Narzisstische Führungskräfte: Fluch oder Segen für Unternehmen?

Porträt eines narzisstischen Geschäftsmanns, der sich im Spiegel ansieht

(Bild: Minerva Studio / Shutterstock.com)

Narzisstische Chefs umgeben sich scheinbar gern mit Narzissten. Nicht immer zum Vorteil der Firma. Eine neue Studie bietet Erkenntnisse – anhand von LinkedIn-Profilen.

Narzissten sind selbstbezogen und haben das Bedürfnis, von anderen bewundert zu werden. Für ihre Umgebung können sie dadurch zur Belastung werden – dennoch sind sie in Firmen oft in Führungspositionen zu finden. Und das kann sich zu einem Nachteil für das Unternehmen entwickeln.

Studie enthüllt: Narzisstische Chefs bevorzugen Gleichgesinnte

Auch in Betrieben scheint zu gelten: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Dortmund und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zeigt, dass narzisstische Chefs dazu neigen, weitere Narzissten in Führungspositionen zu berufen.

Für die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Management veröffentlicht wurde, analysierten die Forscher Tausende LinkedIn-Profile von Top-Managern in den USA.

Narzissmus zeigt sich in vielfältigen Ausprägungen

Narzissmus zeigt sich bei Führungskräften auf unterschiedliche Weise. Er reicht von Selbstvertrauen und Charisma bis zu schädlicher Selbstbezogenheit und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen.

Die bisherige Forschung konzentrierte sich auf einzelne Führungskräfte und ihre Charaktereigenschaften. Die vorliegende Studie geht darüber hinaus und untersucht, wie sich der Narzissmus des Chefs auf die gesamte Führungsebene auswirkt.

Narzisstische Chefs: Ein Bedürfnis nach Dominanz und Anerkennung

"Narzisstische Personen zielen darauf ab, ihre Überlegenheit einem breiteren Publikum darzustellen", erklärt Studienautor Lorenz Graf-Vlachy. In früheren Studien sei festgestellt worden, dass sich der Narzissmus auch in Pressemitteilungen von Unternehmen oder Aktionärsbriefen geäußert habe, etwa durch die Größe eines Bildes einer Führungskraft oder die Häufigkeit der Namensnennung.

Diese Analysen hat das Team um Graf-Vlachy auf die sozialen Netzwerke übertragen – und nach eigenen Angaben mit einigem Erfolg. "Wir haben gezeigt, dass wir den Narzissmus von Führungskräften anhand ihrer LinkedIn-Profile zuverlässig erfassen können, indem wir die Anzahl der Bilder der Führungskraft, die Länge des Texts in der 'Info'-Box und die gelisteten Kenntnisse, Zertifikate und beruflichen Stationen auswerten", so Graf-Vlachy.

Insgesamt werteten die Forscher 11.705 LinkedIn-Profile von Vorständen US-amerikanischer Unternehmen aus. Dabei stellten sie fest: Chefs mit einem höheren Grad an Narzissmus berufen Mitglieder in ihr Vorstandsteam, die ihre eigenen Charaktereigenschaften widerspiegeln. Also Menschen, die auch narzisstisch sind.

Narzissmus in Vorstandsteams: Eine teure Angelegenheit

Das kann sich aber negativ auf das Unternehmen auswirken. Wenn sich alle im Vorstand gegenseitig dominieren wollen, sind Konflikte vorprogrammiert. Und die wiederum können dazu führen, dass Manager das Unternehmen schnell wieder verlassen. Eine solche erhöhte Fluktuation kann dem Unternehmen erhebliche Kosten verursachen.

Die Forscher betonen, wie wichtig es für Geschäftsführer und Aufsichtsräte ist, die Dynamik in ihren Führungsteams besser zu verstehen und den Auswahlprozess für Führungskräfte zu überdenken. Sie empfehlen eine ausgewogene Betrachtung der Persönlichkeitsmerkmale von Führungskräften.