Mieten-Horror: Weniger Nischen durch Haushaltskrise

Genossenschaftliches Wohnen: Jetzt auch nur noch für Wohlhabende? Foto: Burkhard Mücke / CC-BY-SA-4.0

KfW stoppt Kreditvergabe für Kauf von Genossenschaftsanteilen. Dadurch wird sicheres Wohnen für Teile der Mittelschicht unerschwinglich. Besonders in einer Region.

Bezahlbarer Wohnraum ist ein Grundbedürfnis, das Menschen verschiedenster Milieus vereint. Keine Partei kam bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl 2021 auch nur in die Nähe einer absoluten Mehrheit – die gab es nur beim Volksentscheid für die Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen, weil sich ein Großteil der Berliner Bevölkerung davon eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt versprach.

Bekanntlich ist die Umsetzung im Sand verlaufen; nun soll es nach Angaben der Initiative ein zweiter Volksentscheid richten. In anderen deutschen Großstädten – allen voran München, das bundesweit als teuerste Großstadt gilt – sind die Aussichten noch trüber für Mieterinnen und Mieter mit dem bescheidenen Traum, nicht mehr aus den "eigenen vier Wänden" verdrängt werden zu können.

Mit dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November und der kurz darauf verhängten Haushaltssperre haben sich die Nischen weiter verengt: Genossenschaftliches Wohnen wird bis auf Weiteres nicht mehr wie geplant von der staatlichen KfW-Bank gefördert.

Wartelisten sind ohnehin lang

Das trifft vor allem Menschen aus der unteren und mittleren Mittelschicht, die auf der Suche nach Sicherheit vor unkalkulierbaren Mieterhöhungen in Großstädten sind.

Wer kein Wohneigentum finanzieren kann, aber nicht ganz arm ist, hat die Möglichkeit, Anteile einer Wohnungsbaugenossenschaft zu erwerben. Er oder sie besitzt dann Anteile aller Immobilien der Genossenschaft und lebenslanges Wohnrecht in einer der Wohnungen – bei in der Regel günstiger Miete.

Einziges Risiko: Die Insolvenz der Genossenschaft. Die Wartelisten sind lang – bis zum Bezug der günstigen Wohnung kann es Jahre dauern.

In Großstädten sind aber auch Genossenschaftsanteile nicht ganz billig: In Berlin beispielsweise muss mit 500 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden – für eine 50-Quadratmeter-Wohnung also mit 25.000 Euro, für eine familientaugliche Bleibe entsprechend mehr. Die staatliche Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) hat den Erwerb von Genossenschaftsanteilen bisher unterstützt.

Geplante Wohnungen auf der Kippe

Das tut sie jetzt vorerst nicht mehr – in München und Augsburg stehen dadurch insgesamt 561 geplante Wohnungen auf der Kippe, wie der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) diese Woche vermeldete.

"Der Förderstopp trifft die jungen Genossenschaften direkt, da die Darlehen aus dem KfW-Programm bereits fest für die Neubauprojekte eingeplant sind", betonte VdW-Bayern-Verbandsdirektor Hans Maier.

Die hohen Baukosten machten eine hohe Eigenbeteiligung der Mieter nötig. Außerdem stünden in München-Freiham gerade Grundstücke für 525 Genossenschaftswohnungen unmittelbar vor der Ausschreibung.

Im Durchschnitt lagen die Mietpreise beim Bezug von Neubauwohnungen in der bayerischen Landeshauptstadt im letzten Quartal des vergangenen Jahres bei durchschnittlich 21,37 Euro pro Quadratmeter.

Wer hierzu langfristige Alternativen sucht und Risiken wie Eigenbedarfskündigungen oder ungewollte Luxussanierungen mit happigen Mieterhöhungen im Anschluss umgehen will, wird es nun schwerer haben.

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