Mangelnde Sicherheit auf der EXPO
Ein Toter und mehrere Verletzte.
Nach einem Sturz von einer fünf Meter hohen Brüstung im Deutschen Pavillon auf der EXPO ist ein 41-jähriger Mann aus Hamburg am Wochenende seinen schweren Verletzungen erlegen. Nur fünf Tage zuvor fiel ein 16-jähriger an gleicher Stelle ebenfalls in die Tiefe. Am Wochenende wurde ein Ordner durch Schläge und einen Messerstich verletzt.
Überall auf dem EXPO-Gelände sind Mitarbeiter der Sicherheitsdienste sichtbar. Schon an den Eingängen werden umfangreiche Sicherheitskontrollen vorgenommen. Doch diese scheinen in den Abendstunden angesichts des Ansturms der Billig-Ticket-Inhaber zu 10 Mark jedoch eher lasch vorgenommen zu werden. Außer der Kartenschleuse muss man noch ein Personenkontrollgerät passieren und wird sonst näher überprüft. Während nach Angaben des "EXPO Journals" am Tag allerdings über 130 Mitarbeiter der Sicherheitsfirmen an den Eingangsschleusen stehen, sind es in den Abendstunden lediglich 26 Kontrolleure.
Diese mangelnde Kontrolle ist einem Angestellten des Sicherheitsdienstes zum Verhängnis geworden. Am Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate verlangte eine Gruppe von jungen Männern aus der Warteschlange heraus den sofortigen Einlass in das nachgebaute Wüstenfort. Nach einem Wortwechsel entstand eine Schlägerei, wobei der Sicherheitsmann auch mit einem Messer am Oberschenkel verletzt wurde. Nun wird nach einer Gruppe von vier Libanesen gesucht, die nach dem Vorfall flüchten konnten. Wären in den Abendstunden die akustischen Warnsignale beachtet worden, wäre wahrscheinlich auch die Tatwaffe beschlagnahmt worden.
Ob auch mangelnde Sicherheitsmaßnahmen für die beiden Unfälle im Deutschen Pavillon verantwortlich sind, wird von offizieller Seite bestritten. Dennoch war es möglich, dass sich während der Filmvorführung ein 16-Jähriger auf die Brüstung setzte und fünf Meter in die Tiefe stürzte. Schon nach dem ersten Unfall sollten die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden, waren aber vor dem zweiten Sturz noch nicht installiert. Während der Jugendliche das Krankenhaus inzwischen verlassen haben soll, verstarb ein 41-jähriger Familienvater am Wochenende an den schweren Kopfverletzungen. Inzwischen habe man die Beleuchtung intensiviert, die Brüstung erhöht und mehr Betreuer eingesetzt. Die Erhöhung der Brüstung wurde durch Einsatz eines Stahlseiles vorgenommen, so dass diese Konstruktion nicht mehr zum Sitzen verleiten soll. Aus Respekt vor dem Toten hat man am Wochenende die "Mainshow" im Deutschen Pavillon ausgesetzt. Selbst die Delegationen aus Armenien und Griechenland bat man um Verständnis für diese Maßnahme. Unverständlicherweise sollen Besucher daraufhin verärgert reagiert haben und eine Besucherin wird im EXPO-Journal http://www.expojournal.de/ folgendermaßen zitiert: "Durch zwei Tage Showpause wird der Mann auch nicht wieder lebendig".
Der zusätzliche Kommentar des EXPO-Journals ist ein Affront gegen die Angehörigen des Unfallopfers:
Verärgert "Typisch deutsch" ist die geheime Botschaft der drei Show-Beiträge, die die Besucher im Deutschen Pavillon unterhalten sollen. "Typisch deutsch" wird hier mit "überraschend viel Witz und Selbstironie" interpretiert. Doch damit war Schluss am Tag nach dem Tod eines Hamburgers, der vor einer Woche abgestürzt war. Den Besuchern des Pavillons wurde der "Hauptfilm" vorenthalten, aus "Respekt vor dem Verstorbenen". Pietät ist angemessen, warum aber gebietet es der "Respekt" tausende Besucher zu verärgern? Vielleicht ist auch das "typisch deutsch". EXPO-Journal