London: Ukraine setzt Storm-Shadow-Raketen bereits gegen russische Invasoren ein
- London: Ukraine setzt Storm-Shadow-Raketen bereits gegen russische Invasoren ein
- Debatte über Angriffe auf russisches Territorium
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Britischer Verteidigungsminister zu Einsatz von Marschflugkörpern. Berichte über Raketen auch Teil von Propaganda. Debatte über Angriffe auf Ziele in Russland nimmt an Fahrt auf.
Die Ukraine setzt im Krieg offenbar bereits britische Storm-Shadow-Marschflugkörper gegen russische Truppen ein. "Soweit ich weiß, sind sie in Verwendung, seit wir ihren Transfer in die Ukraine angekündigt haben", sagte Verteidigungsminister Ben Wallace am Donnerstag. Dank der Langstreckenwaffen können die ukrainischen Streitkräfte nun auch russische Kommandozentralen angreifen.
Diese Strukturen waren bereits in das Hinterland verlegt worden. Damit versuchten die Russen offenbar, Artilleriesystemen wie dem US-Mehrfachraketensystem Himars zu entgehen. Wallace machte zu der Lieferung der Storm-Shadow-Raketen keine weiteren Angaben.
Die britischen Marschflugkörper bezeichnete der Minister als Ausgleich für die ausbleibenden Kampfjets, die Kiew von Nato-Ländern einfordert. "Wenn man keine Kampfflugzeuge liefern kann, ist es dann möglich, für Fähigkeiten zu sorgen, die Kampfflugzeuge haben, nämlich Schläge tief im Hinterland?", so Wallace. Genau das könnten die Storm Shadow-Raketen leisten.
Unterdessen will das norwegische Verteidigungsministerium gemeinsam mit Großbritannien acht MLRS-Artilleriesysteme sowie drei Arthur-Radarsysteme an Kiew liefern. "Wir müssen der Ukraine weiter helfen, damit sie ihren Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit führen kann", sagte Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram am Donnerstag in Oslo.
Dafür würden mehr Waffen benötigt. Es gebe einen großen Bedarf an schweren Systemen in der Ukraine. "Ohne die enge Zusammenarbeit mit Großbritannien können wir dem nicht gerecht werden", so der Minister.
Die ukrainische Regierung hat die jüngste Angriffswelle auf Kiew und andere Städte nach eigenen Angaben weitgehend erfolgreich abgewehrt. Russische Truppen hätten am Donnerstag rund 30 Marschflugkörper auf verschiedene Ziele im Land abgefeuert, teilte der Generalstab mit. Davon seien 29 Raketen abgeschossen worden.
Ukrainische Flugabwehr verbessert
Im südukrainischen Gebiet Odessa durchdrang nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung eine russische Rakete die Luftabwehr und traf ein Industriegebäude. Dabei seien eine Person getötet und zwei verletzt worden.
In der Nacht waren Medienberichten zufolge in Kiew schwere Explosionen zu hören. Der Leiter der Militärverwaltung in der ukrainischen Hauptstadt, Serhij Popko, sagte, in zwei Gebieten seien Trümmer eingeschlagen und hätten Gebäude in Brand gesetzt. Wohnhäuser seien nicht getroffen worden.
Das Ausmaß des jüngsten russischen Angriffs auf Kiew ist weiterhin unklar. Auch über mögliche Opfer wurden keine Informationen veröffentlicht. Generell sind die Angaben der Konfliktparteien nicht überprüfbar und kritisch zu bewerten.
Nach ukrainischen Angaben setzte das russische Militär Marschflugkörper der Typen X-101 und X-55 ein, die noch aus sowjetischer Produktion stammten und von strategischen Bombern vom Kaspischen Meer aus abgefeuert worden seien. Diese Raketen und andere Flugkörper, darunter auch Kampfdrohnen, seien abgeschossen worden.
Tatsächlich fing die Ukraine zu Beginn des Konflikts nicht mehr als zehn Prozent der anfliegenden russischen Marschflugkörper ab. Im Frühherbst konnte die Ukraine nach eigenen Angaben etwa die Hälfte der russischen Raketen neutralisieren. Ende 2022, nach der Inbetriebnahme westlicher Luftverteidigungssysteme größerer Reichweite wie Nasams und Iris-T, behauptet die Ukraine, regelmäßig zwischen 75 und 80 Prozent der Raketensalven abfangen zu können.
Luftabwehrsysteme aus Nato-Staaten haben die Abwehrfähigkeit der ukrainischen Armee gegen Luftangriffe offenbar deutlich erhöht. Nach Angaben aus Kiew soll es mehrfach gelungen sein, russische Kinschal-Hyperschallraketen abzuschießen.
Fotos von Trümmern werden im Internet kontrovers diskutiert. Analysten, die mit Open-Source-Informationen (Osint) arbeiten, bestätigten die Kiewer Version, auch die USA halten einen Kinschal-Abschuss für möglich. Moskau dementierte und verwies seinerseits auf einen angeblich erfolgreichen Angriff auf ein ukrainisches "Patriot"-System. Solche Erfolgsmeldungen und Dementis sind immer auch Gegenstand von Kriegspropaganda.