Moorhuhn abballern ist out

Jetzt soll das Huhn knobeln

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Es war ein Senkrechtstarter unter den Computerspielen, so einfach und darum schon wieder genial. Lange Jahre konnte man das Moorhuhn ungestraft in der schottischen Moorlandschaft oder im Wildenwesten abballern und wurde dafür mit einem Punktestand oder einer Meisterschaft belohnt. Neue Spielvarianten legten so manche Privathaushalte und Betriebe lahm. Doch das neueste Produkt lässt nicht darauf hoffen, denn nun lässt man das Huhn knobeln. Fragt sich nur, ob es langfristig auch so viel Spaß macht oder uns letztlich doch wieder zur Schrotflinte greifen lässt?

Das neue Moorhuhnspiel hat den geheimnisvollen Namen Moorhuhn Hiqu und soll damit wohl an einen High IQ erinnern. Im Spiel "Der Fluch des Goldes" mit dem Untertitel "Spiel der Pharaonen" soll der Spieler mittels vier Puzzleteilen zehn verschiedene Figuren nachbauen. Dabei lassen sich die Spielsteine mit dem Mauszeiger beliebig drehen, wenden, verschieben oder sogar spiegeln.

Viele Spielfans werden sich verwundert die Augen reiben, denn das Spielprinzip ist natürlich längst bekannt und hat eigentlich überhaupt nichts mit dem bekannten Moorhuhn zu tun. Das Urspiel Tangram hat sogar sieben Bausteine mit sechs unterschiedlichen Formen (fünf Dreiecke, ein Quadrat und ein Parallelogramm) und bietet noch mehr Knobelspaß. Bekannt ist, dass bereits 1903 über 600 verschiedene Legemöglichkeiten herausgefunden wurden. Im Gegensatz zu den Computerspielen ist mit den Puzzlesteinen aus Plastik, Holz oder Metall noch ein taktiler Spielspaß vorhanden.

In "Moorhuhn Hiqu" hält man vergeblich nach flatterndem Federvieh Ausschau. Das stilisierte Huhn ist zum Statisten degradiert worden und steht bewegungslos am Spielfeldrand. Selbst die Farbe hat es bei diesem actionlosen Knobelspiel verloren. Dennoch muss sich der Spieler schon ein wenig anstrengen, um die zehn Knobelaufgaben zu lösen. Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack und eher summt man im Geiste vor sich hin: "Lebt denn das alte Moorhuhn noch?" Und in irgendeiner Ecke unseres Computers wartet es wahrscheinlich schon darauf, mal wieder zum Fliegen gebracht zu werden. Zur Not, aber wirklich nur, wenn Spielnot herrscht, greifen wir zum Moorhuhn-Kartrennen oder gehen dem notgeilen Schaf Sven mit dem linken Mausfinger zur Hand. Dem Moorhuhn hängt man mit solchen Spielchen eher einen Imageschaden an.