Nach einem Selbstmord: Abschuss der MH-17 durch ein ukrainisches Kampfflugzeug?

Seite 2: "Das Flugzeug war am falschen Ort zur falschen Zeit": Verwirrspiel um russische Radardaten

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Es wird von Interfax.ua auch berichtet, dass russische Behörden Voloshyn beschuldigt hatten, die Passagiermaschine MH17 von einer SU-25 aus am 17. Juli 2014 abgeschossen zu haben. Diese Version wurde aber von dem Gemeinsamen Ermittlungsteam (JIT) ebenso wie vom niederländischen Onderzoeksraad (Dutch Safety Board /DSB) abgewiesen und nicht weiter verfolgt.

Man legte sich aufgrund der gefundenen Hochenergiesplitter und Radardaten, die zwar keine Rakete zeigten, aber auch kein anderes Flugzeug in der Nähe, auf die Version fest, dass die Passagiermaschine von einer Buk-Rakete abgeschossen wurde, die aus einem damals von Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert worden war. Die Ukraine kam überhaupt nur in die Kritik, den Luftraum nicht rechtzeitig gesperrt zu haben.

Schon wenige Tage nach dem Absturz hieß es von russischer Seite, dass nach Radardaten eben ein ukrainisches Kampfflugzeug des Typs SU-25 in der Nähe von MH17 gewesen sei. General Andrej Kartapolow sagte, das Kampfflugzeug habe sich nach den Radardaten in einer Entfernung von 3-5 km bewegt. Vor dem Absturz habe die Passagiermaschine an Geschwindigkeit verloren: "Ab 17.20 Uhr wurde ein stabiler Geschwindigkeitsverlust registriert. Um 17.23 Uhr verschwand das Flugzeug von den russischen Radarbildschirmen. Als die Geschwindigkeit auf 200 km/h gefallen war, tauchte um 17.21 Uhr über dem Absturzort ein neues Flugobjekt auf. Dieses Objekt blieb vier Minuten lang auf den Radarschirmen."

Die Daten dieses Objekts hätten nicht ermittelt werden können, sagte der General, weil es wahrscheinlich keinen Sekundärradar hatte, was für Militärflugzeuge typisch sei. Eine SU-25 hätte allerdings nur eine Flughöhe von 7.000m, das Passagierflugzeug flog in einer Höhe von über 10.000 m. Immer wieder wurde von russischer Seite erwogen, dass ein ukrainisches Kampfflugzeug mit einer Luft-Luft-Rakete oder gar mit einer Bordkanone die Passagiermaschine zum Absturz gebracht haben könne.

Schon Ende 2014 wurde Voloshyn von russischer Seite beschuldigt, MH17 abgeschossen zu haben. Es wurde ein Zeuge aufgeboten, der aber zunächst anonym blieb und bei der ukrainischen Luftwaffe auf einem Flugwaffenstützpunkt im Oblast Dnipropetrowsk als Techniker gearbeitet hat. Er sagte, er habe am 17. Juli einen verstörten Kampfpiloten beobachtet, der von einem Flug zurückgekommen sei und gesagt habe: "Das war nicht das richtige Flugzeug." Schon damals fiel der Name von Voloshyn.

Der Pass von Jewgeni Agapow, dessen Zeugenaussage nicht interessierte.

2015 wurde schließlich der Zeuge aufgedeckt, der nach Russland geflohen sei. Das russische Ermittlungsteam veröffentlichte zur Beglaubigung seinen Pass. Die Zeitung Komsomolskaja Prawda veröffentlichte ein Interview mit dem jungen Ukrainer. Der sagte, an dem Tag sei eine SU-25, ausgestattet mit Luft-Luft-Raketen, die eine Reichweite von bis zu 10 km haben sollen, gestartet und ohne diese wieder zurückgekehrt. Nach seiner Rückkehr soll er auch gesagt haben: "Das Flugzeug war am falschen Ort zur falschen Zeit." Agapow wurde unter das Zeugenschutzprogramm gestellt.

Der Selbstmord oder Mord des ukrainischen Helden ließ natürlich in russischen Staatsmedien die Aufmerksamkeit wieder auf die Abschussversion durch ein ukrainisches Kampfflugzeug richten, die längst ad acta gelegt wurde. Neue Erkenntnisse gibt es nicht, aber eben Anlass, die Geschichte wieder aufzuwärmen.

Die in den Niederlanden durchgeführten Untersuchungen haben die Version aufgrund von ukrainischen Radardaten zurückgewiesen, andererseits sagt die Ukraine, zur Zeit des Abschusses seien keine Radarsysteme in dem Gebiet aktiv gewesen. Zu den Merkwürdigkeiten gehört auch, dass in Russland angeblich die primären Radardaten verloren gegangen waren, aber dann zufällig wieder gefunden und dem Gemeinsamen Ermittlungsteam übergeben wurden. Da war aber dann nicht mehr von dem ukrainischen Kampfflugzeug in der Nähe von MH17 die Rede, sondern nur davon, dass man auf den Radardaten keinen Hinweis auf die Buk-Rakete finde.

Das JIT zierte sich zunächst mit der Auswertung der Daten und versuchte dann etwas unglücklich zu erklären, warum die Buk-Rakete dem Radar entgangen sein könnte (Streit um russische Primär-Radardaten). Der verantwortliche niederländische Staatsanwalt Fred Westerbeke sagte schließlich, man brauche die Radardaten nicht mehr, da man genug Beweise habe. Den Radardaten werde zu viel Bedeutung zugewiesen, wichtiger seien die Zeugenaussagen. Aber da gibt es nun immer noch die Zeugenaussage von Jewgeni Agapow, die allerdings nicht die Version unterstützt, auf die man sich festgelegt hat.