Neuer Bullet-Train vorgestellt: Chinas Eisenbahn peilt 400 km/h an

Ein Hochgeschwindigkeitszug auf einem Gleis

Chinas modernster Hochgeschwindigkeitszug, das Modell CR450, hat die Erprobung begonnen.

(Bild: Joey Zhang/X)

China plant Ausbau seines Hochgeschwindigkeitsnetzes auf 60.000 Kilometer bis 2030. Der Prototyp CR450 könnte ein neues Tempo-Zeitalter einläuten. Was darüber bekannt ist.

China hat einen neuen Prototyp eines Hochgeschwindigkeitszugs der nächsten Generation vorgestellt. Das am 29. Dezember in Beijing enthüllte Modell CR450 erreichte bei Tests Geschwindigkeiten von bis zu 450 Kilometern pro Stunde und eine Betriebsgeschwindigkeit von 400 km/h, wie das chinesische Verkehrsministerium mitteilte.

Sobald der Zug im kommerziellen Betrieb ist, könnte er der schnellste Hochgeschwindigkeitszug der Welt sein und das derzeitige chinesische Spitzenmodell CR400 übertreffen, das im Regelbetrieb mit einer Höchstgeschwindigkeit von 350 Stundenkilometern verkehrt.

Neue Maßstäbe bei Technik und Effizienz

Der CR450 wurde von seinen Entwicklern – CRRC Changchun Railway Vehicles und CRRC Sifang Co., Ltd. – für seine herausragende Leistung in puncto Betriebsgeschwindigkeit, Energieeffizienz, Lärmkontrolle und Bremsleistung gelobt.

Möglich wurde die Geschwindigkeitssteigerung indes durch eine Verringerung des Luftwiderstands um 22 Prozent und eine Reduzierung des Gewichts um 10 Prozent durch den Einsatz neuer Verbundwerkstoffe wie Kohlefaser. Dadurch soll der neue Zug auch besonders stromsparend sein.

Laut der staatlichen Zeitung China Daily hat der Zug mehr als 3.000 Simulationen und über 2.000 Plattformtests durchlaufen, um die strengen Anforderungen des kommerziellen Betriebs zu erfüllen.

In den letzten zehn Jahren hat sich China zum unbestrittenen Weltmarktführer im Bahnverkehr entwickelt. Das Land verfügt über ein Schienennetz von über 160.000 Kilometern, davon mehr als 46.000 Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Hochgeschwindigkeitszüge haben sich seit langem als effektive Alternative zum Flugverkehr für Reisen von bis zu 1.100 Kilometern erwiesen. In China verkehren diese Züge auf gesonderten Strecken ohne konkurrierenden Bahnverkehr; sind daher pünktlich, relativ günstig und oft die attraktivste Option für interregionale Verbindungen.

Weiterer Streckenausbau bis 2030 geplant

Die Volksrepublik plant, ihr Hochgeschwindigkeitsnetz bis 2030 auf 60.000 Kilometer auszubauen, wie das Eisenbahnverkehrsportal Railway Supply berichtet. Das entspräche einem Zuwachs von einem Viertel gegenüber den 48.000 Kilometern, die bis Ende 2024 vorhanden waren.

Die Behörden erwarten, dass das gesamte Schienennetz bis 2030 auf 180.000 Kilometer anwachsen wird, gegenüber 162.000 Kilometern im Jahr 2024. Das Hochgeschwindigkeitsnetz spielt weiterhin eine Schlüsselrolle in den Modernisierungsplänen.

Chinas staatlicher Bahnbetreiber, die China State Railway Group, prognostizierte für 2025 Investitionen in Sachanlagen in Höhe von 590 Milliarden Yuan (80 Milliarden Euro). Regierungsvertreter bestätigten, dass in diesem Jahr 2.600 Kilometer neue Bahnstrecken hinzukommen werden.

Insgesamt stiegen Chinas Investitionen in die Eisenbahn im Jahresvergleich um 11,3 Prozent auf 850,6 Milliarden Yuan (112 Milliarden Euro).

Durchbruch bei 400 km/h noch nicht final

Trotz der vielversprechenden Testergebnisse ist allerdings noch weitere Entwicklungsarbeit nötig, um einen sicheren und zuverlässigen kommerziellen Betrieb bei 400 Stundenkilometern zu garantieren. Doch angesichts der erfolgreichen Vorgängermodelle sind die Erfolgsaussichten gut.

Sollte dem CR450 der finale Durchbruch gelingen, könnte dies nicht nur für China, sondern weltweit für einen neuen Schub im Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene sorgen.

Seit den 1980er Jahren wurden Hunderte Milliarden Dollar in neue Hochgeschwindigkeits- und Hochleistungsbahnen in Europa und Asien investiert, angeführt vom japanischen Shinkansen und dem französischen Train a Grand Vitesse (TGV).

Technologisch hat China mittlerweile die Nase vorn, wie die jüngsten Entwicklungen zeigen. Die Konkurrenz dürfte daher genau beobachten, wie sich das CR450-Projekt weiterentwickelt. Ob der neue Rekord gelingt und wann der Zug letztlich auf die Schiene kommt, bleibt abzuwarten.