Lithiumabbau im Oberrheingraben: Chance oder Risiko?

Lithium soll nun auch im Oberrheingraben abgebaut werden.

(Bild: Tomihahndorf at German Wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons)

Deutschland will sich mit einem eigenen Lithiumabbau unabhängiger vom Ausland machen. Wo der Abbau geplant ist, regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Wo liegen die Probleme?

Im tektonisch noch aktiven Oberrheingraben liegt ein bis zu 4.000 Meter mächtiges Sedimentpaket, dessen Schotterpakete einerseits die häufigen Erdbeben ausgezeichnet dämpfen und dessen Sedimente in bestimmten Zonen schon in der Vergangenheit bergbaulich genutzt wurden. So wurde in Buggingen Kalisalz abgebaut und in Pechelbronn das erste Mineralöl gefördert und raffiniert, mit dem die ersten Autos auf der deutschen Rheinseite angetrieben wurden.

Oberrheingraben bietet geothermische Anomalie

Der Oberrheingraben ist Teil einer jungen und aktiven NNO-SSW streichenden Bruchstruktur, die sich vom Südrand des Taunus bis zum Schweizer Jura erstreckt. Der Graben hat das ursprünglich zusammenhängende Gebirge von Schwarzwald und Vogesen in zwei Teile getrennt. Der Hochrhein, der ursprünglich über das Rhônetal ins Mittelmeer floss, wurde durch den Graben am Basler Rheinknie nach Norden umgelenkt und entwässerte so in die Nordsee.

Der Graben hat eine durchschnittliche Breite von 35 bis 40 Kilometern bei einer Länge von etwa 300 Kilometern. Der Kaiserstuhl. Der Kaiserstuhl markiert den Schnittpunkt des Oberrheingrabens mit der Freiburg-Bonndorf-Bodensee-Störungszone. Letztere ist für das Dreisamtal verantwortlich, das viel breiter ist, als es durch die Erosion des Flüsschens Dreisam allein entstanden sein könnte.

Die geothermische Anomalie bietet höhere Temperaturen in geringerer Tiefe und das lockt nicht nur Geologen, sondern auch Investoren, die die Erdwärme nutzen wollen, um umweltfreundlich Heiz- und Prozesswärme zu erzeugen oder sogar Strom zu gewinnen.

Thermalwasser hat in der Region schon seit Jahren eine wirtschaftliche Bedeutung, wie man in Bad Bellingen, Bad Krozingen und neuerdings auch in der Freiburger Keidel-Therme sehen kann.

Aktuell plant die Karlsruher FirmaVulcan Energy im Oberrheingraben Lithium als Nebenprodukt der geothermischen Stromerzeugung abzutrennen und für die industrielle Nutzung aufzubereiten. In einem ersten Umsetzungsschritt hat die Vulcan Energie Ressourcen GmbH ein bestehendes Geothermiekraftwerk in Insheim erworben und will dort das im vorhandenen Thermalwasserkreislauf enthaltene Lithium herausfiltern.

Auch die Freiburger Badenova, die zum Verbund der Thüga gehört, arbeitet derzeit am Ausbau der Geothermie. Eine Nutzung als Lithiumquelle ist bisher aus rechtlichen Gründen vorgesehen, wird aber noch nicht konkret verfolgt.

Bevölkerung fürchtet die Geothermie wie der Teufel das Weihwasser

Die Nutzung unterirdischer Energiequellen ist häufig mit seismischen Problemen verbunden. So haben die im Saarland aufgetretenen Erdbeben zur Stilllegung des Steinkohlebergbaus im Saarland geführt und die Erdgasförderung im niederländischen Gasfeld um Groningen wird aus dem gleichen Grund eingestellt.

Dass im Oberrheingraben der Ausbau der Geothermie und damit letztlich auch der Lithiumabbau befürchtet wird, hängt mit drei gescheiterten Projekten in der jüngeren Vergangenheit zusammen.

Dazu gehört das Geothermieprojekt in Vendenheim bei Straßburg. Dort wurde Wasser mit hohem Druck in das Gestein des Untergrundes gepresst, was indirekt zu Erdbeben und zum Stopp des Projekts führte. Auch beim Deep Heat Mining Projekt in Basel traten infolge der Bohrungen Erderschütterungen auf, die zum Stopp des Projekts führten.

Das vielleicht bekannteste gescheiterte Geothermieprojekt ist aus der Fauststadt Staufen bekannt, wo man inzwischen wohl glaubt, die Geothermie sei mit dem Teufel im Bunde, obwohl die Probleme dort wohl auf Fehler der Bohrfirma zurückzuführen sind.

Damals war Wasser aus einer Muschelkalkschicht in eine Anhydritschicht aufgestiegen. Dadurch wandelte sich der Anhydrit in Gips um, quoll auf und führte zu Hebungen an der Erdoberfläche. Unter den daraus resultierenden Schäden leidet die Stadt bis heute.

Über die wirtschaftliche Zukunft der Lithiumgewinnung aus geothermischen Anlagen gehen die Meinungen derzeit auseinander. Drei Geowissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technik (KIT), bezweifeln, dass sich die Ergebnisse der bisherigen Anlagen so einfach skalieren lassen. Zudem wehren sich Gemeinden im genehmigten Aufsuchungsgebiet gegen die Exploration.

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