NYTIMES gehackt

Hackers Rache ist süß

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Der Email-Infodienst q/depesche hatte die Nachricht als erster: "Zur Abwechslung bestand die Frontpage der New York Times heute Nachmittag aus lauter News völlig unfit to print", hieß es im q/depesche Email-Verteiler am Sonntag Nachmittag.

Eine Gruppe, die sich "Hacking for Girls" (HFG) nennt, hatte sich Zugang zum Server verschafft und den Inhalt der Homepage verändert. Neben den sichtbaren Veränderungen waren weitere Botschaften im HTML-Source Code als Kommentare eingebettet.

Anlaß für die wütende Attacke war, so läßt sich aus den verschiedenen Botschaften rekonstruieren, ein Artikel der NY Times, in dem von Hackern verallgemeinernd als von unreifen Burschen die Rede war, die Schwierigkeiten hätten, an Mädchen ranzukommen. Besondere Zielscheibe des Hackerspotts wurde John Markoff, dessen Schreibe in seinem Buch über Kevin Mitnick ihm als "schweres Vergehen" angelastet wird. Die Hacker machten sich über die allgemeine Linie der Technologieberichterstattung des New Yorker Blatts, das als kapitalistischer Meinungsführer gilt, lustig, sowie über dessen laxe Security.

Die NYTimes reagierte mit wenig Humor auf den Hack. Nachdem es mehr als 9 Stunden gedauert hatte, bis zumindest die Homepage wiederhergestellt war, stand in einem Artikel zum Vorfall zu lesen:

"The New York Times wants the FBI to hunt the group down and have them prosecuted within the full extent of the law". Zitiert nach Newsbytes.

Studiert man die zahlreichen Messages, die HFG am NYTimes Server hinterlassen haben, so scheint es ihnen hauptsächlich darum zu gehen, daß ihr Sport ernst genommen wird. Ein Ausschnitt (Kommentar-Zeichen und spitze Klammern wurden entfernt):

"Don't hate us because we rool."

Just because we type in all caps and use 'elite' speak doesn't mean we are kids, or we don't own your dumb ass. For everyone who calls us immature kids, it shows one more person has underestimated us. And worse, what does that say about their security? That "immature kids" were able to bypass their 25,000 dollar firewalls, bypass the security put there by admins with XX years of experience or a XXX degree from some college. Nyah Nyah. "The best is the enemy of the good." Voltaire.

Eines haben die HFG-Hacker mit ihrer Mischung aus Voltaire und Sexismus auf jeden Fall bereits geschafft, dem Infokrieg einen neuen Drall zu geben. In Filmen ist es üblich zu zeigen, daß Terroristen oder Revolutionäre als erstes den Staatsfunk übernehmen. Heute haben vielbesuchte Sites im Internet diese Funktion als Leitmedien. Sich in diese Sites zu hacken, scheint aber wesentlich leichter zu sein, als eine ganze Fernsehstation zu übernehmen.

Wie die zahlreichen Messages verraten, ging es den Hackern von HFG um mehr als bloß zu zeigen, was sie können. Sie wollen die öffentliche Meinung in ihrem Denken über Hacker beeinflussen. Ob das im Sinne der Hacker gelungen ist, bleibt abzuwarten. Eher anzunehmen ist leider, daß solche Angriffe als Vorwand für die Verschärfung der Gesetzeslage genommen werden können.

Derartige "Hacks", Einbrüche in die Rechnerstruktur von NASA, Pentagon und anderen Regierungs- und High Official Sites hatte es in den letzten Monaten schon mehrere gegeben. Der jüngste Vorfall mit der New York Times erweist sich als besonders günstig getimet, bricht er doch aus dem Schatten der Levinsky-Affäre und der Verstopfung aller Internetwege nach der Veröffentlichung des Starr-Berichts hervor, und nutzt die erhöhte Aufmerksamkeit, die dem Netz in diesem Moment auch in Mainstream Print Medien gegeben wird.

Mit ihrem "elite" Ascii Fetischismus haben die Hacker for Girls ihre 15 Minuten Berühmtheit, und die Verwundbarkeit von als "Inhaltskastellen" angesehenen Web-Medien wird herausgestellt. Doch gleichzeitig wird damit auch den Stimmen Auftrieb gegeben, die für eine striktere Kontrolle des Internet eintreten. Auch ohne Ars Electronica geht der Infokrieg weiter.

Links

www.nytimes.com

Wie die NYtimes Frontpage im Design von HFG aussah

Reuters Version

NYTimes Version

Zitate aus dem Sourcecode, den die Hacker hinterlassen haben, übernommen von www.quintessenz.at:

<!-- DOS EDIT ROOLZ -->

PPPS: HFG WOULD LIKE TO GREET: HFG, KEVIN MITN1CK, GALF, HFG, SOD, RWO, HFG, ADM, KEVIN MITN1CK, CCC, EL8, PHRACK, HFG, GU1LD, XYZ, THFC, HFG, H4X0R BR0TH3RS, RWO, HFG, HFG, AND OUR DOG. 0H. AND KEVIN MITNICK.

PPPPS: HFG WOULD L1KE TO RIDICUL3: MILWORM (ESPECIALLY DEATHCRAZE), ANALYZER, MASTERS OF DOWNLOADING, LEGIONS OF THE UNDERGROUND, ENFORCERS, COBRA, ASHTRAY LUMBERJACKS, ANTIONLINE.COM, H4G1S, INFOWAR.COM, ROOTSHELL.COM AND 0THER LAMERS.

PPPPPS: W3 D1G Y0UR CR0NTABZ!

PPPPPPS: U4EA SM3LLS LIKE HANDCUFFS. S0 D0ES TSUT0MU SH1M0MU

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