Mpox-Virus: Schnelle Mutation erschwert Forschung und Gegenmaßnahmen

Typische Hautläsionen bei Mpox

Hautläsionen wie diese zählen zu den typischen Symptomen. Foto:airdone / Shutterstock.com

Neuer Stamm verändert sich schnell. Afrikanische Wissenschaftler sind besorgt. Wie das Risiko einer Ausbreitung in Deutschland eingeschätzt wird.

Nachdem Ausbreitung von Mpox, auch bekannt als "Affenpocken", vor knapp zwei Wochen zur Ausrufung einer globalen Notlage durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geführt hat, zeigen sich afrikanische Wissenschaftler besorgt über die Mutationsgeschwindigkeit.

Das Virus verändere sich schneller als erwartet, sagten Forscherinnen und Forscher, die den neuen Mpox-Stamm untersuchen, der sich in der Demokratischen Republik Kongo ausgebreitet hat, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Mpox-Testmaterial und Ausrüstung fehlen

Besonders betroffen seien Gebiete, in denen es Experten an Ausrüstung mangelt, um die Entwicklung genau zu beobachten. So gebe es viele Unbekannte über das Virus selbst, seine Schwere und seine Übertragungswege, wodurch eine angemessene Reaktion erschwert werde. Einige afrikanische Labore könnten sich nicht mit den erforderlichen Testmaterialien versorgen.

"Ich mache mir Sorgen, dass wir in Afrika blind vorgehen", sagte Dr. Dimie Ogoina, Experte für Infektionskrankheiten am Niger Delta University Hospital in Nigeria, der dem Mpox-Notfallausschuss der WHO vorsitzt, laut Reuters.

Unicef: 77 Prozent der Mpox-Todesfälle im Kongo sind Kinder

Den Wissenschaftlern zufolge bleiben viele Fragen zum neuen Stamm der Klade Ib offen. Der neue Stamm habe schnell die Fähigkeit entwickelt, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen. Zwar trieben sexuelle Kontakte die Ausbreitung voran, aber auch Kinder seien infiziert worden.

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef ist das Virus für Kinder sogar mit Abstand am gefährlichsten: Beim zuletzt registrierten Ausbruch im Kongo mit rund 18.000 Fällen insgesamt waren zu 56 Prozent Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 15 Jahren betroffen – von 548 Personen, die von Anfang Januar bis Mitte August im Kongo an Mpox starben, gehörten demnach 463 dieser Altersgruppe an.

"Damit sind im Kongo etwa 77 Prozent der Todesfälle Kinder", berichtete Unicef am 23. August. Nach Angaben kongolesischer Wissenschaftler kann die Sterblichkeit bei der Virusvariante bei infizierten Kindern zehn Prozent erreichen.

Arme Kinder tragen höchstes Mpox-Sterberisiko

Allerdings spielen dabei Armut und Mangel an medizinischer Versorgung eine wesentliche Rolle: Zu den Risikogruppen zählen laut Unicef vor allem Kinder mit einer Immunschwäche oder solche, die an Mangelernährung oder anderen Hauterkrankungen leiden.

Die Risikoeinschätzung für afrikanische Länder wäre daher nicht eins zu eins auf einen Ausbruch in Deutschland übertragbar.

Das Mpox-Virus ist seit 1970 in Teilen Afrikas ein Problem der öffentlichen Gesundheit, erhielt jedoch wenig globale Aufmerksamkeit, bis 2022 vermehrt Infektionen in westlichen Ländern bekannt wurden. Deshalb hatte Weltgesundheitsorganisation bereits im Juli 2022 einen weltweiten Notstand ausgerufen, den sie zehn Monate später wieder aufhob.

Grippeähnliche Symptome und eitrige Läsionen bei Mpox

Der neue Virusstamm, bekannt als Klade Ib, erregt nun wieder weltweite Aufmerksamkeit, nachdem die WHO einen neuen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat. Dieser Stamm ist eine mutierte Version von Klade I, einer Form von Mpox, die durch Kontakt mit infizierten Tieren übertragen wird und seit Jahrzehnten im Kongo endemisch ist. Mpox verursacht typischerweise grippeähnliche Symptome und eitrige Läsionen.

Das Risiko einer Ausbreitung in Deutschland stuft das Robert-Koch-Institut (RKI) momentan als nicht wahrscheinlich ein. Die Inkubationszeit beträgt nach Erfahrungen aus Endemiegebieten etwa fünf bis 21 Tage. Beim weltweiten Infektionsgeschehen seit Mai 2022 wurden aber auch kürzere Inkubationszeiten zwischen einem und vier Tagen berichtet – laut RKI möglicherweise bedingt durch die Übertragung im Rahmen sexueller Kontakte.

WHO-Experte: Mpox ist nicht das neue Covid

Anders als im Fall des HI-Virus schützen Kondome in diesem Fall aber nicht vor Infektionen. Obwohl ein enger Hautkontakt als Hauptübertragungsweg gilt, könnte das Virus laut RKI auch über lange Zeiträume (Tage bis Monate) auf Oberflächen oder Stoffen zu überleben.

Der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Kluge, betonte aber vergangene Woche auch, dass Mpox nicht das "neue Covid" sei. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung sei gering, erklärte er in Genf. Die WHO wisse, wie man Mpox kontrollieren könne und welche Schritte nötig seien, um die Übertragung ganz zu unterbinden.

Ausrottung des Virus und Solidarität mit Afrika gefordert

Europäische Regierungen müssten dennoch ein starkes politisches Engagement zur Ausrottung der Krankheit zeigen und mit Afrika solidarisch sein, forderte Kluge.

Vor dem Hintergrund des zur Zeit überschaubaren Risikos in Deutschland spendet die Bundesrepublik für den Kampf gegen Mpox in Afrika 100.000 Dosen Impfstoff aus Bundeswehr-Beständen an die betroffenen Länder.

Mittelfristig werde Deutschland zusammen mit europäischen Partnern die Afrikanische Union auch beim Aufbau einer lokalen Impfstoffproduktion zur Seite stehen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit laut einem Bericht des Deutschlandfunks am Montag in Berlin mit.