Nahostkonflikt: Kampf um Wasser
Seite 3: Wasser im Westjordanland: Chronische Knappheit trotz ergiebiger Vorkommen
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Ein anderer Konflikt schwelt im Westjordanland, unter dessen Westteil sich der Westliche Gebirgsaquifer oder Western Aquifer bis ins israelische Kernland hinein erstreckt. Er ist der produktivste Wasserspeicher der ganzen Region.
Das Wasser des Aquifers wird im Großteil seines Gebiets als theoretisch förderbar eingestuft. Wegen des geringeren Rückhaltevermögens am östlichen Rand und aufgrund der Grundwasserfließrichtung liegen die ergiebigsten Zonen jedoch vor allem auf israelischem Gebiet, in der westlich an die Grüne Linie angrenzenden Küstenebene. Diese 1949 gezogene Demarkationslinie war ein Ergebnis des ersten arabisch-israelischen Krieges, in dem Israel nach der Staatsgründung Gebiete hinzueroberte, die nach dem UN-Teilungsplan von 1947 eigentlich arabisch bleiben sollten. Sie markierte bis 1967 unter anderem Israels Außengrenze zum damals noch von Jordanien besetzten Westjordanland.
94% der jährlich dem Western Aquifer entnommenen Wassermenge entfallen auf Israel, den Palästinensern bleiben 6%. Wasserknappheit ist in der West Bank ein chronischer Zustand. Die Entwicklung neuer Wasserinfrastruktur auf palästinensischer Seite wird regelmäßig durch Israel blockiert - dadurch hat sich die Menge des dort entnommenen Wassers seit der israelischen Besetzung des Westjordanlands 1967 nicht wesentlich erhöht. Das von israelischen Brunnen erbohrte Wasser wiederum wird hauptsächlich über den National Water Carrier nach Süden geleitet. Die durchschnittliche Wasserentnahme übersteigt seit Jahrzehnten die natürliche Erneuerungsrate, die sich vor allem aus den winterlichen Regenfällen im Ostteil des Aquifers speist, mit der Folge, dass der Grundwasserleiter allmählich erschöpft wird.
Ein anderer konfliktbeladener Posten auf der Wasserrechnung des Westjordanlands stammt von den mittlerweile 520,000 israelischen Siedlern, die hier in 150 Siedlungen und in 100 Außenposten leben.
Die israelische Siedlungspolitik in der West Bank ist vor allem mit Ariel Sharon verknüpft, dem Kriegshelden des Jom-Kippur-Kriegs, der 1977 unter der Regierung Begin Landwirtschaftsminister und Siedlungsgouverneur wurde. Nach seinen Vorstellungen sollte das Westjordanland zersiedelt werden, um ein geschlossenes arabisches Siedlungsgebiet und die spätere Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates zu verhindern. Ein Schwerpunkt des Plans sah die Errichtung von Siedlungen entlang der Grünen Linie vor - dort, wo der Western Aquifer am produktivsten ist.