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Versuche, Waffenbegeisterung und linke Inhalte zu kombinieren, hat es in der Geschichte der USA oft gegeben. Eine jüngere Bewegung nennt sich "Redneck Revolt"
Am 2. Mai 1967 marschierte eine Gruppe schwerbewaffneter Black Panther in das California State Capitol in Sacramento, um dort gegen ein geplantes Gesetz zu protestieren, das das offene Tragen geladener Schusswaffen für Zivilisten verunmöglichen sollte.
Obwohl ihr Erscheinen mit den damals geltenden Waffengesetzen in Einklang stand, wurden sie natürlich entwaffnet und entfernt; der sogenannte Mulford Act, der insgeheim gegen die bewaffnete Präsenz von Black Panthers in der Öffentlichkeit gerichtet war, ohne das offen zu sagen, wurde sehr bald darauf Gesetz.
Trevor Noah und Neal Brennan haben diese Episode im letzten Oktober satirisch beleuchtet , um aus ihr einen Vorschlag für die Einführung wirkungsvoller Waffengesetze zu drechseln: Die NFL-Spieler, die jüngst gekniet haben, um gegen die Misshandlung und Ermordung von Afroamerikanern durch die Polizei zu protestieren, sollten sich eher hinstellen, jeweils mit einer AR-15 in der Hand.
Der Erlass von wirkungsvollen Waffengesetzen werde dann vor der Halbzeit erfolgen. Aber möglicherweise ist diese Geste gar nicht nötig, denn es gibt eine aktuelle Gruppe, die die Anliegen der Black Panther neu aufgreift und interpretiert. Redneck Revolt heißen sie, und schon der Name ist Programm.
Den "Rednecks" die Geschichte zurückgeben
Denn es geht nicht nur darum, das Bild vom "vergessenen, weißen, abgehängten Arbeiter" zu ergänzen, der "Trump gewählt" habe, sondern auch darum, dem Begriff "Redneck" seine Geschichte zurück zu geben. "Rednecks" waren nämlich keineswegs immer konservative bis rechtsradikale Landbewohner. 1921 meinte der Begriff die Teilnehmer an einer bewaffneten Bergarbeiterrevolte in West Virginia - der sogenannten Battle of Blair Mountain.
Bis zu 10.000 Arbeiter ("Rednecks" genannt, weil sie oft rote Halstücher trugen) bekämpften unter anderem Agenten der Baldwin-Felts Detektivagentur, Männer des Landkreis-Sheriffs, der in der Tasche der Minenbesitzer steckte, und andere Söldner, die im Auftrag der Minenbesitzer für "Ruhe" unter den Bergarbeitern und für eine Demütigung der Gewerkschaften sorgen sollten, die sie organisieren wollten.
Der Aufstand, der als der größte nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg in die Geschichte der USA einging, endete erst, als die US-Army auf Anordnung des Präsidenten eingriff. Man zählte bis zu 130 Todesopfer. Die Söldnertruppen der Minenbesitzer hatten während der Kämpfe Privatflugzeuge benutzt, um Bomben auf die Rednecks abzuwerfen. All das erinnert sehr an die Zustände in Colorado Anfang des 20. Jahrhunderts, die Thomas Pynchon in seinem Roman "Against the Day" beschreibt.
Bewaffneter Selbstschutz
Das ist also die Geschichte, als deren Erben sich die Aktivisten von "Redneck Revolt" sehen. Aber worum geht es ihnen heute? Ihre Ziele sind klar definiert. Sie verstehen sich als eine Form des bewaffneten Selbstschutzes von Communities, die das Angriffsziel von rechten Milizen wie den Minutemen, Vanguard America und dem Ku Klux Klan sind: organisierte, linke Arbeiter und Arbeiterinnen, Schwarze, Latinos & Latinas, Menschen aus der LGBT-Community etc. .
Sie sehen es als ihre Aufgabe an, Schusswaffen-Training anzubieten, um einem von vornherein bewaffneten und gewaltbereiten Gegner Paroli bieten zu können. Sie tauchen auch mit Vorliebe bei Waffenmessen und anderen Gelegenheiten auf, bei denen die Rechtsradikalen nach neuen Mitgliedern suchen; das tun sie in erster Linie nicht, um gegen die Anwesenheit der Rechten zu protestieren, sondern um selbst neue Anhänger zu finden. Logischerweise lehnen sie jede Form des Rassismus ab, sowie jede Form von reaktionärem Antikapitalismus:
Es ist aber nicht genug, Antikapitalist zu sein. Reaktionärer Antikapitalismus kann einen auch zum Völkermörder machen. Faschismus gibt sich auch antikapitalistisch. Wir müssen eins verstehen: In der gegenwärtigen historischen Situation, in der viele Menschen am Kapitalismus leiden und nach Alternativen suchen, ist die Arbeiterklasse - und besonders die weiße Arbeiterklasse - anfällig für reaktionäre und faschistische Ideologien.
Redneck Revolt