Libyen: Kampfansage an Salafisten
Ein Doppelanschlag auf eine Moschee in Benghasi zielt anscheinend auf "Madkhali-Salafisten", die mit General Haftar verbündet sind
Nach Angaben des libyschen Journalisten Mohamed Eljarh kamen gestern Nacht 41 Menschen bei einem Autobombenanschlag auf eine Moschee in der libyschen Stadt Benghasi ums Leben. In Deutschland berichteten die Tagesschau und der Deutschlandfunk über den heimtückischen Doppelanschlag, bei dem Explosionen zeitlich so arrangiert wurden, dass der zweite Sprengsatz herbei geeilte Sicherheitskräfte und Helfer mit großer Wucht erwischte.
Über die Täter ist noch nichts bekannt, heißt es in beiden deutschen Berichten.
Laut einem Bericht des Libya Observer wird die Bait Radwan Moschee im Stadtteil Salmani, in deren unmittelbarer Nähe die Explosionen stattfanden, hauptsächlich von Salafisten frequentiert, die zu den Verbündeten des Generals Haftar gehören. "Die meisten gehörten zur Brigade 210", heißt es in der Meldung des Libya Observer.
Die Brigade 210 wird als Tawhid Brigade in einem Bericht des US-Think-Tanks Atlantic Council (der sich in der Syrienpolitik mit inständigen und insistierenden Forderungen an Washington auszeichnete, die von Dschihadisten beherrschten Oppositionsmilizen zu unterstützen) erwähnt, der das "gefährliche Zusammenspiel" zwischen Haftar und den sogenannten "Madkhali-Salafisten" der Tawhid-Brigade zum Thema hat.
Nach einem Bericht des Libya Herald kam bereits im Juli 2016 ein Kommandeur der Brigade samt Mitstreitern bei einem Autobombenanschlag ums Leben. Auch beim gestrigen Anschlag meldet die Zeitung ein Opfer, das in direktem Zusammenhang mit Haftar steht: Ahmed Fitouri, der als Kommandeur der von Haftar befehligten Libyschen Nationalarmee genannt wird und der "von manchen als Salafist beschrieben wird".
Fitouri soll zu den Spezial-Einheiten der "Dignity-Operation" von Haftar gehört haben, den so genannten "Saiqa-Forces", die bei der "Verbrechensbekämpfung" in Benghasi eine große Rolle spielen.
Der Anschlag auf die Moschee, von der bekannt war, wer sie frequentierte, wird von Beobachtern als Zeichen einer Eskalation eines Machtkampfes gewertet, der sich konfessionelle Spannungen zunutze macht.
Khalifa Haftar hatte im Sommer letzten Jahres Kämpfe in Benghasi für seine Seite entschieden. Offensichtlich ist die Auseinandersetzung damit aber nicht beendet. Einem Bericht des US-Think-Tanks Carnegie zufolge soll es zwischen den Madkhali-Salafisten, die als "quietistisch", herrschertreu (so z.B. früher auch gegenüber Gaddafi) und als verfeindet mit dem Islamischen Staat und den Muslimbrüdern dargestellt werden, und Sufi-Brüderschaften in Libyen tiefe Konflikte geben, die zwar unübersehbar einen konfessionellen Grund haben, aber auch von sozialen, wirtschaftlichen und machtpolitischen Gründen genährt würden.
Die Auseinandersetzungen zwischen Sufis und Salafisten würden sich in den letzten Wochen auffällig häufen, heißt es in dem Carnegie-Bericht.