Macron: Erleichterungen für Reiche und Investoren
Seite 2: Afrika: "Keine Stabilität in Ländern, wo Frauen 7 bis 8 Kinder haben"
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Macron wurde als Retter vor der Gefahr der Populisten des Front National aufgebaut. Mit einer Bemerkung, die er während des G 20-Gipfels zur Afrika-Politik machte, zog er eine Polemik auf sich, die nicht weit von der entfernt ist, die Äußerungen von populistischer Seite folgen ("Ist er ein Rassist?")
Er wurde bei einer Pressekonferenz von einem Journalisten der Elfenbeinküste darauf angesprochen, wie viel Geld man im Umschlag für den Marshallplan mit Afrika bereithalte, um Afrika zu retten.
Macron regierte scharf. Er glaube nicht eine Sekunde an diese Art der Auseinandersetzung mit den Problemen Afrikas. Wenn es so einfach wäre mit dem Marschallplan, dann hätte man dies bereits feststellen können, da seit Jahrzehnten eine Geldgeber-Politik mit vollen Umschlägen gemacht wurde, dies aber nicht funktioniere. Macron gab dafür mehrere Gründe an, einer blieb haften.
Eine "zivilisatorische Herausforderung"
Aufhorchen ließ er schon mit der grundlegenden Feststellung, dass es sich hier um eine zivilisatorische Herausforderung handle. Anders als beim Marshall-Plan für westeuropäische Länder nach dem zweiten Weltkrieg. Dieser betraf den Wiederaufbau von Ländern, die zuvor "ihr Gleichgewicht hatten, ihre Stabilität, ihre Grenzen".
Die Herausforderung, die sich in Afrika stellt, sei grundsätzlich anders, viel tiefer, sie sei "civilisationel". Dann listete er eine Reihe von Punkten auf, die gescheiterten Staaten, die komplexen Probleme des Übergangs zur Demokratie, die Schmuggel-und Handelsrouten, den gewalttätigen Fundamentalismus, den islamistischen Terrorismus.
Dann führte er aus, dass die Weltbank bei privaten Initiativen helfen könne, die Staatengemeinschaft dagegen bei Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Gesundheit, und dass die afrikanischen Länder auch ihre Verantwortung hätten - um schließlich beim Satz (Min. 2:52) zu landen, dass es auch ein Gelingen des demografischen Übergangs brauche:
Wenn es heute noch Länder gibt, wo die Frauen 7 bis 8 Kinder haben, kann man Milliarden ausgeben, Sie werden aber nichts stabilisieren.
Emmanuel Macron
Der Satz blieb hängen und verfing sich bei Twitter und englisch-sprachigen Publikationen, die Macron Rassismus vorwarfen. Von Le Monde Afrique gab es eine Replik, die Macron in die Tradition der "Herablassung der Privilegierten" stellte.
"Die ganze Herablassung der sozialen Klasse der Privilegierten"
Macron sei zwar kein Rassist, aber er trage die ganze Herablassung der sozialen Klasse der Privilegierten in sich, die er repräsentiere: "männlich, weiß, reich, Mitglied einer Elite, die aus den Grande Écoles kommt, etc.". Macron sei ein "organischer Intellektueller des neuen Kapitalismus", der Archetyp eines Politikers "Post-Obama", ohne Schwere, ohne Grund.
Darüber hinaus gab es von mehreren Seiten Aufklärungsunterricht. France 24 und Le Monde machten darauf aufmerksam, dass die Geburtenrate von 7 bis 8 Kindern nur auf den Niger (7,6) zutreffe. Das sei die höchste weltweit.
Aber es gebe eben auch afrikanische Länder wie Südafrika, Tunesien, Marokko und Libyen, wo die Geburtenrate bei 2,4 liege. In Burkina Faso liege sie bei 5,7; in Äthiopien bei 4,2. Kurz: Es gebe große Unterschiede, die geringste Geburtenrate habe die Insel Mauritius mit 1,4 Geburten pro Frau.
Familienplanung als ungewohntes Terrain für französische Politiker
Angeführt wurde auch eine rückläufige Entwicklung. Wurde die durchschnittliche Geburtenrate für den Kontinent 2016 mit 4,7 beziffert, so lag sie 1950 noch bei 6,5. Allerdings ist auch der Vergleich mit dem Rest der Welt deutlich: Die durchschnittliche Geburtenrate weltweit lag 2016 bei 2,5 Kinder pro Frau France 24 gibt für die Mittelmeerregion 3,5 an, für Asien 2,4, für die beiden Amerikas 2,1; für den pazifischen Raum 1,8 und für Europa 1,7 Kinder pro Frau.
Die Experten, die das Medium dazu zitiert, sprechen alle dafür, dass wirtschaftlicher Fortschritt mit einem Rückgang der Geburtenrate zusammenhängt. Man sei erstaunt, dass sich Macron nun dafür ausspreche, weil der Einsatz für Familienplanung in anderen Ländern eher eine angelsächsische Tradition sei, französische Politiker hätten sich da weitgehend zurückgehalten.
Indessen macht le Monde darauf aufmerksam, dass die Benutzung von Verhütungsmitteln in manchen afrikanischen Ländern ansteige.