Mutter mit zwei Söhnen

Asteroid Sylvia hat zwei Begleiter

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Von Monden umgeben zu sein, ist kein Privileg von Planeten. Tatsächlich kreisen auch um Asteroiden natürliche Satelliten. Bisher sind ungefähr sechzig solche Paarungen bekannt; jetzt haben Astronomen den ersten Planetoiden entdeckt, um den zwei Monde kreisen.

Asteroiden sind kleinere und größere Felsbrocken, die um die Sonne kreisen, aber zu klein sind, um als Planet klassifiziert zu werden. Aktuell wird zwar nach der Entdeckung eines sehr großen Objekts jenseits des Neptun heftig darüber debattiert, ob dieser riesige Eisbrocken namens 2003 UB313 weit draußen im Kuiper-Gürtel der zehnte Planet unseres Sonnensystems ist oder ob es nicht vernünftiger wäre, Pluto aus dem Katalog der Planeten zu streichen ("It's definitely bigger than Pluto ...").

Orbits der Monde um 87 Silvia

Aber die Asteroiden, die sich in Massen zwischen Mars und Jupiter im so genannten Haupt- oder Planetoidengürtel tummeln, sind wesentlich kleinere, felsige oder metallische Himmelskörper (Myriaden kosmischer Zeitbomben tummeln sich zwischen Mars und Jupiter). Manche sind winzig, andere haben Durchmesser von bis 1000km, wobei viele eher unregelmäßig geformt sind und durch ihre vielen Krater wie Kartoffeln aussehen (Asteroid Belt). Sie sind Überreste aus der Entstehungszeit des Sonnensystems.

Immer wieder kommen Asteroiden auf ihren exzentrischen Umlaufbahnen um die Sonne der Erde gefährlich nahe (Gewaltiger Asteroid fliegt nahe an der Erde vorbei). Zweifelsfrei gab es in der irdischen Vergangenheit gewaltige Einschläge von Meteoriten (All-Blick auf Ort prähistorischer Katastrophe). Die Wissenschaftsgemeinde nimmt diese Gefahr sehr ernst und mahnt immer wieder nachdrücklich, das Risiko einer solchen Katastrophe nicht zu ignorieren (Pfannkuchen gegen Fragmente).

87 Sylvia heißt so, weil sie als 87. Planetoid im Jahr 1866 vom Observatorium der indischen Stadt Madras aus entdeckt wurde. Der Astronomen Norman Pogson benannte sie nach Rhea Sylvia, der Mutter der Zwillinge Romulus und Remus, die der Legende nach Rom gründeten. Sylvia sieht aus wie eine deformierte Kartoffel und gehört mit ihren Maßen von 380 x 260 x 230 km zu den größten Asteroiden des Hauptgürtels – sie ist an dessen äußeren Rand zu Hause.

Romulus und Remus

Im Februar 2001 entdeckten Michael Brown und Jean-Luc Margot einen natürlichen Satelliten, der um Sylvia kreist (87 Sylvia and S/2001 (87) 1). Aber ein binäres System war nichts Neues, bereits 1993 war Dactyl, der Begleiter von Ida, aufgespürt worden (Ida und Dactyl). Noch nie fand sich aber bisher eine Dreierformation, also ein Asteroiden mit zwei Monden.

Künstlerische Darstellung von Silvia und ihren Monden

Franck Marchis von der University of California in Berkeley, Pascal Descamps, Daniel Hestroffer und Jérome Berthier vom Institut de Mécanique Céleste et calculs d'Éphèmérides berichten in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature über ihre spektakuläre Entdeckung. Ihnen ist es mithilfe des Very Large Telescope VLT bzw. des Instruments NaCo des European Southern Observatory in Chile gelungen, neben S/2001(87)1 noch einen zweiten Mond zu erspähen, der die Bezeichnung S/2004(87)1 trägt.

Das Dreifachsystem besteht also aus Sylvia, die von ihren kleinen Zwillingen in einer Distanz von 710 und 1.360 km umkreist wird (ESO Video Clip 03/05). Die Forscher haben die natürlichen Satelliten auf die Namen Romulus) und Remus getauft, die International Astronomical Union (IAU) hat dieser Benennung bereits zugestimmt. Remus hat einen Durchmesser von nur 7 km und umkreist Sylvia einmal in 33 Stunden, Romulus misst 18 km und braucht für einen Orbit um seine Mutter 87,6 Stunden.

Foto des Very Large Telescope vom 9. August 2004. Rechts 87 Sylvia 004, links die beiden kleinen Monde (Bild: Franck Marchis/UC Berkeley und VLT)

Die Daten zeigten den Forschern, dass sowohl Sylvia wie ihre zwei kleinen Begleiter sehr porös sind, sie bestehen aus Geröll, das durch Eis zusammengehalten wird. Ihre Dichte ist nur zwanzig Prozent höher als die von Wasser, und in ihrem Innern finden sich wahrscheinlich sehr viele Hohlräume.

Die Forscher sind überzeugt, dass die Drei vom Planetoidengürtel ursprünglich ein Körper waren, der durch eine Kollision mit einem anderen Objekt auseinander gesprengt wurde. Sylvia entstand aus den Bruchstücken, die sich zusammenklumpten und die beiden kleineren Schutt-Stücken werden als Monde durch die Schwerkraft an Mamas Seite gehalten.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich noch weitere Trios im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter befinden.