Mehr Kunst als Spiel

Eine bunte Achterbahnfahrt

Sonys "Hohokum" für PS3/4/Vita

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"Hohokum" ist ein ganz eigenes Videospiel. Das Erleben der einzelnen Szenen steht im Mittelpunkt, das Erreichen konkreter Ziele ist weniger wichtig. Im Ansatz erinnert es ein wenig an flOw oder auch Flower von ThatGameCompany und in der künstlerischen Gestaltung an LocoRoco oder Patapon. Damit führt "Hohokum" eine Tradition von künstlerischen, Indie-ähnlichen Titeln auf der Playstation-Plattform fort.

Ein buntes, schlangenförmiges Wesen gleitet durch eine schwarze Umgebung. Gelegentlich erscheinen Formen, die bei Berührung Farbe annehmen. Schließlich tauchen weitere bunte Schlangen auf, die jede Bewegung des Akteurs nachahmen - wie ein Kaleidoskop erscheint nun der eben noch schwarze Bildschirm. Der elektronische Soundtrack reagiert auf die Aktionen des Spielers und gewinnt an Fülle, je farbiger das Bild wird.

Das ist der Start von Sonys Hohokum. Eine Erklärung gibt es nicht und braucht es auch nicht: Dass der Spieler das Wesen - ein Flugdrachen namens "Long Mover" - mit dem Analogstick steuert und mit den Knöpfen beschleunigt und bremst, erfordert kein Tutorial. Dass es kein klares Ziel gibt, gehört zum Konzept.

"Hohokum" ist kein Videospiel im herkömmlichen Sinne. Es lädt den Gamer zum Erkunden der Umgebung ein. Aus der ersten Szene wechselt der Flugdrache bald in zahlreiche weitere. Er fliegt über einen Jahrmarkt, durchstreift einen Wald und taucht ins Meer. Jede Welt reagiert völlig unterschiedlich auf die Bewegungen. Mal folgt dem Drachen ein Fischschwarm, mal leuchten Laternen auf, wenn er sich ihnen nähert. Das Kennenlernen der einzelnen Szenen ähnelt den ersten Annäherungsversuchen eines Kleinkinds an ein neues Spielzeug.

Der Drache bring Licht ins Dunkel

Wer sich ebenso unbedarft einer neuen Szene nähert, wird mit zahlreichen Aha-Erlebnissen belohnt: Das Aufleuchten der Laternen lockt einen Straßenmusiker in den Vordergrund. Im Wasser wohnt ein Oktopus, der gefüttert werden will und auf dem Jahrmarkt springen die Figuren auf den Rücken des Drachen. Es gibt kein Zeitlimit und keine Gegner. Jede Welt hat ihre kleinen Aufgaben, die es zu entdecken und lösen gilt. Mit ihnen öffnet der Spieler Bereiche in immer neue Welten.

Ganz ziellos ist "Hohokum" freilich nicht: Mit dem Lösen von Puzzles findet der Drache in jeder Szene einen Freund. Darüber hinaus öffnet er mit unterschiedlichen Aktionen diverse versteckte Augen. Daneben löst er viele Spielereien aus, die bunte Farbeffekte anstoßen oder Dinge in Bewegung setzen. Die Musik passt sich dem Geschehen an. Das audiovisuelle Erlebnis ist zentraler Bestandteil der Spielwelt.

Was braucht der Töpfer?

Schon die Entwicklung des Spiels war ungewöhnlich: Es ist eine Zusammenarbeit von Sony Santa Monica Studios mit dem Künstler Richard Hogg und dem Entwicklerstudio Honeyslug ("Forbisher Says!"). Die ersten, noch abstrakten Ideen hatten Hogg und Honeysulg 2008. Recht bald entstand die Idee ein Videospiel mit einer Art Flugdrache als Hauptfigur zu erstellen, dessen Bewegungen die Entwickler als optimal für ihre Ideen erachteten. Erst mit der Zeit nahmen die einzelnen anfangs abstrakten Szenen konkrete Formen an. Schon bei der Entwicklung stand stets die Experimentierfreude im Vordergrund. In einem Video erzählen die Macher die Entstehungsgeschichte.

Die Grafik ist kunstvoll gestaltet, dabei aber minimalistisch. Der Soundtrack ist wunderbar: Die dynamische Musik unterstreicht die entspannte Atmosphäre des Spiels. "Hohokum" unterstützt Cross-Buy und Cross-Save für PS4, PS3 und PS Vita. Wer es also für 13,- Euro auf einer Plattform kauft, darf es kostenfrei für die anderen herunterladen und wer seinen Spielstand mit der Cloud synchronisiert, kann beispielsweise seinen PS4-Spielstand unterwegs auf der Vita weiterspielen.

Unterwasserwelt

"Hohokum" ist nichts für ungeduldige Spieler, die schnell von Level zu Level springen wollen. Nach herkömmlichen Videospiel-Anforderungen bewertet, wäre es nur Mittelmaß. Damit würde man aber dem Konzept nicht gerecht: Wer sich die Zeit nimmt, eine Szene gemütlich zu erkunden und vieles zu probieren, kann es richtig genießen. Wie ein Kaleidoskop ist "Hohokum" ein buntes Spektakel, in dem es immer wieder Neues zu entdecken gibt. So ist es als Gesamterlebnis sehr schön und eine gelungene Abwechslung und Ergänzung zur heimischen Videospiel-Sammlung.

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