Land unter in Italien
Schwere Hochwasser nach historischen Niederschlägen. Weshalb diese in einem wärmeren Klima tendenziell heftiger werden.
Während hierzulande, wie auch andern Orts, noch immer viele Politikerinnen und Politiker meinen, die Klimakrise nicht ernst nehmen zu müssen, während eine unheilige Allianz aus heißen Kriegern und automobilen Verdrängunskünstlern sich allerlei Scheingefechte um Wärmepumpen und die Beheizung von Einfamilienhäusern liefern, aber gleichzeitig den Import von US-amerikanischem Frackinggas massiv fördern und weiter Autobahnen bauen, macht der Klimawandel keine Pause.
Derzeit bekommen es in Europa vor allem die Italienerinnen und Italiener zu spüren. Nach einer katastrophalen Dürre wird Norditalien jetzt von einem verheerenden Hochwasser gebeutelt. Besonders betroffen ist die Region Emilia-Romagna um Bologna, südlich der Po-Ebene. Mindestens neun Menschen sind dort und in der benachbarten Region Marken durch Überschwemmungen und Erdrutsche seit Anfang der Woche ums Leben gekommen, berichtete die Süddeutsche Zeitung Mitte der Woche.
Zahlreiche Flüsse sind über die Ufer getreten und bis Mittwoch wurden bei anhaltenden Niederschlägen bereits 250 Erdrutsche registriert. 37 Gemeinden betroffen. 50.000 Menschen waren ohne Stromversorgung, für die doppelte Anzahl war das Mobilfunknetz ausgefallen. An einigen Orten fielen Anfang der Woche 500 Liter Regen pro Quadratmeter, was in etwa der Hälfte des üblichen Jahresniederschlags entspricht. Das Hochwasser wird durch die vorangehende Dürre verschlimmert, da ausgetrockneter Boden das Wasser schlecht aufnehmen kann und es daher an der Oberfläche abfließt.
Der britische Sender BBC schrieb auf seiner Internetseite am Freitag von 13 Toten und 280 Erdrutschen. Mehrere Pensionäre in ihren 70ern werden zitiert, sie hätten in der Region noch nie ein derartiges Unwetter erlebt. BBC zitiert verschiedene italienische Oppositionspolitikerinnen und -politiker, die Versäumnisse der vergangenen Jahre beklagen. Es sei zu wenig unternommen worden, um das Land auf den Klimawandel vorzubereiten.
In einem wärmere Klima kann die Luft mehr Wasserdampf aufnehmen, was zu mehr Niederschlag führt. Die Aufnahmefähigkeit steigt exponentiell mit der Temperatur. Außerdem spielt die Oberflächentemperatur der Meere eine Rolle, aus denen das Wasser verdunstet und von den Winden auf die Kontinente getragen wird. Der Nordatlantik vor den Küsten Europas und Nordafrikas, also in jener Region, die für Westeuropa die Wetterküche darstellen, ist derzeit um mehrere Grad Celsius wärmer, als im Mittel der Jahre 1971 bis 2000 der Fall war, wie die Daten der US-Behörde für Ozean und Atmosphäre NOAA zeigen.
Schwere Überschwemmungen gab es Ende der Woche auch in verschiedenen Westbalkanstaaten und die weiteren Wetteraussichten lassen befürchten, dass es auch am Rande der Alpen demnächst Probleme geben könnte.