiber bestätigt Berichte über neue Mängel).
Günstig für die Durchführung war, dass das seichte Perlflussdelta teilweise nur etwa 20 Meter tief ist, weshalb man auf vorgefertigte Stelzen zurückgreifen konnte. Auch der Tunnel, der Schiffen eine Gelegenheit zur Durchfahrt lässt, wurde unter Einsatz von Fertigteilen zusammengesetzt. An seinem Ein- und seinem Ausgang schüttete man jeweils eine künstliche Insel auf. Weitere künstliche Inseln dienen der Maut- und Zollabfertigung sowie der Anbindung an eine Autobahn in der Nähe der Hongkonger Flughafeninsel Chek Lap Kok.
Auch ein politisches Projekt
Die Investition soll sich nicht nur wegen der Mauten lohnen, die für die Benutzung erhoben werden, sondern auch wegen günstiger Effekte auf das Wirtschaftswachstum in der Region, in der nun Touristen, Geschäftsleute und Waren schneller von einer Ecke zur anderen kommen.
Darüber hinaus gilt die Hongkong-Zhuhai-Macao-Brücke auch als politisches Projekt, mit dem Peking seinen Bürgern und der Welt demonstriert, wie fest sowohl die ehemalige britische Kolonie Hongkong als auch die ehemalige portugiesische Kolonie Macao inzwischen zu China gehören, obwohl sie noch bis 2047 eine Teilautonomie genießen. Aus diesen Gründen erwartet die englischsprachige Hongkonger Zeitung South China Morning Post zur Eröffnungszeremonie den chinesischen Staatspräsident Xi Jinping persönlich.
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