Napster im Studentenabo

Die Zusammenarbeit der Online-Musikplattform mit einer US-Universität sorgt für Kontroversen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Roxio und die Penn State University haben sich darauf geeinigt, den Campus demnächst mit Abonnements der neuen Napster-Plattform zu versorgen. Nicht jeder ist erfreut über diesen Deal: Zwei Studenten versuchen bereits, Widerstand zu organisieren. Doch sie haben mit einer Universitätsleitung mit besonders guten Beziehungen zur US-Musikwirtschaft zu kämpfen.

Der am Donnerstag bekannt gegebene Vertrag soll es zunächst testweise 18.000 auf dem Campus-Gelände wohnenden Studenten ermöglichen, das Abo-Angebot der kürzlich wiederbelebten Napster-Plattform zu nutzen. Nach Ende des Testbetriebs soll das Angebot im Herbst auf bis zu 150.000 Penn State-Studenten und -Mitarbeiter ausgedehnt werden. Universitätspräsident Graham Spanier dazu: "Wir glauben, damit einen Großteil des Musik-Piraterie-Problems lösen zu können."

Chad Lindell und Joe Jarzab würden den Vertrag jedoch lieber heute als morgen annulliert sehen. Die beiden Penn State-Studenten verteilen seit ein paar Tagen Flugblätter auf dem Campus-Gelände, um Widerstand gegen die Napster-Partnerschaft zu organisieren. Besonders empört sind sie darüber, dass die Abonnements mit ihren Studentengebühren finanziert werden sollen. "Der Vertrag mit Napster basiert auf Geldern, die jeder Student für Informationstechnologie abführt. Dieses Geld wäre weit besser in neuer Computerhardware und Laborausstattung angelegt", so Joe Jarzab gegenüber Telepolis.

RIAA-Mitarbeiter im Uni-Vorstand

Außerdem schmeckt es den beiden nicht, dass sie für ihr Geld nur DRM-beschränkte Downloads bekommen sollen, die nach dem Ende ihrer Studienzeit praktisch wertlos sind. "Die Musikindustrie macht College-Studenten für einen Großteil ihrer Verluste verantwortlich. Deshalb nehmen sie jetzt Geld von jedem Studenten und geben ihnen im Gegenzug praktisch gar nichts", glaubt Jarzab. Napsters Abo-Angebot erlaubt den unbegrenzten Zugriff auf Streams und DRM-beschränkte Downloads von mehr als 500.000 Musiktiteln. Wer Titel auf CDs brennen will, muss dafür jedoch 99 Cent pro Song zahlen.

Als Reaktion auf zunehmende Abmahnungen durch Copyright-Inhaber wie auch wachsende Bandbreiten-Probleme suchen immer mehr US-Universitäten nach Alternativen zum P2P-Tauschtreiben ihrer Studenten. Dabei hat sich die Penn State-Universität als eine der treibenden Kräfte hervorgetan. So führt Universitäts-Präsident Spanier ein Komitee an, das sich für eine Zusammenarbeit von Universitäten und Entertainment-Wirtschaft einsetzt. Im April sperrte die Universität zudem den Internetzugang von mehr als 200 Studenten, die ein Campus-internes Direct Connect-System zum Austausch von Dateien genutzt hatten.

All das verwundert Kenner der Uni jedoch wenig. Was sei schon von einer Institution zu erwarten, fragen diese spöttisch, die einen Mitarbeiter der Recording Industry Association of America (RIAA) in ihrem wichtigsten Vorstandsgremium sitzen hat?