Militärischer BUMMER
Seite 3: V. Konviviale Technik
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Zum Abschluss des IMI-Kongresses suchten die Organisatoren nach dem positiven Ausblick.
Spannende, aber im wesentlichen erschreckende Informationen beinhaltende Vorträge, die in die Pläne übermächtiger Netzwerke und Wirtschaftspartnerschaften mit dem Militär einführten, und das Ende vernünftiger Bildung und Forschung unter dem Druck spekulationsorientierter Finanzkapitalisten erahnen lassen - mit so deprimierenden Botschaften wollte die Organisation, die eng mit der Friedensbewegung verknüpft ist, nicht enden.
Die IMI wagte deswegen einen digitalen Ostermarsch.
Sie lud Rainer Rehak aus dem FIFF-Vorstand ein, als "Techie" über Freuden und Nutzen der Digitalisierung zu sprechen. In einer 25-minütigen "Tour de Force", die ihresgleichen sucht, sprach Rehak per Video über geniale, menschenfreundliche, lobenswerte und die Lebensqualität verbessernde Aspekte der Digitalisierung.
Er entwarf skizzenhaft mögliche Widerstandspotenziale gegen missbräuchliche Anwendung und forderte gewissermaßen eine "schnelle Speerspitze" (Bundeswehrjargon) - jedoch für die von Rehak ersehnte Allianz von "Ökos und Hackern".
Die Flut an Stichworten (von allgemein positiv zu bewertenden anti-konzentrationistischen Zügen des Netzes über crowdfunding; Petitionsplattformen; das Portal FragDenStaat; die Zertifizierungsmarke "Ziviler Betrieb"; vernetzte Feinstaub- und Strahlungssensoren, mit deren Werten man nicht nur Handlungsdruck aufbaut, sondern dem Staat die Alleinherrschaft über die Interpretation der Umweltzustände entzieht; dem GNU stack für "herrschaftfreien kooperativen Internetzugang", dem konzeptwerk neue ökonomie und "public money public code", mit dem man zentrale Funktionen wie Geld und Bezahlen dem kapitalistischen Alleinzugang entziehen will, bis hin zum Beispiel Debian, das sich an sozialen Zielen ausrichtet) war doch derart eindrucksvoll, dass manche der älteren Friedenskämpfer ihre besorgten Gesichter etwas entspannten.
Rehaks abschließender Hinweis, dass eine "konviviale Technik möglich" sei und Nachhaltigkeitskriterien zur Anwendung gelangen könnten, ohne dass die Technik an sich in Frage gestellt werden müsse, konterkarierte doch ziemlich krass alles, was man über die zurückliegenden Tage an Omnipotenzfantasien von Militär, EU, Wirtschaft und Forschung gehörte hatte.
So vermochten sich die Kongressteilnehmer aus der Schockstarre zu erheben, um noch zu planen, wie man das im Frühjahr anstehende Manöver "Defender 2020" torpedieren könne. Defender 2020 ist das größte Manöver seit Ende des Kalten Krieges und eine unmissverständliche Drohgebärde gegenüber Russland - und auch gegenüber den eigenen Bürgern? Im Werbesprech seiner Ausrichter wird es schon jetzt mit dem "D-Day" verglichen.
Wer die dystopische Zukunft, die in den Köpfen unserer Eliten heranwächst, nicht widerstandslos hinnehmen will, sollte also dem Vernetzungsaufruf des IMI folgen.
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